• Impressum
  • Über uns
Wissen, was Kommunikation bewegt

Ein Blog der ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften

-->

Licht ins Dunkel des Schreibens

Posted on 17. April 2015 by harz
von Mathias Fürer, Wissenschaftlicher Mitarbeiter IAM

„Dein Zeitungsartikel trifft den Nagel auf den Kopf“, „dein Radiobeitrag holpert ein wenig“, „deine Medienmitteilung passt auf die Zielgruppe wie der Deckel auf den Topf“. Textkritik – auch differenziertere, wenn die Zeit reicht – geben Sie und Ihre Berufskolleginnen und ‑kollegen täglich tausendfach in Redaktionen, Agenturen und Journalismusschulen. Aber wie schreiben Sie einen stimmigen Zeitungsartikel, sorgen dafür, dass Ihr Radiobeitrag nicht holpert, oder texten eine Medienmitteilung, die den Bedürfnissen Ihrer Zielgruppe entspricht? Und was, wenn diese Fragen nicht auf Ihren fertigen Text zielen, sondern darauf, wie er entsteht, Ihren persönlichen Schreibprozess?

Mathias Fürer schreibt an seiner Doktorarbeit Modeling, scaling and sequencing. A classification of writing phases in swiss television news rooms.

Mathias Fürer schreibt an seiner Doktorarbeit „Modeling, scaling and sequencing. A classification of writing phases in swiss television news rooms“.

Dann sind Sie mitten in der riesigen Blackbox gelandet, in der Schreibprozessforscher und Medienlinguistinnen mit Taschenlampen unterwegs sind. Denn die Erforschung von Schreibprozessen ist komplex. Erstens, weil Schreiben meist ein einsamer Prozess ist und Schreibende viele ihrer Entscheidungen im stillen Dialog mit sich selber treffen. Diesen internen Dialog können Forschende nicht hören und so auch nicht untersuchen. Zweitens ist Schreiben ein dynamischer Prozess und damit flüchtiger als ein statisches Produkt. Wie kann dieser Flüchtigkeit begegnet und der Prozess lückenlos aufgezeichnet werden? Und drittens fallen beim Schreiben Unmengen von Daten an. Ein fertiger Text füllt beispielsweise eine A4-Seite. Was aber füllt der dazugehörige Schreibprozess?

An der IAM-Professur Medienlinguistik nutzen wir die Progressionsanalyse, die Daniel Perrin für reale Schreibsituationen im Berufsalltag entwickelt hat. Wir erfassen die Schreibbiografie (Ausbildung, Erfahrung) und ‑situation (Redaktionsabläufe, Arbeitsroutinen) der Beforschten, zeichnen die Schreibprozesse mit Software auf (Bildschirm, Tastatureingaben, Mausbewegungen), führen den Schreibenden ihren Prozess vor und fragen sie währenddessen nach Begründungen für ihre Entscheidungen beim Schreiben. So entstehen retrospektive Verbalprotokolle, die uns ein Fenster in den Kopf der Schreibenden eröffnen.

Indem wir diese Daten miteinander verbinden, erhalten wir ein vielseitiges Bild des Schreibprozesses und lernen von Journalistinnen und Organisationskommunikatoren, wie sie ihren Schreibfluss steuern – oder dabei scheitern. Wir untersuchen sie auf dem Weg zu stimmigen Zeitungs- und Onlineartikeln, runden Radio- und Fernsehbeiträgen und zielgruppengerechten Medienmitteilungen. So erschliessen wir Schreibstrategien und arbeiten heraus, was für wen unter welchen Umständen funktioniert. Und bringen ein bisschen mehr Licht in die Blackbox des Schreibens.

Mehr zum Thema:
Die Leckerbissen im Medienforschungsseminar von Benjamin Seiler, Student IAM
Der Satz, für den ich den Job hier mache, von Thomas Gantenbein, Wissenschaftlicher Mitarbeiter IAM

This entry was posted in Kommunikation erforschen and tagged Mathias Fürer. Bookmark the permalink

Click here to cancel reply.

Add Your Comment

Your email will not be published.

  • Folgen Sie uns

    • RSS Feed
    • Twitter
    • Facebook
    • YouTube
    • XING
  • Neueste Beiträge

    • Wie Kommunikation die digitale Transformation ermöglicht
    • Besuch einer Weltmarke
    • Die Macht der Gemeinschaft
    • Social Media Studie Schweiz 2018
    • Botschaften UND Daten: Kommunikation braucht Gleichgewicht
  • Neueste Kommentare

    • Lars bei And The Winnerin Is…
    • André Schibli (Studiengangleitung BA Kommunikation) bei Von der Radio-Praktikantin zur TV-Produzentin
    • Lukas Blatter bei Von der Radio-Praktikantin zur TV-Produzentin
    • Marco bei Online-Beratung, geht das?
    • Murat bei Virtual Reality – Teure Spielerei oder Storytelling mit Zukunft?
  • Kategorien

    • Allgemein
    • Gastbeiträge
    • Kommunikation erforschen
    • Kommunikation erleben
    • Kommunikation gestalten
    • Kommunikation studieren
  • Archiv

    • November 2018
    • Oktober 2018
    • September 2018
    • August 2018
    • Juli 2018
    • Juni 2018
    • Mai 2018
    • April 2018
    • Februar 2018
    • November 2017
    • Oktober 2017
    • September 2017
    • August 2017
    • Juli 2017
    • Juni 2017
    • Mai 2017
    • April 2017
    • März 2017
    • Februar 2017
    • Januar 2017
    • Dezember 2016
    • November 2016
    • September 2016
    • August 2016
    • Juli 2016
    • Juni 2016
    • Mai 2016
    • April 2016
    • März 2016
    • Februar 2016
    • Dezember 2015
    • November 2015
    • Oktober 2015
    • September 2015
    • August 2015
    • Juni 2015
    • Mai 2015
    • April 2015
    • März 2015
    • Februar 2015
    • Januar 2015
    • Dezember 2014
    • November 2014
    • Oktober 2014
    • September 2014
    • August 2014
    • Juli 2014
    • Juni 2014
    • Mai 2014
    • April 2014
  • Meta

    • Anmelden
  • RSS:
  • RSS
    ZHAW