Joshua Bartholdi im Garten

Vom Kulturmix zur professionellen sprachlichen Integration

Sein Heimatgefühl ist ein bunter Mix aus drei verschiedenen Kulturen. Er ist der Sohn einer Griechin mit äthiopischen Wurzeln und eines Schweizers. Seit dem Start des Bachelorstudiengangs Sprachliche Integration 2020 ist Joshua Bartholdi Teil des ILC Institute of Language Competence. Warum er davon überzeugt ist, dass der Studiengang eine Lücke in der Schweizer Bildungslandschaft schliesst und worin er die Stärken des Studiums sieht, erzählt er im Gespräch.

von Stefanie Krüsi, Kommunikationsverantwortliche ILC Institut of Language Competence

«An einem neuen Studiengang mitwirken zu können – das gibt es nicht so oft und ist definitiv ein Privileg. Zudem macht es auch sehr viel Spass.» Joshua Bartholdi unterstützt das Team rund um den Bachelorstudiengang Sprachliche Integration seit 2020 in verschiedensten organisatorischen und inhaltlichen Bereichen. Nebenbei macht der 27-Jährige seinen Master in Germanistik und Altgriechisch an der Universität Zürich. Wenig überraschend ist deshalb seine erste Aufgabe am ILC Institute of Language Competence: Joshua war Assistent im Modul «Schrift(en), Gesellschaft und Religion», welches Teil des ersten Semesters des Bachelorstudiengangs Sprachliche Integration ist. Da es sich um die Erstdurchführung dieses Studiengangs handelt, konnte weder auf Unterlagen aus früheren Semestern noch auf Erfahrungswerte zurückgegriffen werden. «Das machte vor allem die Vorbereitungsphase spannend und forderte Kreativität. Denn der Themenkomplex von Schrift, Gesellschaft und Religion eröffnet ein weites Feld von Beziehungsnetzen, welches wir für den Rahmen dieses Moduls immer wieder eingrenzen mussten.» So stellte er sich in engem Austausch mit Ursula Stadler Fragen wie «Wo wollen und müssen wir in die Tiefe gehen?», «Wie behalten wir den roten Faden übers ganze Semester?» und «Wie können sinnvolle Brücken zu anderen Modulen gebaut werden?».

Leistungsnachweise als Highlight

So gliederten sie das Modul in drei Teile: Grundlagen der Schriftlinguistik, Schrift und kulturelle Identität, Schrift und Lernen. Gegen Ende des Semesters bekamen die Studierenden die Aufgabe, ein Porträt zu einem Schriftensystem zu erstellen. Dafür interviewten sie eine Person, die ein solches Schriftensystem gebraucht, recherchierten Hintergrundwissen zu Aspekten, die im Verlauf des Semesters beleuchtet wurden, und erstellten eine vertonte Präsentation. «Die Ergebnisse dieses Leistungsnachweises waren auf jeden Fall ein Höhepunkt, da ein bunter Strauss von Schriftsystemen zusammenkam, der mit viel Herzblut, Engagement und Fachwissen gestaltet wurde», so Bartholdi.

Drei Sprachen, drei Kulturen

Verschiedene Schriftensysteme, Sprachen sowie Kulturen haben auch auf Joshua Bartholdis persönlichen Lebensweg einen grossen Stellenwert. Für den Sohn einer Griechin mit äthiopischen Wurzeln und eines Schweizers ist sprachliche Integration quasi Teil seiner Familiengeschichte. «Für meine Mutter, die aus Griechenland und Äthiopien stammt, war klar, dass sie die Sprache möglichst schnell lernen muss, als sie in die Schweiz kam.» Für Bartholdi hatte dies zur Folge, dass sie sich fast ausschliesslich auf Deutsch verständigten und er Griechisch nie richtig beherrschte und lernte. Dies holte er nach seinem Schulabschluss nach, als er für ein halbes Jahr nach Griechenland zog. «Als ich dann vor knapp fünf Jahren Äthiopien bereiste, fügten sich auch die Anekdoten und Geschichten über dieses wunderbare Land zu einem Bild zusammen», erzählt Bartholdi. Die drei Kulturen aus der Schweiz, Griechenland und Äthiopien haben ihn geprägt, wie er betont. «So verbinden sich für mich Ethio Jazz, griechischer Pop, Gyros, Injera, Raclette, Weihrauch und Kaffeezeremonien widerspruchslos zu einem heimatlichen Gefühl.»

Grosser Praxisbezug im Studium

«Sprachen, Kulturen und Integration bewegen bis heute das Leben meiner Familie. So arbeitet meine Mutter als Dolmetscherin, mein Vater leitet einen Verein, der Fair-Trade-Kaffee aus Äthiopien importiert und unterstützt mit dem Erlös die Bildungsmöglichkeiten von Frauen in Addis Abeba und ich engagiere mich nun an der ZHAW im Bachelor Sprachliche Integration.» In Bartholdis Augen schliesst dieser neue Bachelorstudiengang, der durch seine Praxisorientierung hervorsticht, eine Lücke in der Schweizer Bildungslandschaft. «Die beiden Schwerpunkte ‘Sprachbildungsmanagement’ und ‘Sprachberatung und -coaching’ erweitern flexibel das grundsätzliche DaF/DaZ-Profil. Ich sehe darin eine grosse Stärke des Studiengangs, der dadurch sinnvolle Schnittstellen zu anderen Disziplinen erzeugt.»

In der Weiterentwicklung des Studiengangs Sprachliche Integration tätig sein

Seit März 2021 kümmert sich Bartholdi in enger Zusammenarbeit mit der Co-Studiengangleitung Marina Petkova und Oliver Winkler um die Weiterentwicklung des Bachelorstudiengangs. «Ich setze mich aktuell vor allem mit den beiden Schwerpunkten ‘Sprachbildungsmanagement’ und ‘Sprachberatung und -coaching’ auseinander. Dabei betrachte ich die Konzepte als Aussenstehender, um zu ermitteln, wo es Unstimmigkeiten gibt und was noch verfeinert werden muss. Zudem kümmere ich mich um die Evaluation des ersten Studienjahrs, welche für die konkrete Umsetzung der folgenden Jahrgänge wichtig ist.» Für die Zukunft des Bachelorstudiengangs Sprachliche Integration wünscht sich Bartholdi, dass junge Menschen mit einem Flair für Sprache(n) im Verlauf des Studiums Fähigkeiten und Werkzeuge erlangen, um sie mit ihrer konkreten Vision oder Berufung zu verbinden. «Es ist schön, zu sehen, dass einige Studierenden schon jetzt ziemlich klare Vorstellungen von ihrer beruflichen Zukunft und ihrem gesellschaftlichen Beitrag haben und im Studium gezielt darauf hinarbeiten.»


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1 Kommentar

  • Sollte ich da Sprachlos sein? Verständlicherweise erfüllte sich beim Lesen mein Herz mit Dankbarkeit und auch einer guten Portion Stolz! Es war mir als Vater immer ein Privileg, dich auf deinem Weg bestmöglichst zu begleiten – Joshua, geh weiter so deinen Weg!


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