Liegen Sie im Trend?

Dr. Elena Hubschmid-Vierheilig

Ein Trend beschreibt die ersten Veränderungen und Strömungen in allen Bereichen der Gesellschaft und gibt uns Anhaltspunkte bezüglich deren zukünftigen Entwicklung. Dass die Digitalisierung die HR-Prozesse eines Unternehmens stark verändert, ist aber bereits die Realität. Aber was sind denn die neuen Trends im Bereich Human Capital?

Künstliche Intelligenz für Knowledge Management

Der klassische Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) im Recruiting durch bspw. Chatbots findet heute bereits Anwendung – auch wenn die Entwicklung noch mit berechtigter und gesunder Skepsis betrachtet wird. 

Es gibt jedoch weitere Bereiche, in der die KI auf dem Vormarsch ist: Innovative Unternehmen wie Starmind nutzen KI unter anderem auch im Knowledge Management und fördern dadurch den Wissenstransfer zwischen den Generationen. Die Identifizierung, Zusammenfügung, Kodierung und Erhaltung vom Wissen im Unternehmen ist ein Themenfeld, das mit KI gemeistert werden kann und momentan stark diskutiert wird. 

«Friends First» im Recruiting oder Anarchismus im Bereich Performance Management ohne Boni à la Baloise

Immer mehr Firmen setzen auf den «Bring a friend»-Ansatz, weil niemand es besser weiss als der eigene Angestellte, welche Kompetenzen und welcher Cultural-Fit ein potenzieller Kollege oder potenzielle Kollegin ins Unternehmen mitbringen muss. Der Kompetenzansatz findet auch die Anwendung in der Vergütung. Entlohnen kompetenzbasiert – und nur kompetenzbasiert – unabhängig von der Dauer der Betriebsangehörigkeit, vom Alter, von der Nationalität und idealerweise natürlich unabhängig vom Geschlecht. Gerechtigkeit und Kompetenzgrundlage in der Vergütung sind hochaktuelle Trends.

Der Vergütungstrend geht noch weiter: Zurückkehren zur guten alten Praxis des Fixsalärs?

Die Erkenntnisse aus der Theorie zum Verdrängungseffekt (engl. «Crowding-out»-Effekt) liefern Beweise dafür, dass man durch den Einsatz von Boni die intrinsische Motivation verdrängt und je nach Höhe der Boni sogar geschäftsschädigende Praktiken bei den Mitarbeitenden hervorrufen kann. Sind die variablen Vergütungen bei Ihnen passé? Wie sieht es mit Transparenz aus? Über Löhne wird geredet und zwar quer durch die Hierarchie: Liegen Sie im Trend?

Im Bereich Performance Management sind es schon ca. 6 aus 100 Unternehmen die das klassische Management by Objectives (MbO) mit den jährlichen Zielsetzungen, Beurteilungs- und Ratingzyklen über den Haufen werfen. Ein lokales Beispiel par Excellence ist die hiesige Zürcher Kantonalbank (ZKB) die eine kleine Revolution im Performance Management auf dem Paradeplatz ausgelöst hat.

Agilität und Zukunftsvorhersagen dank HR-Analytics 

Ein weiterer Trend ist die Auflösung der hierarchischen Strukturen durch die Arbeit in agilen Teams nach Holacracy und Scrum

Bei Erfolgskontrollen im Bereich Human Capital gewinnt nicht nur die retrospektive (HR-Controlling) sondern die prospektive Sichtweise (HR-Analytics) an Bedeutung. Anhand von den im Unternehmen vorhandenen Daten stellt man die Prognosen bzgl. des Performance, Kündigungen oder der Weiterentwicklung von bestimmten Zielgruppen der Mitarbeiter auf.

Trendy KPIs im Human Capital Management

Wenn man die aktuellen Beiträge in den Medien und die Unternehmenspraktiken analysiert, fällt auf, dass die folgenden 10 Key Performance Indicators (KPIs) dank der oben beschriebenen Trends immer häufiger erfasst bzw. prognostiziert werden:

  • Interne Besetzungsquote zeigt wie gut Sie in Sachen Nachfolgeplanung und Wissenserhaltung aufgestellt sind
  • Employee Net Promotor Score (eNPS) gibt Auskunft wie erfolgreich Sie mit Ihrer «Bring a friend» Kampagne sind
  • Durchschnittliche Time-to-fill und Cost-per-hire zeigt, wie schnell Sie die offenen Positionen besetzten und wie viel Geld Sie dafür ausgeben
  • Kandidatenzufriedenheitsquote zeigt, ob Sie bei Candidate Experience gut abschneiden
  • Performance von Neueintritten zeigt, ob Sie ein Profi im «right match», und nicht unbedingt im «best match» sind
  • Diversity Quote gibt Auskunft, ob ihr Unternehmen dem Mix der heutigen Tendenzen bzgl. Generationen-, Nationalitäten-, Geschlechter- etc. entspricht
  • Gender-Pay-Gap bringt nahe, ob Sie ein «Fair Play» in Sachen Vergütung spielen
  • Anzahl Frauen in Führungspositionen und, ob Sie für ein «Fair Play» in Sachen Beförderung stehen
  • Human-Capital-Readiness-Index leuchtet grün, gelb oder rot: Haben Sie genügend Mitarbeitende mit den Skills welche für den Ablauf Ihrer strategischen Kernprozesse unabdingbar sind?

It’s time for a check! 


1 Kommentar

  • Sehr interessanter Beitrag. Vor allem die aufgrund der beschriebenen Trends neuen und wichtigen 10 Key Performance Indicators helfen, neue und zusätzliche Schwerpunkte zu setzen und Trends auch im eigenen HR bewusster zu verfolgen. Hinzufügen könnte man noch Kennzahlen aus dem Bereich des Digital Recruiting wie die Conversion Rate nach Kanal, die Hit-Rate im Active-Sourcing, Einstellungsquote pro Kanal und Plattform und die Referrer-Touchpoint-Analyse. Im Online-Recruiting gelten andere Kennzahlen als in der traditionellen Recruitingwelt.


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