Mattia ist Schweizer mit italienischen Wurzeln. Die Mehrsprachigkeit hat er damit schon im Blut. Nach einer Ausbildung als Informatiker studiert er jetzt im Bachelor Mehrsprachige Kommunikation. Im Porträt erzählt er, was das Studium für ihn ausmacht und warum ihm ein Sprachaufenthalt im «Bel paese» die Wahl des Studiengangs vereinfacht hat.
Autorin: Sven Dalla Palma, Student Bachelor Kommunikation, Mitglied der Studi-Redaktion*
Mattia Turra ist 22 Jahre alt und studiert an der ZHAW Mehrsprachige Kommunikation (bisher: Angewandte Sprachen). Die Möglichkeit, sich intensiv mit Sprachen auseinanderzusetzen und auf diesem Weg neue Kulturen kennenzulernen, war für ihn bei der Wahl seines Studiums ausschlaggebend. «Man muss sehr offen sein. Klar ist die Grammatik wichtig, aber es geht auch darum, seine interkulturellen Kompetenzen zu verbessern. Um eine Sprache zu verstehen und übersetzen zu können, muss man zuerst ein Verständnis für deren Kultur entwickeln», antwortet Mattia auf die Frage, was im Studium besonders wichtig sei. Mattia hat sich bereits vor dem Bachelorstudium eine Sprache angeeignet, allerdings eine, die von der Linguistik etwas weiter weg ist.
Von den Programmiersprachen zu den Fremdsprachen
Mattia hat eine Lehre als Informatiker abgeschlossen und während dieser Zeit zusätzlich die technische Berufsmatura absolviert. «In der Lehre mit der technischen BMS lag der Fokus stark auf Naturwissenschaften und natürlich auch auf Mathematik und Geometrie. Zahlen eben», gibt er schmunzelnd zu. Das passt nicht wirklich ins Bild eines Sprachstudenten und zum Bachelor Mehrsprachige Kommunikation, wo es vor allem darum geht zu lernen, wie man in mehreren Sprachen professionell kommuniziert. «Auch wenn es auf den ersten Blick nicht so scheint, konnte ich von meiner Grundausbildung einiges für das Bachelorstudium mitnehmen. In der IT arbeitet man mit Codes, das heisst mit Programmiersprachen. Um diese Sprachen zu verstehen und zu wissen, wo und wie sie anzuwenden sind, muss man viel recherchieren», weiss der gelernte Informatiker. «Im Bachelor Mehrsprachige Kommunikation setzen wir uns intensiv mit Sprachen auseinander. Man muss wissen, worüber man schreibt, was man übersetzt. Wie gewisse Dinge auf Deutsch heissen, die im Englischen anders benannt werden. Dazu gehört ebenfalls eine fundierte Recherche. Das ist auch beim Programmieren nicht so anders. Auch dort verwende ich eine Fremdsprache», sagt Mattia. Im Bachelor Mehrsprachige Kommunikation, wo er mindestens drei Studiensprachen belegen muss, hat er neben seiner Grundsprache Deutsch die Fremdsprachen Englisch und Italienisch gewählt.
Via Florenz zur Studienwahl
«Meine Grosseltern sind in den 1960er-Jahren aus Italien in die Schweiz eingewandert. Zuhause habe ich aber nur ein bisschen Italienisch gelernt», erzählt Mattia. Seine überschaubaren Kenntnisse in der italienischen Sprache reichten dem ehrgeizigen Studenten aber nicht aus. Deshalb entschied sich Mattia, nach seiner Lehre einen dreimonatigen Sprachaufenthalt in Florenz zu absolvieren und an einer internationalen Schule für ausländische Studierende richtig Italienisch zu lernen. In Florenz erweiterte er aber nicht nur seine italienischen Sprachkompetenzen: «Im Sprachaufenthalt habe ich die Liebe zu den Fremdsprachen für mich wiederentdeckt. Ausserdem habe ich jemanden kennengelernt, der in Italien einen Studiengang besuchte, bei dem es auch um interkulturelle Kompetenzen und Fremdsprachen ging», erinnert sich der Schweizer mit italienischen Wurzeln.
Mattia kam zurück und suchte nach ähnlichen Studienangeboten in der Schweiz. «Im Internet habe ich den Bachelor Mehrsprachige Kommunikation gefunden. Nach dem Infotag an der ZHAW wusste ich sofort, dass das etwas für mich ist.» Mittlerweile studiert Mattia im 4. Semester und zwar mit Vertiefung Multimodale Kommunikation & Translation. Dafür hat er sich entschieden, weil Mattia sich vor allem für die schriftliche Kommunikation interessiert.
«Das Attraktivste ist für mich das Übersetzungsmodul»
Im Bachelorstudium erwirbt Mattia überdurchschnittliche Sprachkenntnisse und die Fähigkeit, auf professionellem Niveau mehrsprachig zu kommunizieren. «Der Unterschied zu den anderen Vertiefungen ist, dass wir uns in der Multimodalen Kommunikation & Translation mit verschiedenen Arten, also verschiedenen Modalitäten der Sprache befassen. In der klassisch schriftlichen Übersetzung, also in der schriftlichen Modalität, übersetzt man von Deutsch auf Englisch. Bei der Untertitelung aber beispielsweise übersetzt man aus dem Mündlichen ins Schriftliche. Man wechselt also die Modalität. Wir gehen auf die Besonderheiten der Modalitäten und die verschiedenen Übersetzungstechniken ein. Beispielsweise beschäftigen wir uns auch mit Audiodeskriptionen, also damit, wie Filme für Sehbehinderte mündlich beschrieben werden können», erzählt Mattia begeistert.
Mit den Kenntnissen in der Übersetzung und der Fähigkeit professionell in mehreren Sprachen zu verständigen, stehen Mattias Chancen in der vielfältigen und internationalen Arbeitswelt gut.
Netflix oder Arbeiten im Ausland
Für Mattia ist es eigentlich noch zu früh, um sich mit dem Thema «Jobsuche» auseinanderzusetzen. Aber er hat schon eine Ahnung, wohin es für ihn gehen könnte. «Mein Traumjob wäre es, bei einer grossen Firma, wie zum Beispiel Netflix, die Untertitelungen zu machen», verrät der 22-Jährige. Um eine professionelle Tätigkeit als Übersetzer oder Untertitler auszuüben, reichen die Grundkenntnisse aus dem Bachelorstudium allerdings noch nicht aus. Doch die Leidenschaft, die Mattia sowohl für das Übersetzen als auch für andere Länder und deren Sprachen mitbringt, verspricht viel.
Nach seinem Sprachaufenthalt ist Mattia übrigens noch einmal nach Florenz zurückgekehrt, um seine Italienisch-Kenntnisse aufzufrischen. Und natürlich auch aus Liebe zur Stadt und dem Land. «Natürlich würde ich sehr gerne als Übersetzer im Ausland arbeiten. Italien wäre mein Traumland» sagt Mattia. Wer weiss: Vielleicht kehrt Mattia nach Florenz zurück. Dorthin, wo er die Liebe zu den Sprachen wiederentdeckte. Es würde sich ein Kreis schliessen.
*Die Studi-Redaktion
In der Studi-Redaktion produzieren Studierende multimediale Beiträge für die Kommunikationskanäle des Departements Angewandte Linguistik der ZHAW. Sie sind in dieser Rolle Teil des departementalen Kommunikationsteams, bringen erworbene Kompetenzen aus dem Studium ein und lernen dabei die Redaktionsabläufe in einem Corporate Newsroom kennen.
Weitere Beiträge
- «Mehrsprachigkeit öffnet Augen und schafft Akzeptanz»
- Exchange Semester at Macquarie University – My cultural adventure abroad
- «Wir als Profis müssen andere für Sprache sensibilisieren.»
- Verantwortung übernehmen als Übersetzerin
Im Bachelor Mehrsprachige Kommunikation (bisher: Angewandte Sprachen) bildet das IUED Institut für Übersetzen und Dolmetschen Sprachinteressierte zu Sprach- und Kommunikationsprofis aus, die sich souverän zwischen Sprachen, Kulturen und Domänen bewegen. Das Studium mit den Vertiefungen Mündliche Kommunikation & Sprachmittlung, Multimodale Kommunikation & Translation sowie Fachkommunikation & Informationsdesign qualifiziert Studierende für die Arbeit sowohl in der Language Industry als auch in nationalen oder internationalen in Organisationen und Unternehmen, in denen professionelle Mehrsprachigkeit gefragt ist.
Der Bachelor Mehrsprachige Kommunikation ist die optimale Grundlage für den Master Fachübersetzen. In diesem Studiengang bildet das IUED der ZHAW Expert:innen für die professionelle Sprachmittlung aus mit Studienschwerpunkten in
- Fachtextübersetzen
- Übersetzungsmanagement
- Barrierefreier Kommunikation/Audiovisuellem Übersetzen
Fachtextübersetzen, das “klassische” Übersetzen, wird mit mindestens drei Studiensprachen, d.h. mit der Grundsprache und zwei Fremdsprachen studiert (Sprachkombination ACC). Für Übersetzungsmanagement und Barrierefreie Kommunikation/Audiovisuelles Übersetzen belegen die Studierenden mindestens zwei Studiensprachen, d.h. die Grundsprache und eine Fremdsprache (Sprachkombination AC).