Metallguss und Kulturgenuss

Sobald die Prüfungszeit vorbei und die Aufregung abgelegt ist, lassen sich dank den sommerlichen Temperaturen Winterthurs Freizeitangebote wieder in vollen Zügen geniessen. Patricia Gründler, Mitglied des Redaktionsteams, stellt uns eine von vielen Möglichkeiten vor.

Durchs halb geleerte Weinglas betrachtet erscheint die Welt in Sepia. Die nostalgische Atmosphäre ist hier aber auch ohne Filter vorhanden, dafür sorgt die Kulisse aus rotem Mauerwerk und Metallverkleidungen. Die Abendsonne zeichnet lange Schatten, die Menschen prosten einander zu oder lösen Kreuzworträtsel. Tauben gurren. Leises Lachen. Studenten schleppen ihre Sporttaschen vorbei auf dem Weg zur Bibliothek. Wie von weitem hört man einen Zug.

Wir befinden uns vor dem Café Portier auf dem Winterthurer Lagerplatz. In den 90er-Jahren noch ein Geheimtipp unter Alternativen, treffen sich hier heute Menschen aller Couleur. Geheim, ja, verboten, war während Jahrzehnten jedoch der Bereich, zu dem der Portier einst den Durchgang bewachte: Der Lagerplatz, die sogenannte Sulzer-Zone II. Zutritt hatte nur, wer hier arbeitete. Zu seinen besten Zeiten beschäftigte das Unternehmen Sulzer über 20‘000 Mitarbeiter in Winterthur, jeden dritten Einwohner der Stadt. Noch bis 1988 wurde in der „Verbotenen Stadt“ produziert.

Wo man heute Känguruschnitzel verzehrt und Platten kauft, befanden sich einst Schreinereien und eine Kesselschmiede, es wurden hier Güter spediert und Kohle gebunkert, welche dann per Eisenbahn zum Kesselhaus gefahren und dort als Energiespender für das 220‘000 Quadratmeter grosse Industrieareal verfeuert wurde. Die zum grossen Teil erhaltenen Gebäude machen es einem einfach, sich vorzustellen, wie die verschwitzten Männer am Feierabend ans Tageslicht strömten, oder wie sie am Morgen beim Portier Schlange standen, um sich auszuweisen. Angeblich erhielten sie dort jeweils einen billigen Schnaps ausgehändigt, der ihnen wohl die harte Arbeit erträglicher machen sollte.

Heute ist der Lagerplatz belebter denn je. Für alle Vorlieben gibt’s hier was. In der Brockenhalle bestaunt man Porzellanpuppen und Schaukelstühle. Schräg gegenüber werden Platten verkauft und Velos repariert, und im Kraftfeld tanzt man die Nächte durch. Ausserdem haben sich hier so verschiedene Einrichtungen wie ein Studiokino, eine Möbelfirma, das Dampfzentrum Winterthur, eine Flamencoschule, Architekturbüros, eine Alterswohngenossenschaft, ein Backpacker-Hotel und ein Fitnesscenter für Studierende niedergelassen.

Nach dem Schwitzen laden die ausrangierten 20-er-Jahre-Bahnwagen des Bistrots Les Wagons ein, wieder etwas Speck anzusetzen. Hinter uns fahren die Züge aus Zürich ein. Vielleicht hat es hier vor fünfzig Jahren ähnlich geklungen. Und wieder erscheint die Welt in Sepia.

Der Lagerplatz für Studis

Der Platz zwischen unserer wunderschönen Hochschulbibliothek und unserem vielfältigen ASVZ-Sportcenter hat eine ganze Menge zu bieten:

Viel Licht, guten Kaffee und eine starke WLAN-Verbindung findest du im Portier. Fast schon legendär ist der monomontag – wöchentliche Livemusik in gemütlicher Atmosphäre.

Richtig gute Studiofilme in Originalsprache im Kino schauen, dazu ein Bier und Antipasti geniessen kannst du im Kino Cameo.

Egal, ob du gerne skatest, dich auf dem Riesentrampolin austobst oder schon immer mal wissen wolltest, was Bubble Soccer ist: Der Skills Park bietet Spiel, Spass und Sport.

Das Machwerk ist eine eigene kleine Welt: Da kannst du Sieb- und 3D-drucken, töpfern, schreinern, nähen, diskutieren, Kleider tauschen, lesen, Kaffee trinken, Deutsch lernen, Suppe essen, lernen  … Deinen Ideen sind hier wirklich kaum Grenzen gesetzt.

Willst du dein Date mit einer Zeitreise beeindrucken? Wie wär’s mit Speis und Trank in der originalen Üetlibergbahn von 1923 im Les Wagons?

Das Kraftfeld ist der Ort für durchgefeierte Nächte. Mit einem vielfältigen Programm, Konzerten und Ping-Pong für alle.


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert