Mark D. Harvey

Interkulturelle Kommunikation in professionellen Kontexten

Im letzten Studienjahr des Bachelor Sprachliche Integration werden die Inhalte immer komplexer. Im Schwerpunkt «Sprachberatung und -coaching» profitieren die Studierenden im sechsten Semester von den Erfahrungen des Mitbegründers der Männer- und Väterorganisation männer.ch sowie Feme Artist Table FAT: Mark D. Harvey. Der Schweizer mit amerikanischen Wurzeln unterrichtet, coacht, berät Unternehmen und hat verschiedene Integrationsprojekte in Zürich durchgeführt. Die Studierenden setzen sich mit Mark im Modul «Interkulturelle Kommunikation in professionellen Kontexten» mit dem Abbau von Mikroaggressionen, mit interkulturellem Coaching und mit Diversitätsabteilungen in Organisationen auseinander.

Autor: Joshua Bartholdi

«Wie die meisten habe ich lange nicht gewusst, wie ich auf Mikroaggressionen reagieren soll», sagt Mark D. Harvey, Gastdozent im Bachelorstudiengang Sprachliche Integration. Als dunkelhäutiger Schweizer mit amerikanischen Wurzeln wurde er oft mit rassistischen Sprüchen konfrontiert. Deshalb hat er angefangen, Situationen mit Mikroaggressionen zu sammeln, und hat Interventionen für Menschen entworfen, die tagtäglich davon betroffen sind. Daraus sind Tipps im Umgang mit Mikroaggressionen entstanden. Sie helfen, etwas zu erwidern, sich zu verteidigen, und nicht nur frustriert dazusitzen und die Faust im Sack zu machen.

Interkulturelle Kommunikation im Schwerpunkt Sprachberatung und -coaching

Mark D. Harvey hat bereits auf allen möglichen Ebenen und Stufen gelehrt, unter anderem in einem Gefängnis für Jugendliche und Erwachsene. Seine jahrelangen Erfahrungen kommen jetzt auch den Studierenden im Bachelorstudiengang Sprachliche Integration zugute. Christiane Hohenstein, Professorin für Interkulturalität und Sprachdiversität an der ZHAW, organisiert zusammen mit Mark das Modul «Interkulturelle Kommunikation in professionellen Kontexten» im sechsten Semester des Bachelorstudiengangs Sprachliche Integration. Das Modul ist Teil des Profilschwerpunkts Sprachberatung und -coaching. Die Studierenden eignen sich darin spezifische Skills in Coaching und Beratung an. Interkulturelles Coaching, verschiedene Formen von Mikroaggressionen und mögliche Interventionen standen in diesem Semester im Zentrum. Die Studierenden lernten dabei verschiedene Modelle zur Multi-, Inter- und Transkulturalität kennen.

Was sind eigentlich Mikroaggressionen?
Mit Mikroaggressionen werden Handlungen oder Äusserungen bezeichnet, die andere Personen – beispielsweise aufgrund ihrer Zugehörigkeit – ausgrenzen oder abwerten. Die Frage Woher kommst du eigentlich? kann als ausgrenzend wahrgenommen werden, da sie impliziert, dass die Person nicht wirklich dazugehört.

Organisationen im Fokus von Interkulturalität

Für einmal standen im Schwerpunkt «Sprachberatung und -coaching» statt Einzelpersonen Organisationen im Fokus. Die Studierenden nahmen das Thema «multikulturelle Organisationsentwicklung» unter die Lupe und setzten sich mit der Rolle von DEI-Abteilungen (Diversity, Equity und Inclusion) auseinander. Mark erklärte den Studierenden, dass die Begriffe «Diversity, Equity und Inclusion» immer aus der Perspektive der Referenzkultur geprägt sind. Diese gibt den Rahmen für Inklusion und Exklusion vor und formt den Erwartungshorizont einer Gesellschaft.

Studierende im Bachelor Sprachliche Integration beschäftigen sich im letzten Studienjahr mit dem Thema “Interkulturelle Kommunikation in professionellen Kontexten”.

Organisationen stehen aktuell vor der Herausforderung, DEI-Themen nachhaltig zu verankern. Werden DEI-Abteilungen lediglich vertikal aufgebaut, besteht die Gefahr, dass sie bei Umwälzungen sofort geschlossen werden. Dies passiert vor allem dann, wenn Diversität und Inklusion als Bedrohung gesehen werden. Wichtig ist deshalb eine horizontale Verankerung von DEI-Abteilungen, die in der Organisationsstruktur breit abgestützt ist.

Diversity, Equity, Inclusion – ein Modell für Organisationen

Anhand einer Studie über Persönlichkeitsfeedbacks wurde die Rolle von DEI-Abteilungen diskutiert. Wie kommt es, dass Frauen sieben Mal häufiger als Männer als «rechthaberisch» und elf Mal häufiger als «schroff» bezeichnet werden? Mit dem «DEI Process Model» präsentierte Mark ein Modell, das die Haltung von Organisationen zu DEI mit verschiedenen Merkmalen beschreibt. Die Studierenden erhielten den Auftrag, herauszufinden, wie Organisationen und Unternehmen, in denen sie tätig sind, mit DEI umgehen und wo sie im Prozessmodell zu verorten sind. Darüber entstanden angeregte Diskussionen, gerade weil manchmal die Zuordnung nicht ganz einfach war.

Nun stehen die Sechstsemestrigen vor dem Abschluss ihres Studiums. Christiane und Mark wünschen sich, dass sich die Studierenden weiterhin so offen und interessiert auf Neues einlassen wie bei der Thematik der interkulturellen Kommunikation. Sie hoffen, dass sie die eigene Perspektive weiterhin in verschiedenen Kontexten in Frage stellen und auch Widerstände in Organisationen bezüglich DEI angehen.

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Über Mark D. Harvey
Mark D. Harvey ist in den Vereinigten Staaten aufgewachsen und lebt seit 1980 in der Schweiz. Er hat auf allen Bildungsebenen unterrichtet, gecoacht und beraten und verschiedene Integrationsprojekte in Zürich durchgeführt. Den Dachverband Schweizer Männer- und Väterorganisationen männer.ch sowie FAT (Femme Artist Table) hat er mitgegründet. Er bietet Workshops und Beratungen zu DEI, Rassismus, Permadiversität und Kunst an. Mehr über Mark D. Harvey ist hier zu lesen.

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