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Wissen, was Kommunikation bewegt

Ein Blog der ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften

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Die Macht der Gemeinschaft

Posted on 26. Oktober 2018 by harz

Das Crowdfunding zur Finanzierung des Grundeinkommens im Projekt „Dorf testet Zukunft“ läuft schon ein Weilchen, ist aber nicht besonders erfolgreich. Bis jetzt ist nur ein Bruchteil der 6 Millionen zusammengekommen, die es braucht, damit der Grundeinkommensversuch starten kann. Bei vielen kommen erste Zweifel auf, ob sich der Aufwand des Projektteams und der Gemeinde Rheinau überhaupt gelohnt hat. Ich finde: unbedingt. Und zwar unabhängig davon, wie viel Geld schlussendlich zusammenkommt.

Von Prof. Dr. Aleksandra Gnach, IAM-Professorin für Medienlinguistik mit Schwerpunkt Social Media

Das Projekt ist verrückt, utopisch und nicht aussagekräftig sagen die einen. Andere – dazu gehört ein Grossteil der Rheinauerinnen – finden es zukunftsweisend und umsetzbar. Einig sind sich alle in einem Punkt: das Projekt ist aussergewöhnlich. Finde ich nicht. Für mich ist es vor allem eins: so schweizerisch wie ein Projekt nur sein kann.

Unser interdisziplinäres Forschungsteam begleitet die Vorbereitungen zum Projekt seit dem Anfang. Wir waren dabei, als es in Rheinau angekündigt wurde und nahmen auch an der legendären Gemeindeversammlung vom 31. August teil, wo das Projektteam unter grossem Medienecho seine Vision der Bevölkerung erklärt hat. Wir haben mitgejubelt, als die Mehrheit der RheinauerInnen sich zum Mitmachen entschieden hat und jetzt fiebern wir mit beim Crowdfunding.

Abstrakten Konzepten Leben einhauchen

Das Projekt „Dorf testet Zukunft“ zeigt sehr anschaulich, wie sich das politische System der der Schweiz auf unsere Realität auswirkt, was Föderalismus möglich macht und wie viel Kraft und Potenzial in Gemeinschaften liegt. Es ist faszinierend zu sehen, wie ein Gemeinderat entspannt und ganz natürlich Revolutionäres wagt, zu beobachten, wie die Diskussionen in der Gemeinde verlaufen, online und offline – an der Gemeindeversammlung, in der Gartenbeiz und im Whatsapp-Chat. Sichtbar wird, wie sich Meinungen bilden und wandeln, wie ein abstraktes Konzept wie das Grundeinkommen beim Reden und Schreiben darüber Gestalt annimmt. Und wie die konkrete Auseinandersetzung mit dem Thema durch Medienberichterstattung und Social Media weit über die Gemeindegrenzen hinaus in den öffentlichen Diskurs überschwappt.

Community Communication beeinflusst unsere Realität

Genau das finde ich spannend aus Perspektive der Medienlinguistik. In meiner Forschung untersuche ich das Zusammenspiel von digitaler Kommunikation, öffentlichen Diskursen und sozialer Realität. Ganz besonders interessiert mich, wie sich die Kommunikation von Gemeinschaften auf die Wahrnehmung und die Gestaltung unserer Welt auswirkt und wie Gemeinschaften bestimmten Phänomenen – wie dem Bedingungslosen Grundeinkommen – Bedeutungen zuweisen im Zusammenspiel von offline und online Kommunikation. Das ist deshalb relevant, weil unser Massenmediensystem durch die Social-Media-Kommunikation ergänzt und mit ihr verknüpft wird. Die öffentliche Meinung wird stärker denn je geprägt von Meinungen, die Diskussionen von Gemeinschaften entstehen. In klassischen Gemeinschaften, wie ein Dorf, oder in virtuellen, wie das weltumspannende Netzwerk der Grundeinkommens-BefürworterInnen.

Es bleibt spannend

Die Fragen der Rheinauer und Rheinauerinnen und der Anmeldeprozess für die Teilnahme veranschaulichen, wie viele Berührungspunkte das Projekt mit bestehenden Systemen hat. Sind Alimente ein Einkommen? Ist es fair, dass die Ehefrau eines gutverdienenden Mannes Anspruch auf 2’500 CHF hat? Sollen Asylsuchende, die in Rheinau angemeldet sind, auch Anspruch auf ein Grundeinkommen haben? Falls ja, müssen sie dann die normalerweise subventionierten Deutschkurse selber bezahlen? Die Auseinandersetzung mit diesen Fragen, die vielen Gespräche und Diskussionen im Dorf verändern die Einwohner, jede/n einzelne/n von ihnen und auch die Gemeinschaft als Ganzes. Rheinau wird nie mehr sein wie vorher. Allein deshalb hat sich der Aufwand gelohnt. Und das Tüpfelchen auf dem i ist die Tatsache, dass man schon aufgrund der bisherigen Diskurse gesellschaftlichen Wandel mit Daten illustrieren kann. Abzuwarten bleibt, ob die Macht der Gemeinschaft auch beim Crowdfunding spielen wird. Wir sind gespannt.


Mehr zum Thema:

  • Von der Sehnsucht nach Gemeinschaft
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Mehr von dieser Autorin: Aleksandra Gnach

Litigation-PR: Interdisziplinäre Zusammenarbeit schafft Mehrwert

Posted on 21. August 2018 by Redaktion

Schon mal von Litigation-PR gehört? Falls nicht, ist es kein Grund zur Beunruhigung. Litigation-PR ist in der Schweizer Kommunikationsszene längst noch nicht allen ein Begriff. Dies wird sich in den nächsten Jahren höchstwahrscheinlich ändern. Die hierzulande relativ junge Kommunikationsdisziplin befasst sich mit Öffentlichkeitsarbeit und strategischer Kommunikation in Zusammenhang mit Rechtsverfahren.

von Prof. Dr. Aleksandra Gnach, Professorin für Medienlinguistik und Dozentin am IAM

Während Rechtskommunikation in den USA gang und gäbe ist, wird sie bei uns noch sehr vorsichtig und relativ unsystematisch praktiziert. Dabei wurde auch in der Schweiz schon mehrmals deutlich, dass die öffentliche Meinung die Verhandlungen im Gerichtssaal oder die Reputation der Beteiligten nachhaltig beeinflussen kann. Eines der wohl klassischsten Beispiele ist der Swissair-Prozess. In diesem Fall waren die Vorwürfe, wonach die Bank die Hauptschuld am Grounding trage, von den Medien und der Öffentlichkeit als Fakt wahrgenommen worden, obwohl sie sich im Nachhinein als weitgehend ungerechtfertigt entpuppten. Aktueller ist der «Fall Carlos», bei dem die Medienberichterstattung tiefgreifende Konsequenzen für einige Verfahrensbeteiligte hatte.

Soziale Medien verändern die Rechtskommunikation

Haben sich vermeintliche Fakten erst einmal in den Köpfen des Publikums festgesetzt, sind sie schwer zu revidieren. Besonders dann, wenn sie bereits vorhandenen Stereotypen und Vorurteilen entsprechen oder wenn Diskussionen von Emotionen statt von sachlichen Argumenten dominiert werden. Gerade auf Social-Media-Plattformen ist dies oft der Fall. Die limitierte Zeichenzahl, die hohe Dynamik der Interaktion, einprägsame Bilder und die Beteiligung sehr unterschiedlicher Akteure wirken sich auch auf die Rechtskommunikation aus. Die selektive und zurückhaltende Informationstaktik, wie sie bis anhin meist in Zusammenhang mit Rechtsverfahren gepflegt wurde, muss folglich zumindest teilweise überdacht werden.

Neue Kompetenzen sind gefragt

Soziale Medien haben das Potenzial, die öffentliche Meinung überdurchschnittlich zu beeinflussen. Wer strategische Rechtskommunikation betreiben will, muss deshalb die neuen Kommunikationskanäle und deren Dynamiken kennen. Schon heute äussern sich Journalistinnen, Richter oder Betroffene über Twitter zu laufenden Gerichtsverfahren, teilweise sogar direkt aus dem Gerichtssaal. Der Litigation-PR fällt, neben dem Einsatz der klassischen Instrumente der Corporate Communication, die Aufgabe zu, einzelne Äusserungen zu kontextualisieren, Opinion Leader in Diskurse einzubinden und die Meinungsbildung relevanter Communities zu steuern. Zum Einsatz kommen dabei unter anderem Hashtags, Bilder und Infografiken auf diversen Social-Media-Plattformen mit unterschiedlichen Potenzialen und Beschränkungen.

Podium an der Litigation-PR Tagung 2018. Bildquelle: ZHAW School of Management and Law, 2018.

Zusammenarbeit mit Kommunikationsprofis schafft Mehrwert

Anwaltskanzleien, die von Anfang an strategische Öffentlichkeitsarbeit in ihre Klientenberatung einbeziehen, schaffen einen klaren Mehrwert. Für ihre Mandanten, nicht zuletzt aber auch für die eigene Kanzlei. Aber: Litigation-PR fängt nicht erst mit dem Rechtsfall an. Denn gerade Community-Communication basiert auf langfristiger Beziehungspflege und Vertrauen, da ist ausgeprägte Kommunikationskompetenz und ein Sensorium für unterschiedliche Kommunikationskulturen gefragt. Komplexe juristische Sachverhalte müssen für unterschiedliche Publika gezielt aufbereitet und verständlich gemacht werden, damit Missverständnisse vermieden werden können und Interaktionen auf Augenhöhe möglich sind. Hochschulen haben den Wert interdisziplinärer Zusammenarbeit längst erkannt. Die Rechtskommunikationspraxis wird wohl nicht lange auf sich warten lassen.

An der alljährlichen Litigation-PR Tagung der School of Management and Law der ZHAW tauschen sich Teilnehmende aus Politik, Wirtschaft, Recht und Medien über Entwicklungen in der Rechtskommunikation aus. Wie die diesjährige Durchführung zeigte, stösst die Tagung zunehmend auch bei Kommunikationsprofis auf Interesse.


CAS Community Communication – Communities bilden, moderieren und verstehen

Prof. Dr. Aleksandra Gnach ist, zusammen mit Prof. Dr. Vinzenz Wyss, Programmverantwortliche des Zertifikatslehrgangs CAS Community Communication am IAM. Die nächste Durchführung beginnt am 11. Januar und endet am 18. April 2019.


Mehr zum Thema

  • Lohnt sich Community Communication für Organisationen?
  • «In der Sharing Economy ist Vertrauen der zentrale Wert» In: ZHAW-Impact Nr. 38, September 2017, ab Seite 24
  • Community Communication im Radio
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Lohnt sich Community Communication für Organisationen?

Posted on 19. Mai 2018 by harz

Community Communication ist eine Herausforderung für die Organisationskommunikation. Mittlerweile kommuniziert ein Grossteil der Schweizer KMU auf Social-Media-Kanälen, meistens vor dem Hintergrund einer Social-Media-Strategie. Die wenigsten nutzen jedoch die Kraft von virtuellen Gemeinschaften. Das kommt nicht von ungefähr.

von Prof. Dr. Aleksandra Gnach, Professorin für Medienlinguistik am IAM

Haben Sie jemals auf einer Reise einen Zwischenhalt in einem abgelegenen Dorf eingelegt? Dann kennen Sie das Gefühl: Sie kommen in das Dorf-Café und merken, dass Sie Aussenseiter sind. Die Leute begrüssen einander auf eine besondere Art und Weise, tauschen vielsagende Blicke aus, reden und lachen über Dinge, welche Sie nur erahnen können. Alle scheinen dazu zu gehören, nur Sie nicht. Sie werden ignoriert oder bestenfalls freundlich geduldet. Ausser, Sie haben etwas Besonderes zu bieten, etwas, woran die Gemeinschaft interessiert ist. Das neueste Modell eines Hybridautos zum Beispiel, von dem alle schon gelesen, es aber noch nie gesehen haben. Dann kommen Sie schnell ins Gespräch. Sie versuchen sympathisch zu wirken und Fettnäpfchen zu umgehen, indem Sie zuhören, nicht den falschen Witz erzählen oder überheblich sind. Wenn alles klappt, haben Sie Sympathiepunkte gesammelt, Vertrauen gewonnen und ihr Aufenthalt – so kurz er auch sein mag – wird zu einem Erlebnis. Schon steht die Flasche selbstgebrannten Schnaps auf dem Tisch und innert kürzester Zeit erfahren Sie, wo die besten Restaurants und die faszinierendsten Sehenswürdigkeiten der Gegend sind. Haben Sie aber unwissentlich die Bürgermeisterin beleidigt, weil Sie ihr nicht gebührend Aufmerksamkeit geschenkt haben, müssen Sie mit den ausgetretenen Touristenpfaden Vorlieb nehmen und auch der Schnaps bleibt hinter der Theke.

Dieselben Mechanismen spielen auch in der Community Communication: Es braucht eine scharfe Beobachtungsgabe, Empathie, viel Fingerspitzengefühl und Kommunikationskompetenz.

Communities sind soziale Gebilde, die auf echten Beziehungen und ehrlichem Engagement beruhen

Beides kommt nur zustande, wenn die Bedürfnisse der Community-Mitglieder erfüllt werden. Diese lassen sich auf den drei oberen Ebenen der Maslowschen Bedürfnispyramide verorten. Soziale Bedürfnisse sind dann erfüllt, wenn die Mitglieder die Möglichkeit haben, sich mit anderen auszutauschen und das Gefühl bekommen, Teil von etwas Grösserem zu sein – einer politischen Bewegung, einer gesellschaftlichen Strömung oder einfach einer Gruppe von Menschen mit gleichen Ansichten und Zielen. Wenn die Community-Mitglieder die Gelegenheit haben, etwas zur Gemeinschaft beizutragen und Anerkennung dafür bekommen, werden ihre Ich-Bedürfnisse gestillt. Selbstverwirklichung, die letzte Stufe der Bedürfnispyramide, wird dann erreicht, wenn die Community-Mitglieder eine Rolle innerhalb der Gemeinschaft einnehmen können, aufgrund ihrer Zugehörigkeit neue Fertigkeiten entwickeln oder wenn sich ihnen Möglichkeiten und Perspektiven erschliessen, die sie ohne die Community nicht hätten. Dies ist sowohl aus Unternehmenssicht als auch für die Community vor allem dann lohnenswert, wenn sich dies nicht nur auf die Onlinewelt beschränkt, sondern ein Transfer in die Praxis gemacht wird. Zum Beispiel, wenn Hobbyentwickler ihre Erfindungen bei Lego tatsächlich umsetzen können oder Migipedianer neue Produkte in die Migros-Regale bringen – dann ist ihr Bedürfnis nach Selbstverwirklichung umfassend erfüllt. Und das motiviert die Mitglieder, weiterhin Energie und Zeit in die Community zu investieren.

Erfolgreiche Community Communication ermöglicht Zugang zu Ressourcen

Die entscheidende Frage ist deshalb: Kann eine Organisation die Bedürfnisse einer Community erfüllen? Wenn nicht, lohnen sich Zeit- und Geldinvestitionen in diesem Bereich kaum. Denn trotz viel Aufwand wird es auf den Social-Media-Plattformen bei der Einwegkommunikation bleiben, vielleicht mit etwas Engagement und Feedback zwischendurch, mit tragenden Beziehungen ist aber nicht zu rechnen. Bestenfalls lässt sich ein loses Netzwerk von Followern oder Fans aufbauen, die nicht miteinander interagieren und vor allem eigenen Interessen nachgehen, die sich mit denjenigen der Organisation nur bedingt decken. Wenn eine Organisation aber eine Struktur hat, die es erlaubt, die Bedürfnisse der Community zu erfüllen und die Mitglieder Teil der Organisationsrealität werden zu lassen, dann eröffnen sich neue Dimensionen der Organisationskommunikation. In Fällen wie Lego oder Migros bringt Community Communication Innovation, Kundenbindung und einen direkten Draht zur Community und dadurch wertvolles Wissen darüber, was unsere Stakeholder bewegt. Es geht also um den Zugang zu Ressourcen, und damit zum sozialen Kapital.

Der Begriff „soziales Kapital“ bezeichnet – vereinfacht gesagt – die Gesamtheit der aktuellen und potenziellen Ressourcen, die mit der Teilhabe an einem Netz sozialer Beziehungen verbunden sind. Die Spannbreite der Ressourcen reicht von exklusiven Informationen, über Know-how und Aufträge, zu welchen man nur über bestimmte Kontakte Zugang hat, bis hin zu Support und Rückhalt die man in intensiven Zeiten, wie Neubeginn oder Krise, von einer Community bekommt, mit der man durch echte Beziehungen verbunden ist. Der Preis, den man dafür zahlt, ist Zeit und Herzblut, denn die besten Beziehungen zerfallen, wenn man nicht in sie investiert.

Communities haben gesellschaftliche Sprengkraft

Das zeigen Sharing-Economy-Unternehmen wie Airbnb oder UBER, aber auch Organisationen wie die Republik, die durch erfolgreiche Community Communication und das soziale Kapital aller Beteiligten gesellschaftliche und wirtschaftliche Strukturen durchbrechen. Community Communication lohnt sich also durchaus, aber nur für Organisationen, die bereit sind, sich auf Communities einzulassen. Dazu braucht es eine Organisationskultur, die agil und flexibel ist, und genügend Spielraum lässt, um auf die jeweiligen Bedürfnisse, Werte und Kommunikationsformen von Communities einzugehen. Und es braucht Kommunikatorinnen und Kommunikatoren, die ihre Ideen mit Herzblut umsetzen, kommunikationskompetent sind, ein Gespür für unterschiedliche Kulturen haben.


CAS Community Communication – Communities bilden, moderieren und verstehen

Prof. Dr. Aleksandra Gnach ist, zusammen mit Prof. Dr. Vinzenz Wyss, Programmverantwortliche des Zertifikatslehrgangs CAS Community Communication am IAM. Die nächste Durchführung beginnt am 11. Januar und endet am 18. April 2019.


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Virtual Communities are like Unicorns

Posted on 21. April 2017 by harz
von Dr. Aleksandra Gnach, Dozentin und Kommunikationsbeauftragte IAM

Vorbemerkung: Dieser Blogpost wurde auf Englisch verfasst und nicht übersetzt. Weil wir unseren LeserInnen genügend Sprachkompetenz zutrauen, weil Communities Sprachgrenzen überwinden –  und weil das IAM grenzübergreifend forscht und denkt.

Virtual Communities are like unicorns: too mystical to be real. Sometimes, if we get very lucky, we might find one. That doesn’t happen very often. If you meet one, be prepared for sparkle, fairy dust, and magic moments – or, in other words: true engagement, authenticity, and unexpected outcomes.

Organisations invest a lot brainpower and money into building and managing communities. Possible goals are: higher customer retention, increase in feedback and ideas from customers, or establishment of credibility. The underlying consideration is: If customers interact with one another and questions get answered by community members, organisations gain valuable information about customers’ preferences and opinions, and sometimes even product innovation. This can lead to cheaper costs in support but also to up-selling, or new contacts. Another goal is that community members freely talk about us as an organisation. If they are happy with what we do, they share their praise with the rest of the community and beyond. Which is great for our reputation!

There are some famous success stories proving all these expectations true, like the Lego Case Study, which by the way is also a perfect example of how visibility and engagement in organisational communication can impact public discourse – although not always in an intended way. But most organisations are still communicating with audiences on social media, which are far from being communities in the real meaning of the term.

Howard Rheingold, an influential writer and thinker on social media, differentiates between virtual communities and online social networks. He defines a virtual community as a “[…] network of interpersonal ties that provide sociability, support, information, a sense of belonging and social identity. […] The difference between an online social network and a community has to do with the quality, continuity, and degree of commitment in the relationship between members.”  Social identity and a sense of belonging don’t emerge out of the blue. What are the secrets behind Virtual Communities worthy of the name? Being an online ethnographer, I have been observing several virtual communities for a while, trying to figure out regularities while systemising the success criteria. My absolute favorite is the YOU-Community.

The goal of the YOU-Community is simple and quite ambitious: „Billions of healthy people“. The path leading there is paved with science-based micro actions for a sustainable behaviour change and for personal development. 100,000 people from all over the world use the YOU-App daily to improve their physical and mental wellbeing.  They accomplish small actions in areas like body, food, mind, or love, and share their progress with the community, by posting a picture and a short text. The YOU-App is not at all about winning over others; it’s all about supporting each other, through encouragement and reward of good choices – an approach which makes everybody win.

The YOU-Community is my favourite community for two reasons. As a user I really have the feeling of being part of something bigger; I even developed relationships with other users – something I have never experienced in an online environment before. As a researcher I see for the first time all the phenomena I was thinking and writing about, without being able to observe them in the field. It feels like meeting a unicorn for real. YOU-Community members are very active, they interact, share intimate details, build and maintain relationships – and even organise offline meetups all over the world. What the heck makes them do this? I had several hypotheses, which I was lucky enough to discuss with Nelli Lähteenmäki, Co-Founder and CEO of YOU. 

Aleksandra Gnach (links) und Nelli Lähteenmäki (rechts) am Coco Summit 2017 am IAM. (Foto IAM)

We met in Winterthur – yes, Nelli came from Helsinki to Winterthur, just to share her experiences and insights with the participants of the further education course CAS Community Communication who tackled Virtual Communities for a whole semester. This approachability and spontaneity of a very busy start-up CEO, the willingness to share knowledge for totally altruistic reasons, is very symbolic. The founders created YOU in order to make the world a better place. This is not a strategic mission statement; it’s something I believe after only five minutes of talking with Nelli. The spirit of the founders is the core of the YOU-Community. Hypothesis 1 proved: A functioning community builds on authenticity, on genuine goals and real needs.

The YOU-Team is not „managing“ a community; they are part of it. On the one hand, team members accomplish micro actions themselves; on the other hand, they make the ideas and problems behind the app development transparent – they share success, discuss problems and invite community members to express their opinions on the next steps in app-development. For example, when introducing paid content. For the first time in my life, I saw app users expressing their enthusiasm about finally being able to support app operators monetarily. Hypothesis 2 proved: Transparency and honesty lead to commitment.

The YOU-Community is very engaged and innovative. The relationships between members overcome geographical and technological boundaries – people send each other postcards, connect with email or whatsapp and even organise meetups. Which took the YOU-Team by surprise. Their reaction: Joy, publicly expressed on the YOU-App of course and immediately the question: How can we facilitate future meetups? What do you guys need? Hypothesis 3 proved: Unicorns have needs. If you let them free, they will express them, find ways to meet them, and at the same time show you how to develop yourself. 


Dieser Artikel ist auch auf Medium erschienen: Aleksandra Gnach auf Medium folgen

Wie wir Praxisprobleme definieren und lösen – ein neuer Fokus fürs IAM live

Posted on 21. Mai 2015 by Redaktion
von Aleksandra Gnach, Dozentin und Kommunikationsverantwortliche IAM

„Für uns ist das IAM live eine wichtige und wertvolle Plattform, um Forschungsergebnisse in die Praxis zu bringen und um zu erfahren, was in den Berufsfeldern funktioniert und wirklich relevant ist“ – das war mein Quote im Film zum IAM live 2012 und es ist immer noch meine Überzeugung, als Forscherin und als Kommunikationsverantwortliche des IAM.

Dass das IAM live als Brücke zwischen Theorie und Praxis funktioniert und geschätzt wird, zeigen die Rückmeldungen unserer Gäste.

Edith Hollenstein, IAM-Absolventin und Redaktionsleiterin bei persönlich, meinte: „Ich bin immer an einem Fachaustausch mit Menschen interessiert, die den gleichen beruflichen Hintergrund haben. Am IAM live kann ich Themen diskutieren, die die Medien-, Kommunikations- oder Werbebranche bewegen. Das ist für mich auch beruflich wichtig. Deshalb komme ich hierher.“

Frank Hänecke, Studienleiter am MAZ, meinte nach dem IAM live zum Thema journalismus.unverzichtbar: „Heute ist es gelungen, einen akademischen Zugang zu finden, einen unternehmerischen Zugang und auch einen sehr praktischen Redaktionszugang. Durch die Beiträge der ReferentInnen und in der Diskussion.“

Steffen Lukesch, Medien- und Kommunikationstrainer, schätzt den Networking-Teil des IAM live: „Es ist wie ein Klassentreffen hier, man sieht viele bekannte Gesichter und der soziale Aspekt ist mindestens so wichtig wie das, was in der Aula läuft.“

 

Das IAM live kommt an, und es entwickelt sich, wie alles am IAM. Nach der Jubiläumsausgabe vom letzten Jahr haben wir das Event-Konzept erneuert. Der Anlass soll unsere Kernkompetenzen noch deutlicher fassbar machen: Mit transdisziplinärer Forschung findet das IAM Lösungen für Praxisprobleme, die hohe Relevanz in Journalismus oder Kommunikation haben, indem es wissenschaftliches und praktisches Wissen verbindet. In transdisziplinären Forschungsprojekten wird der Forschungsgegenstand – ein Praxisproblem – gemeinsam definiert, von WissenschaftlerInnen verschiedener Disziplinen und AkteurInnen aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Domänen wie Politik, Medien, Organisationskommunikation oder Verwaltung. Forschung wird dabei konzipiert als gemeinsamer Lernprozess zwischen Berufsfeldern und Wissenschaft.

Das diesjährige IAM live widmet sich am 18. Juni dem Thema „Informal Leadership“. Informal Leadership bedeutet: Das Sagen am Arbeitsplatz hat oft nicht, wer oben sitzt in der Hierarchie, sondern wer das stichhaltigere Argument vorbringt oder die einleuchtendere Geschichte zu erzählen weiss. Am IAM live zeigt Laura Delaloye, wie wir das erforschen, und Petra Jörg, wie zentral Informal Leadership in der Praxis ist. Laura Delaloye doktoriert am IAM und an der Uni Lausanne bei Daniel Perrin und Marcel Burger; Petra Jörg leitet das Rochester-Bern Executive Program und ist Beratungskundin des IAM.

Anmelden fürs IAM live kann man sich hier. Wir freuen uns auf Sie!

Vom Genuss Wissenschaftlerin zu sein. Ein Rückblick auf den AILA-Weltkongress in Brisbane

Posted on 18. August 2014 by Aleksandra Gnach

Wissenschaftlerin zu sein hat Vorteile. Besonders toll finde ich, dass ich mir den Luxus leisten kann, Stunden und Tage über ein Thema nachzudenken, es über Jahre zu vertiefen und aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten. Aber still vor mich hin brüten und Ideen entwickeln kann es allein nicht sein. Deswegen sind wissenschaftliche Konferenzen ein Genuss: Was in einer Plauderei über den Gartenzaun oder einem Samstagabendgespräch an der Bar exotisch scheint, ist hier normal: Über journalistisches Schreiben fachsimpeln, über scheinbare Details diskutieren – oder erklären, wie und weshalb ich aus dem Handeln einzelner Journalistinnen auf übergeordnete gesellschaftliche Strukturen schliesse. Ich geniesse es, mich der Kritik stellen, zu überzeugen, oder mit besseren Argumenten überzeugt zu werden. Denken ist nicht nur ein individuelles, sondern auch ein kollektives Abenteuer. Erhellend kann zudem sein, auf Fachkolleginnen und -kollegen zu treffen, deren Namen man hundertfach in Bibliographien gelesen hat; ihren Präsentationen zuzuhören oder am Frühstückstisch mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Da können die Funken springen! Begeisterung steckt an – aber auch Ent-Täuschung hilft weiter.

Ein handfester Vorzug wissenschaftlicher Konferenzen ist, dass sie oft weit weg stattfinden, man also hinreisen muss und darf. Manchmal auch ans andere Ende der Welt, im Fall der AILA 2014 nach Brisbane. AILA steht für Association Internationale de Linguistique Appliquée oder International Association of Applied Linguistics. Ziel dieses Verbandes ist es, den weltweiten Austausch zwischen allen Forschungskulturen der Angewandten Linguistik zu fördern. Zu diesem Zweck führt die AILA alle drei Jahre einen Kongress durch, an dem bis zu 2000 Forschende aus aller Welt teilnehmen. Ein weiteres Mittel der AILA zur Förderung der Angewandten Linguistik sind die internationalen Forschungsnetzwerke, die sogenannten ReNs (Research Networks). Hier schliessen sich WissenschaflerInnen aus unterschiedlichen Ländern zusammen, um  an aktuellen Themen aus ihrem Bereich zu forschen. An den Weltkongressen bekommen die ReNs ein eigenes, grosszügig bemessenes Tagungsfenster: die Gelegenheit also, seine Forschung vor einem breiten Publikum zu präsentieren und sich mit Kolleginnen zu treffen, mit welchen man sich normalerweise nur über Mail und Skype austauschen kann.

Unser ReN Media Linguistics hat sich dieses Jahr schon vor dem Treffen in Australien intensiv getroffen: Weil nicht alle Heim-Universitäten der Netzwerkmitglieder für eine Reise nach Australien aufkommen konnten, haben wir ein virtuelles Pecha Kucha Pre-Panel veranstaltet.  Die Textsorte Pecha Kucha bedeutet, mit wenigen Folien und in kurzer Zeit ein komplexes Thema auf den Punkt zu bringen. Die Videobeiträge im Pre-Panel auf Youtube gehen ein auf den theoretischen Hintergrund medienlinguistischer Forschung, auf Methoden zur Erforschung journalistischer Schreibprozesse in natürlichen Kontexten und, auf einer Metaebene, auf die Gestaltung der wissenschaftlichen Laufbahn.

photo[2]

ReN Media Linguistics am AILA-Begrüssungsapéro. Noch nicht vollständig, aber strahlend – trotz Jetlag.

Im Panel selbst dann, in Brisbane, haben wir in sechs 20-minütigen Präsentationen die neusten Methoden und Erkenntnisse der Medienlinguistik präsentiert und diskutiert. Spannend war das vor allem, weil die Forschenden unterschiedlichen Zugänge zum Thema haben, von Diskurs- und Argumentationsanalyse über Interaktions- und Textanalyse bis hin zur Statistik. Die journalistische Textproduktion wurde also aus sehr unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet. Erforscht werden Handlungen einzelner Journalistinnen beim Schreiben, Interviewen oder Diskutieren, aber auch die Bedeutung und das Zusammenspiel dieser Handlungen auf übergeordneten Ebenen wie Redaktion oder Gesellschaft. Wir haben sozusagen die einzelnen Puzzleteilchen angeschaut, die Prozesse des Zusammenfügens beleuchtet und auch das Gesamtbild betrachtet, das dabei entsteht. Faszinierend war dabei nicht nur die Vielfalt der Perspektiven und Methoden, sondern auch die Raffinesse der Softwaretools, die die Forschenden in ihrer Arbeit anwenden und die sie in interdisziplinären Kooperationen entwickelt haben. Vor und nach dem eigenen Panel haben wir als Gäste in anderen Panels mitgewirkt. Zum Beispiel im „Invited Symposium“ von Chris Candlin mit dem Titel „Making Applied Linguistics Matter: Opportunities for Engaging with Professional Practice“. Hier haben transdisziplinär Forschende gezeigt, wie sie zusammen mit Praktikerinnen und Praktikern Probleme der Kommunikation lösen in Feldern wie Gesundheit, Recht, Wirtschaft, aber eben auch Medien und Öffentlichkeit.

Ich habe das wissenschaftliche Tauchbad in Brisbane sehr genossen, die Präsentationen, Diskussionen, die gemeinsamen Essen am Fluss und die Fahrrad-Sightseeing-Touren. Arbeiten und Reisen in einem sozusagen. Genau die richtige Motivationsspritze fürs Vorbereiten meiner Lehrveranstaltungen im Herbstsemester und die Planung meiner nächsten Publikationen.

 

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