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Ein Blog der ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften

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Social Media Studie Schweiz 2018

Posted on 24. Oktober 2018 by harz

Vor 16 Jahren waren Online-Tools für Journalistinnen und Journalisten noch einigermassen neu, sie veränderten aber die Art, wie sie recherchierten und kommunizierten, bereits substanziell. Dies hatte immer auch Auswirkungen auf die Kommunikatorinnen und Kommunikatoren in Unternehmen und anderen Organisationen. Wie wecke ich die Aufmerksamkeit von Medienschaffenden? Wie kommuniziere ich mit ihnen? Diese Fragen stellten sich damals, und sie stellen sich, mit ganz anderen Voraussetzungen, auch heute noch.

von Prof. Dr. Guido Keel, Leiter IAM

Damals führte das IAM mit der PR-Agentur Bernet PR, wie sie damals noch hiess, zum ersten Mal eine Befragung durch, um festzustellen, wie Journalistinnen und Journalisten das Internet nutzten und einschätzten. Und das tun wir seither in regelmässigen Abständen immer wieder. Vor 11 Jahren befragten wir zum ersten Mal gezielt Unternehmen, Verwaltungen, Verbände und NGOs. Dank diesen Befragungen haben wir inzwischen Daten, welche die Verbreitung von Online-Tools und Social Media in der Schweiz – vor allem in der Deutschschweiz – dokumentieren.

Social Media damals…

«In der Deutschschweiz besitzen rund zwei Drittel aller Journalistinnen und Journalisten eine E-Mail-Adresse.» Das war eine Erkenntnis aus dem Jahr 2002. Was heute selbstverständlich scheint, war damals neu und alles andere als flächendeckend im Einsatz. Zuerst waren es E-Mail-Adressen, dann die Berücksichtigung von Blogs für die Recherche, später der Einsatz von Social Media für die strategische Kommunikation, die Integration in die Kommunikation und schliesslich die strategische Planung von Social Media als Kommunikationsplattform.

…heute…

Letzte Woche erschien die aktuelle Studie des IAM und Bernet Relations, die den Einsatz von Social Media in Organisationen beschreibt. Auf unsere Fragen antworten Kommunikations-Profis der grössten Schweizer Unternehmen, Non-Profit-Organisationen, KMU, Behörden und Verwaltungen.

Die wichtigsten Resultate, wie sie die Kollegen von Bernet Relations zusammengefasst haben:

  • Engagement:Fast 90% der Schweizer Organisationen sind aktiv, viele davon schon routiniert und mehrere Jahre – nur noch wenig sind erst neu dabei.
  • Strategie:Organisationen sind immer strategischer unterwegs, ein Teil (39%) aber erst für Unternehmens-Bereiche und bei Projekten –  bei der Sicht auf das Gesamtunternehmen (51%) gibt es noch Potenzial.
  • Ziele:Organisationen streben vor allem Sichtbarkeit, Reichweite und Nähe an. Kommerzielle Unternehmen setzen Social Media eher breit ein und pflegen individuelle Kontakte weniger. Politische Organisationen, Verwaltungen streben den direkten Kontakt zu Kunden, Bürgern und Journalisten an.
  • Kanäle:YouTube ist die neue Nummer eins – noch vor Facebook. Am stärksten gewachsen sind Chat-Dienste (wie Whatsapp) und Live-Streamings.
  • Bezahlte Präsenz:Immer mehr bezahlen Organisationen für ihre Social-Media-Präsenz. Die Frequenz ist hoch, 17% nutzen SocialAds täglich, 23% wöchentlich. Darunter auch NPO, Behörden, politische Organisationen.
  • Ressourcen:Gab es in den letzten Studien noch kaum eigene Mittel für Social Media, so sind heute bei den meisten Unternehmen Budgets vorhanden (76%) oder demnächst geplant (5%). 
  • Influencer:Mehr als die Hälfte (52%) arbeitet mit Influencern – internen oder externen Meinungsmachern. Verwaltungen und politische Organisationen eher mit internen, Unternehmen mit internen und externen.
  • Zukunft:Die Befragten sehen eine wachsende Bedeutung für das Personalmarketing und die Ausdehnung der Social-Media-Strategie über alle Abteilungen und Bereiche.

… und morgen

Und die Zukunft der Studie? Wir bleiben dran. Die Entwicklung von Social Media in der öffentlichen Kommunikation ist noch lange nicht abgeschlossen, und es bleibt sowohl für die Wissenschaft als auch für die Praxis relevant zu sehen, welche Rolle Social Media in der strategischen und öffentlichen Kommunikation spielen.

Die aktuelle Studie kann hier heruntergeladen werden: Bernet ZHAW Social Media Studie Schweiz

*Bild: bernetblog.ch

Neuer Leiter IAM

Posted on 12. Juli 2017 by harz

Im März wurde Guido Keel zum neuen Leiter des Instituts für Angewandte Medienwissenschaft (IAM) der ZHAW gewählt. Am 1. Juli hat er sein neues Amt angetreten, und damit die Nachfolge von Daniel Perrin. Was bedeutet der Leitungswechsel für das IAM, für die Studierenden und Partner aus Forschung und Beratung?

von Deborah Harzenmoser, Onlinekommunikation IAM

Nach zwölf Jahren am IAM, zuletzt in der Funktion als Geschäftsführer und Journalistik-Dozent, hat Prof. Dr. Guido Keel am 1. Juli 2017 das Amt von Prof. Dr. Daniel Perrin übernommen, der wiederum Direktor des Departements für Angewandte Linguistik der ZHAW geworden ist. Das komplexe und mehrstufige Auswahlverfahren dauerte mehrere Monate, bis sich Guido Keel gegen die internationale Konkurrenz durchgesetzt hatte und zum neuen Institutsleiter gewählt wurde. Er sei stolz darauf und freue sich sehr auf die neue Aufgabe, besonders, weil sie so vielfältig sei, gesteht er. Als Institutsleiter kommen neben der strategischen Führung des Instituts weitere Tätigkeiten zusammen, für die er sich stark interessiere: Managen, Forschen und Unterrichten.

„Für mich ist wichtig, dass ein Leiter nicht nur strategisch tätig ist, sondern immer auch einen Bezug zur Wissenschaft und zu den Berufsfeldern behält. Darum will ich weiterhin forschen und unterrichten. Ich möchte so auch operativ am Ball bleiben und wissen, was das IAM im Alltag macht.“ – Guido Keel

Prof. Dr. Guido Keel

Abwechslung und neue Herausforderungen zu erleben, findet Keel bereichernd. Als erste Amtshandlung aber das IAM auf den Kopf zu stellen, das liege ihm fern: „Das Institut ist sehr gut aufgestellt. Es ist mir wichtig, eine gewisse Kontinuität aufrechtzuerhalten.“ Und trotzdem, als Person sei er anders als sein Vorgänger und werde deshalb das Institut in eigener Weise prägen. So werde er zum Beispiel keine Vollzeit-Professur innehaben, um sich mehr auch auf dem Management des Instituts widmen zu können. Von der Forschung will er sich nicht ganz zurückziehen: „Für mich ist wichtig, dass ein Leiter nicht nur strategisch tätig ist, sondern immer auch einen Bezug zur Wissenschaft und zu den Berufsfeldern behält. Darum will ich weiterhin forschen und unterrichten.“

Ein starker Bezug zu den Berufsfeldern sei in der heutigen Zeit unverzichtbar, weil sich die Kommunikationsbranche starken Veränderungen ausgesetzt sehe: „Heute trennen wir in der Lehre noch klar zwischen Journalismus und Organisationskommunikation. In nächster Zeit werden wir uns am IAM intensiv mit der Frage beschäftigen, in welche Richtung sich die Berufsfelder entwickeln, und was deren Veränderungen für die Ausbildung der Studierenden bedeuten. Ebenso wichtig ist die Auseinandersetzung mit dem Stellenwert öffentlicher Kommunikation in heutigen Gesellschaften, und den damit verbundenen Implikationen für die Ausbildung.“ Die Leitung des Bachelorstudiengangs Kommunikation bleibe aber unverändert bei André Schibli und Katharina Krämer. „Die unmittelbarste Änderung für die Studierenden ist die Tatsache, dass ich die Diplomrede halten werde“, schmunzelt Keel. Dass sich der Studiengang inhaltlich und strukturell kontinuierlich weiterentwickle – nicht zuletzt als Antwort auf gesellschaftliche Veränderungen – sei am IAM nichts Neues, betont Guido Keel.

Auch in der Forschung und in der Beratung will er das IAM nicht neu erfinden: „Wir haben unsere etablierten Forschungsfelder, ProfessorInnen und ExpertInnen. Ich sehe meine Aufgabe hauptsächlich darin, ihnen einen Rahmen zu geben, innerhalb dessen sie sich entfalten können.“

Das IAM ist wie ein Orchester mit starken SolistInnen. Als Institutsleiter bin ich der Dirigent. Meine Aufgabe ist es, allen Zeit und Raum zur Verfügung zu stellen, damit sie sich entfalten können und ihre spezifischen Stärken zum Ausdruck kommen. – Guido Keel

Die Frage, wie er Leiten, Forschen und Dozieren unter einen Hut bringen werde, beantwortet Keel mit einem für ihn typischen Pragmatismus: „Ich reduziere mein Pensum in Lehre und Forschung. Das nächste halbe Jahr wird aber erst zeigen, wie aufwändig die neuen Aufgaben tatsächlich sein werden, und wie ich mich im Detail mit meinen Mitarbeitenden organisiere.“


Lesen Sie auch das Porträt über Guido Keel in der Werbewoche: Abenteurer im Nebenjob

Insights in den medienpolitischen Dialog

Posted on 15. Mai 2017 by harz
von Dr. Guido Keel, Dozent und Geschäftsführer am IAM

„Die Rolle der Auslandsender in der globalen Kommunikation“. Mit diesem Thema lud die SPD-Fraktion des Deutschen Bundestages zu einem sogenannten „medienpolitischen Dialog“. Politiker, Mitarbeiter vom Auswärtigen Amt, aber auch Journalistinnen und Journalisten von verschiedenen Auslandsendern und von der privaten Konkurrenz, Verbands- und Gewerkschaftsvertreter sowie interessierte Bürgerinnen und Bürger wohnten dem Anlass bei. Und auch die Erkenntnisse aus der Wissenschaft waren gefragt: So hatte ich die Aufgabe, mit einem Referat in die Thematik einzuführen und in der anschliessenden gut einstündigen Diskussion die wissenschaftliche Sichtweise einzubringen.

Hintergrund für den Dialog war einerseits die Frage, welche Rolle Auslandsender wie die Deutsche Welle, BBC World, France 24 aber auch Russia Today und Chinese Central Television spielen, wenn die Nutzerinnen und Nutzer Medien zunehmend argwöhnisch beurteilen und Mainstream-Medien oder Fake News zu Kampfbegriffen im medienkritischen Diskurs geworden sind. Aus Sicht der Bundestagsfraktion ging es aber auch um die sehr handfeste Frage, wofür und in welchem Ausmass der eigene Auslandsender Deutsche Welle – immerhin mit einem Budget von rund 400 Mio. Franken jährlich – in der Zukunft finanziert werden soll.

Es gehört zum Alltag eines Wissenschaftlers, an einer Fachkonferenz Vorträge zu halten, auf dem Podium zu diskutieren und Fragen aus dem Publikum zu beantworten. Dabei kennt man sich oft – man ist wissenschaftlich gleich sozialisiert, hat die gleichen Bücher gelesen, stützt sich auf die gleichen Theorien ab und zitiert sich gegenseitig. Veranstaltungen wie dieser medienpolitische Dialog sind aber meines Erachtens die eigentlichen Prüfsteine für die eigenen Erkenntnisse und die eigene Überzeugungskraft, und damit auch für die Relevanz der eigenen Arbeit: Lässt sich das, was ich als Wissenschaftler erarbeite, in einen öffentlichen Diskurs einbauen? Spielen ich und meine Theorien in einem Dialog, der über meine Fachgrenzen hinausgeht, immer noch eine Rolle? Was kann ich zur Diskussion zwischen Gewerkschafter und Politiker über Tarifsätze beitragen? Wie erkläre ich einer interessierten jungen Bürgerin, die sich noch nicht gross mit der Funktionsweise von Medien auseinandergesetzt hat, worin sich die Deutsche Welle und BBC World von Russia Today unterscheiden? Warum sind Tweets aus Krisengebieten nicht das Gleiche wie journalistische Berichterstattung?

Als Fachhochschul-Dozent bin ich mit dieser Öffnung gegenüber nicht-akademischen Perspektiven sehr vertraut: In der Ausbildung arbeiten wir eng mit der Praxis zusammen, in Dienstleistungsprojekten beraten wir Organisationen in Bezug auf ihre ganz praktischen Kommunikationsprobleme. Aus diesen Erfahrungen weiss ich: Solche Dialoge sind nicht immer einfach, aber äusserst spannend. Sie erinnern mich an interkulturelle Kommunikation: Man ist mit ganz anderen Sichtweisen konfrontiert, die einem spontan „falsch“ erscheinen. In einem zweiten Schritt erkennt man, dass diese Sichtweisen nicht nur neu und überraschend sind, sondern auch durchaus plausible Aspekte aufweisen. In einem dritten Schritt geht es deshalb darum, diese neuen Sichtweisen mit dem eigenen wissenschaftlichen Wissen zu verbinden und so zu neuen Erkenntnissen zu gelangen. Manchmal gelingt das besser, manchmal ist es mühsam, weil die anderen die Begriffe ungenau verwenden oder über einen Aspekt reden, der aus meiner Sicht absolut nebensächlich ist. Aber sich auf diesen Austausch einzulassen, ist nicht nur spannender als manche Debatte unter gleichgesinnten Wissenschaftlern über Details. Solche Diskussionen zeigen auch, dass die Wissenschaft durchaus einen relevanten gesellschaftlichen Beitrag zu leisten vermag – wenn sie sich ehrlich auf eine Debatte einlässt und auch mal eigene, durch zahlreiche Publikationen scheinbar gesicherte Überzeugungen in Frage stellt.


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Trump und die Medien

Posted on 7. November 2016 by harz
von Dr. Guido Keel, Geschäftsführer und Dozent am IAM

Noch ein Tag, dann geht ein denkwürdiger Wahlkampf in den USA zu Ende, ein Wahlkampf, der rund um die Welt erstaunt und entsetzt hat. Als Medienwissenschaftler wurde ich in den letzten Wochen, zuletzt von Radio Top, immer wieder gefragt:

Inwiefern haben die Medien dazu beigetragen, dass sich eine an sich so unmögliche Figur wie Donald Trump bis zum Schluss im Rennen um die Präsidentschaft halten konnte? Und: Haben die Medien versagt?

Auch diese Diskussion wurde bereits vielfach und ausführlich geführt. Trotzdem noch ein paar Gedanken aus Sicht der Publizistikwissenschaft dazu, denn: Der Wahlkampf ist bald vorbei, die Phänomene werden uns aber auch in Zukunft begleiten.

Zunächst: Haben Medien Trump eine zu grosse Plattform geboten und ihn so überhaupt erst ermöglicht? Haben sie sich von Trump vor den Karren spannen lassen, sich zu bereitwillig auf jeden Tabubruch von Trump gestürzt? Nun, die Nachrichtenwertforschung lehrt uns, dass Journalisten ihre Themen und Geschichten nach bestimmten Faktoren auswählen. Trump ist eine prominente Person, der aggressiv und kontrovers auftritt, er spricht über die Themen, die seine Anhänger direkt betreffen, er liefert Emotionen, seine Standpunkte sind vorhersehbar, gleichzeitig ist er für einen Präsidentschaftskandidaten überraschend ungewöhnlich. Das alles sind Nachrichtenfaktoren, die Geschichten rund um Trump für Journalisten als attraktiv erscheinen lassen. Neu ist das nicht, und auch nicht besonders amerikanisch. Ueli Maurer sagte, damals noch als SVP-Parteipräsident: „Solange ich Neger sage, bleiben die Kameras und Mikrofone bei mir.“ Trump nutzte diese Logik einfach mit einer bisher ungesehenen Dreistigkeit.

Hätten die Medien Trump verhindern können? In der „Schweiz am Sonntag“ liess sich eine Trump-Anhängerin folgendermassen zitieren: „Trump animierte mich, andere Informationsquellen zu finden, die nicht parteiisch sind: Youtube, Fox News oder Infowars.“ Eine Social-Media-Plattform, ein bekanntlich parteiischer TV-Sender und die Website eines amerikanischen Radio-Moderators und Verschwörungstheoretikers, der glaubt, hinter dem Anschlag vom 11. September in New York stecke die US-Regierung, Obama sei ein Kenyaner und Hillary Clinton sei von Dämonen besessen. Von der Nutzungsforschung wissen wir, dass solche Informations-Kanäle inzwischen – auch bei uns – massgeblich zur Meinungsbildung beitragen, wobei das Publikum immer weniger zwischen journalistischen und anderen Quellen differenziert. Ein Ex-NZZ-Redaktor und PR-Berater meinte dazu letzthin im halböffentlichen Rahmen. „Die Leute wollen eine gute Geschichte; wer der Absender ist, ist ihnen nicht wichtig.“

Die neuen Quellen sind vielfältig; gemeinsam ist ihnen oft, dass sie nicht mehr die Gesamtgesellschaft ansprechen, sondern die Blase an Menschen bedient, die bereits über entsprechende Haltungen und Meinungen verfügen. Gerade in der direktdemokratischen Schweiz sollte uns dieser Umstand zu denken geben. Womit wir bei der Wirkungsforschung wären: Hat die intensive Berichterstattung über Trump diesen überhaupt erst gross werden lassen? Sind also die Medien schuld am Phänomen Trump?

Vor über fünfzig Jahren hat man in der Wirkungsforschung die Annahme begraben, dass sich Medienaussagen unmittelbar und uniform auf das Publikum auswirken. Seither erkannte man, dass sich das Publikum keineswegs willenlos den Medien ausliefert. Vereinfacht gesagt: Wirkungen setzen Aufmerksamkeit voraus, und sie müssen an Bestehendes anknüpfen, um vom Publikum nicht ausgefiltert zu werden; Menschen wenden sich nur dann den Medien zu, wenn deren Inhalte den individuellen Bedürfnissen des Publikums entsprechen. Nur dann können Medien eine Wirkung erzielen. Wenn die Berichterstattung über Trump nicht einem Bedürfnis der Menschen entsprochen hätte, wenn Trump mit seinen Auftritten beim Publikum nicht einen Nerv getroffen hätte, hätte er dieses nicht erreicht. Er verstand es aber offensichtlich, ein grosses Publikum zu erreichen; dadurch konnte er bestehende Haltungen bestätigen und weiter verstärken. Zudem: Wieso haben sich diese Menschen angesichts all der Verfehlungen nicht angewidert von Trump abgewendet? Weil Trump-Fans diese Skandale durch eine andere Brille wahrnahmen: Jeder durch investigative Journalisten aufgedeckte Skandal bestätigte das Narrativ, dass die Medien nur darauf aus seien, Trump schlecht zu machen.

Das Phänomen Trump ist in seinem Ausmass vielleicht neu, aber aus Sicht der Publizistikwissenschaft nicht überraschend. Es bestätigt uns, was wir eigentlich über das Funktionieren des Journalismus und der Medien wissen. Was nicht heisst, dass es uns nicht nachdenklich stimmen sollte. Im Gegenteil.


Mehr zum Thema

  • Satire kann nicht einfach etwas erfinden, Interview von SRF Kultur mit Guido Keel über das Trump Tower-Video von Mario Barth, 21.11.2016

Mehr als nur lustig: Satire im Journalismus

Posted on 18. November 2014 by Redaktion
von Dr. Guido Keel, Geschäftsführer und Dozent am IAM

Es gibt Menschen, die nicht mehr die Tagesschau, sondern Giacobbo&Müller schauen, um sich über das aktuelle Zeitgeschehen zu informieren. Ersetzen demnach Satiresendungen allmählich journalistische Angebote? Was kann denn Satire besser als der Journalismus, und wo sind ihre Grenzen? Diese Fragen diskutierte ich letzten Dienstag mit 25 Mitgliedern der Trägerschaft ZH/SH der SRG im Seminar „Mehr als nur lustig: Satire als Chance zur Vermittlung journalistischer Inhalte“.

Als Journalismusforscher interessiert mich das Thema seit Jahren brennend, und nicht nur mich: An wissenschaftlichen Konferenzen diskutieren inzwischen Forschende aus aller Welt genau diese Fragen. Im Seminar gingen wir die Fragestellung aus zwei Perspektiven an: Meiner wissenschaftlichen Sichtweise stellten wir die Ansichten von Viktor Giacobbo gegenüber, einem Praktiker mit jahrzehntelanger, vielschichtiger Erfahrung in Sachen Satire. Im Gespräch mit ihm wurden unter anderem die Unterschiede sichtbar zwischen dem logischen, systematischen Vorgehen des Wissenschaftlers, der Satire und Humor literaturgestützt erklären kann, und des Praktikers, der vieles nach Gefühl macht und gerade deshalb gute Satire macht, weil er sie nicht konstruiert.

Für das Publikum lieferte der Abend Inputs aus der Wissenschaft und Praxis zu Bedeutung und Funktionsweise von Satire im Journalimus, und dabei wohl auch die Erkenntnis, dass es keine einfachen Antworten auf die Fragen gibt, was Satire genau zu leisten vermag und wo die Grenzen der Satire liegen.

Der Kurs für die SRG fand zum dritten Mal statt. Diese Veranstaltungen ermöglichen es mir einerseits, besser zu verstehen, wie interessierte TV-ZuschauerInnen über Satire denken und was sie von Satire in den Medien erwarten. Andererseits ist es auch spannend, das eigene theoretische Wissen über Satire mit den Sichtweisen des Praktikers zu vergleichen, eigene Erkenntnisse bestätigt zu finden und andere weiter zu differenzieren. Diese Kurse und Seminare sind, wie Satire, mehr als nur lustig. Aber lustig sind sie auch. Was will man mehr.




Mehr zum Thema:
Satire – der unvollständige Nachrichtenersatz
von Olivia Gähwiler (Absolventin JO), Link-mobile.ch
“Wenn Satire allen gefällt, läuft etwas schief”
Interview mit Michael Elsener von Olivia Gähwiler (Absolventin JO), Link-mobile.ch

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