Auslandsemester sind unter Studierenden der Technikkommunikation leider eine Rarität. Jihane Male, Studentin im Bachelor Angewandte Sprachen, hat sich dennoch getraut und sich diesen Wunsch an der Hochschule Hannover erfüllt. Wieder in der Schweiz, blickt sie etwas wehmütig zurück und sagt: “Diese Monate waren die prägendsten und inspirierendsten meiner gesamten Studienzeit, vor allem im Hinblick auf den bevorstehenden Berufseinstieg.”
von Jihane Male, Studentin Bachelor Angewandte Sprachen
Hannover hat mir auf Anhieb gefallen und ist zu meiner absoluten Lieblingsstadt geworden. Etwas, woran ich immer gerne zurückdenken werde, ist die offene, freundliche und ehrlich interessierte Art, mit der mir die Menschen entgegentraten. Ich hatte das Glück in der schönen und gründerzeitgetränkten «List» zu wohnen, wo ich beim Anblick der Architektur teilweise kaum aus dem Staunen herauskam. Die List ist der Stadtteil, wie ich mir von einem älteren Herrn habe erklären lassen, wo die US-Soldaten im April 1945 mit den Panzern die Ferdinand-Wallbrecht-Strasse runterfuhren und das Ende des Krieges ankündigten. Der Herr war Kunde in der Biobäckerei, in der ich nebenbei jobbte, und wann immer er kam, erfuhr ich Spannendes über Hannovers Geschichte. Mit solchem Wissen sieht man die Stadt dann mit ganz anderen Augen.
Austausch mit Fachkräften als Inspiration für die Zukunft
Auch an der Hochschule Hannover – Studiengang Technische Redaktion – fühlte ich mich herzlich aufgenommen. Man war interessiert, fragte, half weiter und erzählte von sich. Ein besonders tolles Erlebnis war der Besuch der Tekom-Jahrestagung in Stuttgart. Die Hochschule organisiert jeweils den gemeinsamen Besuch der Tagung für Studierende. Diese haben jeweils die Möglichkeit, während der Tagung einen Tag als Unterstützung zu arbeiten und erhalten dafür an den zwei anderen Tagen kostenlosen Eintritt. So kann man sich Vorträge zu spannenden Themen und Innovationen anhören, mit den Vertretern von interessanten Firmen oder Studiengängen sprechen und sich die neuesten Produkte vorstellen lassen.
Die Gespräche waren für mich am wertvollsten. Ich konnte mir ein Bild darüber machen, wie die Arbeit in der Branche aussieht, und erfuhr mehr darüber, was der Arbeitsmarkt aktuell fordert. Sie halfen mir dabei, herauszufinden, welche Richtung ich nach dem Studium einschlagen möchte. Ich hatte bei nahezu jedem Gespräch das Gefühl, dass wir ZHAW-Studierende, obwohl unser Studiengang (der Bachelor Angewandte Sprachen mit Vertiefung Technikkommunikation; Anm. der Red.) (noch) wenig bekannt ist, aufgrund unseres vielseitigen und sprachintensiven Curriculums viel Interesse entgegengebracht bekommen. Mir wurde bewusst, wie gut unsere Vertiefung tatsächlich abdeckt, was in der Arbeitswelt gesucht wird. Eine weitere wichtige Erkenntnis war, dass sich der Besuch der Tekom-Tagung nicht nur für «TEK-Studierende» lohnt, sondern auch für Studierende der anderen Vertiefungen (Multimodale Kommunikation und Mehrsprachige Kommunikation) interessant sein könnte. Unter den Firmen sind auch viele Übersetzungsagenturen mit äusserst qualifizierten Vertretern, die sehr gerne Auskunft und Tipps bezüglich möglichen Berufsrichtungen geben.
Auslandsemester – eine sinnvolle Investition
Mit diesem kleinen Einblick in mein Semester in Hannover schliesse auch ich mich der allgemeinen Meinung an, und empfehle ein Auslandsemester wärmstens weiter. Ich gehe ausserdem noch weiter und empfehle allen Studierenden meines Studiengangs den Besuch der Tekom-Jahrestagung, denn ich finde, nichts gibt so gute Eindrücke und Inspirationen, wie der Austausch mit Fachkräften. Und vielleicht kann die kleine TEK-Community damit sogar noch weitere KollegInnen gewinnen.
Dies ist einer von fünf prämierten Blogbeiträgen aus dem Herbstsemester 2019 des Bachelor Angewandte Sprachen.
Professionelle Mehrsprachigkeit erlangen Studierende nicht ohne vertiefte interkulturelle Erfahrung. Deshalb ist im fünften Semester des Bachelor Angewandte Sprachen ein Auslandsemester vorgesehen. Bei einem Studienaufenthalt an einer Gastuniversität tauchen die Studierenden ein in die Sprache, das Leben und die Kultur ihres Gastlandes und kommen zurück mit einem internationalen Netzwerk und vertieften interkulturellen Kompetenz, die auf dem internationalen Arbeitsmarkt gefragt sind. In ihren Blogbeiträgen vermitteln die Studierenden daraus nur ganz wenige persönliche Eindrücke – Blitzlichter eines reichen Studiensemesters an einer Partneruniversität des IUED.
Jedes Jahr nutzen rund zwei Drittel der Studierenden im BA Angewandte Sprachen diese Möglichkeit und verbringen ihr fünftes Semester an einer Gasthochschule im In- oder Ausland. Das IUED Institut für Übersetzen und Dolmetschen hat dafür ein grosses Netzwerk an Partnerhochschulen auf der ganzen Welt aufgebaut und unterstützt die Studierenden bei der Suche ihrer Wunschhochschule.
Im Bachelor Angewandte Sprachen bildet das IUED Institut für Übersetzen und Dolmetschen Sprachinteressierte zu Sprach- und Kommunikationsprofis aus, die sich souverän zwischen Sprachen, Kulturen und Domänen bewegen. Das Studium mit den Vertiefungen Mehrsprachige Kommunikation, Multimodale Kommunikation sowie Fachkommunikation und Informationsdesign (bisher: Technikkommunikation) qualifiziert für eine Tätigkeit im mehrsprachigen Projekt-oder Eventmanagement, in verschiedenartigen Übersetzungskontexten, im Informationsdesign oder in der Technischen Dokumentation.