Carmen Fricker jongliert im Berufsalltag mit den verschiedensten Textsorten und Ansprechgruppen. Als Kommunikationsprofi schätzt sie die Abwechslung sehr und das, obwohl oder weil sie immer wieder vor kleinen Herausforderungen steht. Die Absolventin teilt als erste von fünf ehemaligen StudentInnen des Bachelor Angewandte Sprachen ihre Erfahrungen über den Einstieg in die Arbeitswelt. In der aktuellen Serie «Wege ins Berufsleben» erklärt sie, wie sie in der Softwarebranche Fuss gefasst hat und warum es eine gute Idee ist, auch in Nischen nach dem Traumjob zu suchen.
von Fabienne Riesen, Assistentin Studiengangleitung Bachelor Angewandte Sprachen
Carmen Fricker schloss 2013 ihr Bachelorstudium ab. Nur einen Monat nachdem sie ihr ZHAW-Bachelordiplom in den Händen hielt, bekam sie bei der Übersetzungsagentur Xplanation eine Anstellung als Projektmanagerin. Dieser Job liess sie Übersetzungen mit den Augen der Kunden und ÜbersetzerInnen sehen. Diese verschiedenen Blickwinkel auf Übersetzungen hat Carmen nach ihrem dreijährigen Bachelorstudium sehr gefallen und geschätzt. Nach vier Jahren war es für sie aber an der Zeit, sich vom Projektmanagement zu verabschieden und auf die Suche nach einer neuen Herausforderung zu gehen.
«Ich wollte selbst Texte verfassen»
Carmen Fricker tippte die Stichworte Texten und Übersetzen in die Jobsuchmaschine ein und fand 2018 die neugegründete Stelle als Texterin bei BSI – Business Systems Integration AG. Zuerst war sie etwas unsicher, ob sie dieser Herausforderung auch gewachsen sein würde, da sie von sich selbst sagt, kein Technik-Crack zu sein. Doch dank ihrer Offenheit und dem Willen, sich selbst etwas beizubringen, gelang ihr der Einstieg in den neuen Job hervorragend. Um sich noch weitere Kompetenzen anzueignen, besucht sie berufsbegleitet den CAS Technische Dokumentation am IUED Institut für Übersetzen und Dolmetschen.
BSI steht für Business Systems Integration AG und ist eine Schweizer Softwarefirma mit Niederlassungen in der Schweiz sowie in Deutschland. BSI programmiert, verkauft, implementiert und wartet CRM-Systeme (Customer Relation Management), welche das Bewirtschaften von Kundendaten und -beziehungen zum Ziel haben. Mit rund 320 Mitarbeitenden zählt das Unternehmen zu den KMUs der Schweiz.
«Es geht immer um Content»
«Die Aufgaben als Texterin sind sehr vielseitig, aber es geht immer um Content und Texte.» Das Jonglieren mit verschiedenen Textsorten und Anspruchsgruppen ist nicht immer einfach, aber Carmen schätzt die Abwechslung.
Als Texterin erstellt und überarbeitet sie Content für diverse Textsorten, die nach der Anspruchsgruppe unterschiedlich aussehen müssen. Zum Erstellen von Texten gehört auch das Erarbeiten eines Konzeptes. Darin wird festgehalten, welche Texte benötigt werden, welche Zielgruppe damit angesprochen werden soll und wie die Texte publiziert werden – ob gedruckt oder online spielt eine wesentliche Rolle.
Zu ihrer Hauptaufgabe gehört das Verfassen von Benutzerhandbüchern und Anleitungen, die für die Endbenutzer des CRM zur Verfügung gestellt werden. Diese Handbücher beschreiben schrittweise, wie das Tool zu bedienen ist und welche Aktionen wo zu finden sind.
Weitere Textarten, die Carmen verfasst und bearbeitet, sind Release Notes oder Produktspezifikationen. Nach jedem Release der Software werden in den Release Notes Neuerungen und hinzugefügte Features aufgelistet und beschrieben.
Ohne Werbung geht nichts
Aber es geht nicht nur technisch zu und her an Carmen Frickers Arbeitsplatz. Sie schreibt auch Marketingtexte wie Factsheets oder Verkaufsbroschüren, die das CRM für den Vertrieb und für die Endkunden beschreiben und die zum Kauf anregen sollen. Bei diesen Texten kann Carmen ihrer Kreativität freien Lauf lassen.
Terminologie und Übersetzungen
Neben dem Verfassen von Texten führt Carmen eine Firmenterminologie. Damit wird sichergestellt, dass eine einheitliche Sprache und Benennung für die unterschiedlichen Contents verwendet wird. «Dieser Bereich hat wohl den stärksten Zusammenhang mit dem Studium» erläutert Carmen, die die Grundlagen für die Terminologiearbeit im Kurs Terminologie des Bachelors kennenlernte. Einen direkten Bezug zum Studium sieht sie auch im Übersetzen, obwohl Carmen nicht im klassischen Sinne von Englisch nach Deutsch übersetzt. Sie übersetzt technische Fach-Sprache in Alltagssprache, damit auch Menschen ohne IT-Hintergrund das CRM verstehen und benutzen können. «Es ist, als würde man eine Brücke zwischen Entwickler und Endbenutzer bauen.»
Und ausserdem koordiniert sie die Übersetzungen. Diese werden an eine externe Übersetzungsagentur gegeben. Hier profitiert Carmen von ihren Erfahrungen aus der Anstellung bei Xplanation und aus dem Studium. Selbst Erfahrung im Übersetzungsmanagement zu haben und selbst bereits Übersetzungen gemacht zu haben, erleichtert das Aufbereiten und Managen der Übersetzungen wesentlich.
Tipps für den Berufseinstieg
Ihre Tipps für den Berufseinstieg nach dem Studium: «Seid offen und schränkt euch nicht nur auf eine einzige Tätigkeit ein.» Oft sind Jobs in Nischen zu finden, in die man sich nie getraut hätte. «Ich selbst hätte nie gedacht, dass ich einmal in der Softwarebranche arbeiten würde», gibt Carmen charmant zu.
Zudem ist es wichtig, dass man sich gut selbst vermarktet und weiss, was man im Studium nebst den Sprachen Wertvolles gelernt hat.
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Im Bachelor Angewandte Sprachen bildet das IUED Institut für Übersetzen und Dolmetschen Sprachinteressierte zu Sprach- und Kommunikationsprofis aus, die sich souverän zwischen Sprachen, Kulturen und Domänen bewegen können. Das Studium qualifiziert für eine Tätigkeit im mehrsprachigen Projekt-, Event- und Informationsmanagement, in verschiedenartigen Übersetzungskontexten oder in der Technikkommunikation an der Schnittstelle zwischen Mensch und Technik.
Toller Beitrag und interessantes Video. Ich überlege mir auch eine weitere Sprache wie Französisch zu lernen, weil es so viel im Leben nützen kann.