Wie finden Schulen die passenden Lehrpersonen? Und wie erkennen Lehrpersonen, welche Schule zu ihnen passt? Mit ihrem digitalen Tool «Passt!» setzen die Forscherinnen Colette Schneider, Angelica Hüsser, Julia Grundisch und Carmen Koch neue Impulse in der Rekrutierungskommunikation.
Autorinnen: Colette Schneider Stingelin, Angelica Hüsser, Julia Grundisch, Carmen Koch
Die Anforderungen an den Lehrberuf sind in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen. Schulen sind auf Lehrpersonen angewiesen, die zu ihrer Organisationskultur passen und sich langfristig engagieren. Gleichzeitig konkurrieren die Schulen um die besten Talente. Lehrpersonen ihrerseits suchen nach einer Schule, bei der sie sich wohlfühlen und sich auf ihre Kernaufgabe – das Unterrichten – fokussieren können.
In unserem Forschungsprojekt “Passt!” haben wir untersucht, welche Aspekte für Lehrpersonen bei der Stellensuche eine zentrale Rolle spielen und welche Faktoren Schulleitende im Rekrutierungsprozess in den Fokus stellen. Entstanden ist ein digitales Tool, das Lehrpersonen und Schulleitenden eine neue Form des Kennenlernens ermöglicht.
Digitales Matching-Tool «Passt!»
“Passt!” wurde in Zusammenarbeit mit verschiedenen Partner:innen entwickelt. Im Tool geben Lehrpersonen und Schulen anhand verschiedener Fragen ihre Haltung oder Einstellung an. Das Tool gleicht die Angaben der Lehrpersonen mit denjenigen von Schulen ab und zeigt potenzielle Matches an.
Die Grundidee erinnert an Matching-Technologien, die auch aus anderen Bereichen bekannt sind beispielsweise aus dem Dating: Schulen und Lehrpersonen erhalten eine datenbasierte Grundlage, wer welche Faktoren wie bewertet. Dabei können beide Seiten selbst entscheiden, wie hoch die Übereinstimmung in den verschiedenen Profilfaktoren (Führungskultur, Kommunikation, Lernräume, Gestaltungsspielraum, Experimentierfreudigkeit, Kollaboration, Mitwirkung Schüler:innen SuS, Digitalität) sein soll, oder anders gesagt: welche Profilfaktoren ihnen besonders wichtig sind.
Damit ermöglicht das Tool eine erste digitale Begegnung – noch bevor eine Bewerbung eingereicht wird oder ein persönliches Gespräch stattfindet. Dies hilft, bereits im Vorfeld zentrale Fragen zu klären, beispielsweise zu Führungskultur, gelebter Zusammenarbeit oder pädagogischer Gestaltungsfreiheit. Die ersten Erfahrungen mit «Passt!» im Rekrutierungsprozess sind positiv – auf beiden Seiten.

Forschung mit der Praxis
Die Aussagen im digitalen Tool wurden in einem Mixed-Methods-Design entwickelt, im Rahmen dessen wir Recherchen, Fokusgruppengespräche und Befragungen durchgeführt haben.
- Konkret haben wir ausgehend von Erkenntnissen aus der Kommunikations- und Erziehungswissenschaft ein provisorisches Kategoriensystem erstellt.
- Dieses haben wir mit Expert:innen aus dem Schulumfeld diskutiert, um so den Bogen von der Theorie zur Praxis zu spannen.
- Das Ergebnis dieses ersten Prozessschrittes waren vorerst zehn Spannungsfelder, die als Ausgangslage für die Fokusgruppendiskussionen mit PH-Studierenden dienten.
Fokusgruppen, Leitfadengespräche, Online-Befragung
In den Fokusgruppen holten wir mit einer offenen Frage zentrale Faktoren für die Arbeitsstelle ab: «An welchen drei Faktoren erkennst du deine Traumschule?“ Diese ungestützte Abfrage ermöglichte es uns, bisher unerkannte Faktoren zu identifizieren. Im Anschluss diskutierten wir mit den Studierenden die von uns definierten Spannungsfelder. Fünf Fokusgruppen fanden mit Studierenden der PH Unterstrass statt und eine Fokusgruppe mit Studierenden der PH Zürich. Darin erzählten und diskutierten die Fokusgruppen-Teilnehmenden in jeweils eineinhalb Stunden, welche Profilfaktoren für sie bei der Wahl einer zukünftigen Schule entscheidend und welches die Gründe dafür sind.

Im Anschluss an die Fokusgruppen führten wir mit zwölf Schulleitungen aus verschiedenen Schultypen Leitfadengespräche. In der Auswertung der Gesprächsdaten von Studierenden und Schulleitenden identifizierten wir zentrale Aussagen, die eine Operationalisierung der identifizierten Profilfaktoren ermöglichten. Diese Profilfaktoren mit den jeweiligen Aussagen bildeten die Basis für die quantitative Online-Befragung mit allen Studierenden der PH Unterstrass; 50 Studierende füllten die Befragung vollständig aus.
Die Ergebnisse aus den qualitativen und quantitativen Erhebungen zeigen: Für eine erfolgreiche Passung zwischen Lehrpersonen und Schulen spielen die folgenden acht Profilfaktoren eine wichtige Rolle.
- Führungskultur
- Kommunikation
- Lernräume
- Gestaltungsspielraum
- Experimentierfreudigkeit
- Kollaboration
- Mitwirkung Schüler:innen SuS
- Digitalität
Ein herzliches Dankeschön geht an die folgenden Partner:innen, die die Entwicklung und Umsetzung von “Passt!” ermöglicht und unterstützt haben und das Tool im Schulkontext bekannt machen: Stiftung Mercator Schweiz, angela works, PH Unterstrass und Smartvote.
Mehr Forschung zur Schulkommunikation
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