Zoe Gisiger im Berufsalltag mit dem Bachelor Sprachliche Integration

«Es ist genau das gewesen, was ich gesucht habe!» Der Weg in den Berufsalltag der sprachlichen Integration

Für Zoe Gisiger geht eine intensive und interessante Zeit an der ZHAW zu Ende. Sie gehört zu den ersten Studierenden, die den Studiengang «Sprachliche Integration – Deutsch als Fremd- und Zweitsprache» abschliessen. Für sie ist klar, dass sie ideal auf ihren Berufsalltag vorbereitet wurde.


Autor: Joshua Bartholdi

Sprachliche Integration studieren: Was das konkret bedeutet, konnte sich Zoe am Anfang noch nicht wirklich vorstellen. Vom brandneuen Studiengang gab es noch keine Studierende, die sie hätte fragen können. Im Verlauf des Studiums wird ihr aber schnell klar: «Es ist genau das gewesen, was ich gesucht habe!» Die Kombination von Integration, Migration und Didaktik, die sie bei der sozialen Arbeit oder an pädagogischen Hochschulen vermisste, begeisterte sie von Anfang an. Nun ist sie Klassenlehrerin bei «Welcome to School». Seit der Gründung 2016 engagiert sie sich zuerst ehrenamtlich, später berufsmässig in der Schule als Lehrerin in den Fächern Deutsch und IKT (Informations- und Kommunikationstechnologien). Die Schule richtet sich an Jugendliche und junge Erwachsene mit Flucht- und Migrationshintergrund, die Anschluss an eine schweizerische Berufslaufbahn suchen. Zoe berichtet, dass die Mehrheit der Schülerinnen und Schüler nie zur Schule gegangen ist. Deshalb genüge etwas Deutsch nicht für eine Berufslehre, sondern Kompetenzen in Mathematik, Allgemein- und Berufsbildung und IKT sind ebenfalls notwendig. Zusätzlich gibt es ein kulturelles Angebot mit Theaterkursen und bildnerischem Gestalten.

Praxisorientiertes Studium

Wenn sie über das Studium spricht, hebt sie gerne den Praxisbezug hervor. Sie hat es geschätzt, dass ab dem ersten Semester durchgehend eine starke Praxisorientierung vorhanden war. Da sie bereits während des Studiums als Lehrerin gearbeitet hatte, konnte sie das Gelernte gleich einem Praxistest unterziehen. «Ich konnte so gut wie alles anwenden», ist ihr Fazit und betont die Didaktik-Module, die sie optimal auf das Unterrichten vorbereitet haben. Zu den Highlights ihres Berufs zählt sie deshalb den Lernprozess ihrer Klasse. Es freut sie, wie schnell und motiviert die Schülerinnen und Schüler lernen, besonders auch jene, die nie zur Schule gegangen sind. Vor einem Jahr konnten einige noch kein Wort Deutsch und jetzt fällt es ihnen leichter mitzudiskutieren. Generell macht es ihr grosse Freude, ihnen die deutsche Sprache näherzubringen und zu helfen, dass sie sich in der Schweiz ankommen und zurechtfinden.

Eine Klassenlehrerin im Dienste der Integration

Als Klassenlehrerin unterrichtet sie nicht nur Deutsch auf dem Niveau A1.1, sondern verbindet auch Lehrpersonen, Sozialbetreuende, die Schulleitung und die Klasse miteinander. Viele ihrer Schülerinnen und Schüler sind noch nicht lange in der Schweiz. Deshalb ist es ihr besonders wichtig, ihnen einen Ort zu schaffen, an dem sie sich sicher und willkommen fühlen, ganz nach dem Motto «Welcome to School». Gerade auch weil die meisten allein und ohne Familie hier sind, wird die Schule zu einer Art Familienersatz. Eine gesunde Balance zwischen Nähe und Distanz ist für Zoe nicht immer einfach zu finden. «Ein Grossteil hat schwierige und traumatisierende Erfahrungen gemacht und machen sie auch hier in der Schweiz noch», erklärt sie. Viele von ihnen haben das Bedürfnis, diese Erfahrungen zu teilen, darüber zu sprechen oder auch Bilder zu zeigen. Hier muss sie Grenzen ziehen, einerseits für ihre eigene mentale Gesundheit, andererseits auch zum Schutz der Klasse, damit sie sich nicht gegenseitig retraumatisieren. Das Modul «Interkulturelle Kommunikation» habe sie sehr gut auf diese Situationen vorbereitet. Ausserdem findet sie es hilfreich, dass «Welcome to School» mit family-help im Rahmen von Gruppentherapien zusammenarbeitet und ein internes Pat:innensystem kennt. Eine weitere Herausforderung, der sie begegnet ist, sind Konflikte zwischen verfeindeten Bevölkerungsgruppen, die im Klassenzimmer ausgetragen werden. Um so mehr freut sie sich, wenn sie erlebt, wie diese Konflikte keine Rolle mehr spielen.

Die Bedeutung des Studiengangs

Mit dem Studium endet für Zoe eine intensive und interessante Zeit. Sie ist glücklich und stolz, ihr Ziel erreicht zu haben und viele schöne Erinnerungen mitzunehmen. Gleichzeitig mischt sich etwas Trauer dazu, dass es schon vorbei ist. Ihre Mitstudierende konnte sie erst im letzten Jahr so richtig kennenlernen, da das Studium im ersten Jahr wegen Corona mehrheitlich online durchgeführt wurde. Jetzt nach drei Jahren trennen sich ihre Wege wieder. Für Zoe führt der Weg an die «Welcome to School», wo sie sprachliche Integration lebt und erlebt. 



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