Dass Sprache ein essenzieller Schlüssel für die Teilhabe an einer Kultur ist, weiss Kim Färber, Studentin des Bachelor Sprachliche Integration. Im Rahmen ihres Praktikums im vierten Semester plante und gestaltete die 26-Jährige den Auftritt des ILC Institute of Language Competence an der Internationalen Tagung für Deutschlehrer:innen (IDT) mit. Was sie von der Tagung in Wien für ihre Zukunft mitnimmt und was die ZHAW-Studentin nach dem Bachelor Sprachliche Integration beruflich vor hat, erzählt sie im Interview.
Autorin: Stefanie Krüsi
Der Schweizer Auftritt an der Internationalen Tagung für Deutschlehrer:innen (IDT) in Wien wurde unter dem Motto «mit.sprache.teil.haben» gestaltet. Was bedeutet das?
Sprache ist ein wichtiges Instrument, das uns ermöglicht, innerhalb einer Gesellschaft an Kultur, Bildung und Politik teilzuhaben. Sie ermöglicht Mitsprache. Beherrscht man die Sprache eines Landes, so ist man Teil der Community. Gerade in der Schweiz ist die Situation aufgrund der Diglossie (besondere Form der Zweisprachigkeit; in der Schweiz: Hochdeutsch als Schriftsprache und Dialekte in mündlicher Anwendung) noch einmal spezieller. Die Varietät der Dialekte signalisiert Zugehörigkeit. Und genau diesen Varietäten soll im internationalen Diskurs Platz gegeben werden.
War das an der IDT in Wien möglich?
An dieser Tagung können sich unterschiedlichste Menschen an sprachdidaktischen und sprachpolitischen Themen beteiligen. Sprache kann Lernenden Welten öffnen, um beispielsweise ein besseres Verständnis dank Austauschmöglichkeiten zu ermöglichen und somit die Teilhabe ermöglichen. Wie schaffen wir es also als (zukünftige) Lehrpersonen, Sprache auf eine effektive Art und Weise zu lehren? Wie können wir authentischen Sprachunterricht geben, der die Lernenden dazu befähigt, in einer sprachlichen Umgebung handeln zu können? Die Tagung in Wien ermöglichte den Austausch zu diesen wichtigen Themen und bringt alle dazu, über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen.
Welches sind deine eigenen Erfahrungen zum Thema «mit.sprache.teil.haben»?
Ich habe selbst miterlebt, dass Menschen, die eine Sprache nicht beherrschen, Ausgrenzung erfahren können. Manchmal kann die Frustration dann so gross werden, dass sich diese Menschen zurückziehen, die Zielkultur ablehnen und das Lernen einer Sprache sehr schwierig macht.
Man muss den Menschen mit Empathie begegnen, Hilfe in einfacher Sprache und in ihrer Muttersprache ermöglichen, damit sie nicht das Gefühl erhalten, sie würden allein gelassen. Der Bachelorstudiengang Sprachliche Integration hilft mir dabei, solche Menschen zu erreichen, auf sie einzugehen und auf eine didaktisch sinnvolle Weise die Sprache beizubringen und ihnen die Teilhabe in der Gesellschaft zu ermöglichen.
Welche Erfahrungen hast du in Wien gemacht und was ist dir besonders in Erinnerung geblieben?
Ich habe so viele verschiedene Menschen aus der ganzen Welt getroffen und beobachtet. Der Andrang bei unserem Stand «Auftritt Schweiz» war riesig, das Interesse an der Schweiz, der Landeskunde, der Kultur und der Sprache war gross. Es war toll, zu sehen, wie offen und interessiert alle waren. Ebenso habe ich erfahrene Fachpersonen mit spannenden Projekten getroffen, von denen ich einzigartige Einblicke und Tipps erhalten habe und Chancen für eine mögliche Zusammenarbeit bestehen.
Ich werde auch die Zusammenarbeit innerhalb unseres Projektteams nie vergessen. Es war eine grossartige Erfahrung, am «Auftritt Schweiz» an der IDT mitgewirkt zu haben und das grosse Engagement meiner Kolleg:innen vom ILC Institute of Language Competence mitzuerleben.
Was nehmt ihr als Team von der IDT zurück an die ZHAW und ans ILC?
Das ganze Engagement hat sich gelohnt, es war ein voller Erfolg: Wir haben es geschafft, den Leuten die Schweiz, ihre sprachliche Vielfalt und die Kultur näherzubringen. Es ist wichtig, dass die Schweiz international sichtbar ist und in Bezug auf die deutsche Sprache wahrgenommen wird. Die Leute möchten mehr darüber wissen und nehmen die Schweiz ernst. Solche Auftritte stärken das Image der Schweiz und lohnen sich immer wieder.
Was möchtest du in Zukunft mit dem Bachelor Sprachliche Integration erreichen und was hast du dafür von der IDT 2022 mitgenommen?
Die Kontakte, die ich mit inspirierenden Lehrpersonen in Wien geschlossen habe, waren sehr bereichernd. Das motiviert mich noch mehr, eine kompetente Lehrperson für die deutsche Sprache zu werden. Ich möchte weiter viele Erfahrungen sammeln und in diesen Themen weiterhin viel lernen. Ich kann mir vorstellen, in Zukunft Gebiete im DaF/DaZ-Unterricht zu erforschen, die noch nicht so entwickelt sind – zum Beispiel neue Chancen fürs Unterrichten, wie das Lernen anhand von Videospielen.