Vertrauen ist ein wichtiger Bestandteil exzellenter Teamarbeit. Die Ergebnisse der Project-Aristotle-Studie von Google (2016) zeigen, dass psychologische Sicherheit das wichtigste Kriterium für eine hohe Team-Effektivität darstellt. Fühlt sich ein Teammitglied psychologisch sicher, fürchtet es sich nicht, bei Unklarheiten im Team nachzufragen oder Kritik offen auszusprechen (vgl. Edmondson, 2003). Psychologische Sicherheit ist ein Indikator für hohes Vertrauen im Team. Bereits vorgängige Studien konnten aufzeigen, dass hohes Vertrauen Mitarbeiterengagement, Hilfsbereitschaft und Kreativität fördert (vgl. Colquitt et al. 2007; Searle et al. 2011; Sexton et al. 2000).
Im Zuge der agilen Transformation wird Teamarbeit als Kollaborationsform im Speziellen angepriesen. Bis heute werden allerdings Entlohnungsmodelle nicht konsequent angepasst. Sind individuelle monetäre Anreize weiterhin angebracht in einer Organisation, die primär Zusammenarbeit und Vertrauen vorantreiben möchte? Obwohl dieses Entlohnungsdilemma von vielen HR-Verantwortlichen erkannt wird, scheitern solche HR-Projekte zur Anpassung der variablen Entlohnungsmodelle oft an der Angst, die Besten zu verlieren.
Hier sollte sich jedes Unternehmen, das Agilität fördern möchte, fragen, welche Teamkultur es unterstützen möchte. Will es weiterhin die einzelnen High-Performer fördern oder die hoch leistenden Teams? Die Project-Aristotle-Studie zeigt auf, dass die individuelle Leistung keinen signifikanten Einfluss auf die Teameffektivität hat.
Wird daher der Fokus auf Teamleistung gesetzt, ist auch die individuell geprägte variable Entlohnung zu hinterfragen. Einige Unternehmen haben sich bereits für die Abschaffung von Boni und die Einführung von hohen Fixlöhnen entschieden (wie z.B. Bosch oder Baloise). Insbesondere in der Finanzbranche findet diese Möglichkeit jedoch noch wenig Zustimmung. Als Alternative wäre die Einführung von Team-Boni zu prüfen.
Diese Frage, ob Team-Boni tatsächlich eine Alternative zur Abschaffung von Individual-Boni sind, untersuche ich, Daniela Frau, Dozentin an der SML sowie externe Doktorandin an der HSG, am Lehrstuhl von Prof. Dr. Antoinette Weibel. Im Rahmen eines langfristigen Feldexperiments innerhalb eines Grossunternehmens analysiere ich, wie sich Individual-Boni (d.h. der Bonus basiert primär auf der individuellen Leistung) und Team-Boni (d.h. der Bonus basiert primär auf der Teamleistung) auf das Vertrauen, die Motivation und die Performance in Teams auswirken. Dabei ist die Bonustransparenz für das Teammitglied zentral, d.h. es versteht wie der Bonus berechnet wird und ob dieses auf der Individual- oder Teamleistung basiert. Sollten sich wie angenommen stärkere Vertrauens-, Motivations- und Team-Performance-Effekte bei der Einführung von transparenten Team-Boni zeigen, könnte diese Entlohnungsform eine Alternative für zukünftige agile Unternehmen sein, die keine Boni abschaffen wollen.
Sehr guter Beitrag mit wertvollen Gedanken und Überlegungen. Auch bei der Mitarbeiterführung sind es letztlich die Werte Respekt, Vertrauen und Wertschätung mit der grössten und positivsten Wirkung.