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Wissen, was Kommunikation bewegt

Ein Blog der ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften

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Browsing Dezember, 2016

Tag der offenen Tür 2016

Posted on 22. Dezember 2016 by harz
von Christopher Onuoha, Kommunikation und Eventmanagement IAM

Kurz bevor sich die Türen unseres Hauses am 19. November den Besucherinnen und Besuchern öffneten, war die Spannung spürbar. Hektisch wurden die letzten Vorbereitungen getroffen: Studienganginformationsbroschüren hübsch drapiert, Servietten gefaltet und letzte Briefings gehalten. Dem Tag war eine monatelange Vorbereitung vorausgegangen und nun ging den Mitgliedern des Organisationsteams vor allem eine Frage durch den Kopf: Würde der Tag tatsächlich den gewünschten Anklang finden und so viele Studieninteressierte nach Winterthur locken, wie erhofft?

Wenig später konnten die Mitwirkenden erleichtert aufatmen. Denn die Gäste kamen, und die Flure, Hörsäle und Pausenzonen des Hauses füllten sich. Jugendliche Studieninteressierte, Eltern und erwachsene Weiterbildungsinteressierte, sie alle waren gekommen, um einen vertieften Einblick in die Studienangebote des Departements Angewandte Linguistik zu erhalten. Die rund 450 Gäste dürften nicht enttäuscht worden sein: In über 15 Lektionen und Präsentationen stellten Dozierende ihre Studiengänge persönlich vor, derweil gaben Studierende und AbsolventInnen Auskunft zum Alltag während des Studiums und zu den beruflichen Möglichkeiten. In zahlreichen Mitmach-Angeboten erfuhren die Gäste schliesslich auf ganz praktische Weise, was es heisst, am Departement Angewandte Linguistik zu studieren. Sie konnten sich unter anderem in der Dolmetschkabine, hinter dem Radiomikrofon oder im Untertiteln eines Films versuchen.

Vom Sprachtalent zum Kommunikationsprofi
Ganz im Zeichen der Praxis stand auch der Social-Media-Wettbewerb, der am diesjährigen Tag der offenen Tür durchgeführt wurde. Die Teilnehmenden konnten dabei einen Schnuppertag als Kommunikationsprofi in einem Berufsfeld der Kommunikationswelt gewinnen. Alles, was sie für die Teilnahme am Wettbewerb tun mussten, war, ihr persönliches Highlight vom Tag unter dem Hashtag #ZHAWsprachtalent auf einem Social Media-Kanal zu posten. Dabei galt es ihre Kreativität, Originalität und vor allem ihr Sprachtalent unter Beweis zu stellen.

Die folgenden drei BesucherInnen haben dank ihrer besonders gelungenen Posts jeweils einen Schnuppertag als Kommunikations-Profi gewonnen:

Blanka Piskor wird einen erfahrenen Dolmetscher an eine internationale Konferenz begleiten und hautnah miterleben, wie die Praxis dieses spannenden und anspruchsvollen Berufs aussieht. Ihr Post hat die Jury überzeugt, weil er Bildsprache und Textaussage auf gelungene Weise miteinander in Einklang bringt:

Fabian Egger hat einen exklusiven Blick hinter die Kulissen des Schweizer Konsummagazins „Kassensturz“ gewonnen und darf einen Arbeitstag mit den Machern der Sendung verbringen. Seinen Video-Beitrag wählte die Jury aus, weil er die drei Ebenen Ton, Sprache und Bild auf kreative Weise miteinander verbindet, wodurch eine kongruente Kommunikation auf diesen drei Ebenen gelingt:

Was es braucht, um Deutsch als Fremdsprache in einer multikulturellen Gruppe zu unterrichten, darf Anina Trachsler in einer Unterrichtssequenz aktiv erfahren. Ihr Post setzte sich bei der Jury durch, weil es sich um eine besonders schöne Dialog-Momentaufnahme handelt:

Wir gratulieren den GewinnerInnen herzlich und werden demnächst berichten, wie es ihnen beim Einlösen ihrer Schnuppertage ergangen ist. Dem Organisationsteam und allen anderen Beteiligten gratulieren wir zum gelungenen Tag der offenen Tür 2016 und freuen uns schon auf das nächste Jahr!

Weitere Informationen und eine Bildergalerie zum diesjährigen Tag der offenen Tür finden Sie hier.


Mehr zum Thema

  • Tag der offenen Tür 2015 und Eventfilm, 03.12.2015

Viel Neues im Osten: Schweizer Journalismuspioniere 2.0

Posted on 21. Dezember 2016 by harz
von Mirco Saner, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Forschungsschwerpunkt Journalistik des IAM

Heutige Jahresabonnemente für Tageszeitungen sind zu teuer, sagte Tamedia-Verwaltungsratspräsident Pietro Supino kürzlich am JournalismusTag.16 in Winterthur. Realistisch sei, dass Kunden künftig zwischen 200 und 400 Franken dafür bezahlen würden. Schlechte Aussichten für Tages-Anzeiger, Berner Zeitung, 24 Heures und Co., deren Abos derzeit zwischen 460 und 700 Franken liegen. Kein Land in Sicht für die letzten quasi-unabhängigen Regionaltitel wie Schaffhauser Nachrichten oder Walliser Bote, deren Abopreise in diesem angepeilten Spektrum zu finden sind. Der Kostendruck durch die Konkurrenz erhöht sich weiter. Und keine Morgendämmerung für ein neues publizistisches Qualitätsprimat im Lande. Die Auktion, wer Qualität zum Tiefstpreis anbieten kann, geht weiter.

Während die Printmedien wie wir sie kennen am Westhimmel untergehen und der Billigjournalismus hoch im Zenit steht, steigt im Osten etwas Neues über den Medienhorizont: Der Bürgerjournalismus. Im pessimistischen Branchen-Grundrauschen der vergangenen zwanzig Jahre haben sich zwei neue Strömungen gebildet: Auf der einen Seite junge Nachwuchsjournalisten, die zugeben, durch den Überfluss-Häppchen-Journalismus der Verlage überfordert zu sein; die gewillt sind, journalistisch herumzuexperimentieren und damit die Innovation innerhalb der Branche anzutreiben. Auf der anderen Seite erfahrene Medienschaffende, die genug hatten. Beide Gruppen haben in den letzten Jahren Bürgermedien gegründet, pionierhafte Startups mit journalistischem Anspruch, oftmals losgelöst von etablierten Medienhäusern. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass ihre Inhalte vor der Publikation nicht mehr von traditionellen, massenmedialen Redaktionen bearbeitet werden.

Horizontnahes Panorama
In der Schweiz ist die Anzahl Bürgermedien seit der Jahrtausendwende deutlich angestiegen und mittlerweile finden sich gut zwei Dutzend bekannter Akteure. Zu den sprachregionalen Bürgermedien zählen Online-Stadtmagazine, politische Podcasts oder Newsportale mit lautmalerischen Namen wie Coup, Audiatur, Journalismus Y, Project R oder Journal B. Bürgermedien bieten einen öffentlichen Gegendiskurs zu den traditionellen Medienhäusern an, füllen eine inhaltliche Lücke oder produzieren einfach wieder Qualitätsjournalismus. Damit bieten sie eine Chance zur Erhöhung der Meinungsvielfalt, die gerade im Lokalbereich mit den regionalen Zeitungsverbunden erheblich gelitten hat. Das journalistische Selbstverständnis zeigt auf, dass zahlreiche Akteure ihre gesellschaftliche Aufgabe darin sehen, wieder mehr Einordnung und Hintergründe zu liefern. Sie reagieren damit auch auf eine Hoffnung der hiesigen Medienwissenschaft.

Bürgermedien stellen keinen Ersatz, aber eine Ergänzung zu den Massenmedien dar und halten mit ihrer Berichterstattung der Branche den Spiegel vor. Ihnen gemeinsam ist, dass sie auf ein vorhandenes Defizit in der Berichterstattung reagieren wollen, fast ausnahmslos online publizieren und eine eigene Online-Community aufbauen, die sie unterstützt. Aber auch, dass sie sich hinsichtlich ihrer Manpower, ihrem professionellen Anspruch und ihrer Finanzierung stark voneinander unterscheiden. Bürgermedien sind Teil einer gesellschaftlichen Entmedialisierungsbewegung, wie es Pietro Supino nannte. Sie sind die Konsequenz der disruptiven, revolutionärsartigen Veränderungen, die in der Medienbranche zu beobachten sind, wie es Medienprofessor Otfried Jarren nennt. Auf jeden Fall sind sie Teil des gesellschaftlichen Trends, dass publizierte Informationen immer weniger von traditionellen Medienhäusern stammen.

Erkennen lässt sich bei einer ersten Übersicht auch ein dritter Akteurstyp: Bürgermedien, bei denen die Grenze zwischen Bürgerjournalismus, Corporate Publishing und PR in eigener Sache verschwimmt. Etablierte Unternehmen wie die Zürcher Verkehrsbetriebe, politische Parteien wie die SVP oder freischaffende Journalisten mischen hier ebenfalls mit eigenen Plattformen mit.

Problemfelder
Die modernen Journalismuspioniere haben mit zahlreichen Schwierigkeiten zu kämpfen. Die unsichere Finanzierung wiegt am schwersten. Bürgermedien finanzieren sich bisher häufig durch Mäzene, Philanthropen oder Stiftungen. „Gestifteter“ Journalismus“ ist aber auf Dauer bisher kein Erfolgsrezept wie die nationalen Beispiele TagesWoche oder Basler Zeitung zeigen und birgt Unsicherheiten. Übrige Journalismus-Startups finanzieren sich bisher mittels Crowdfunding, Micropayments oder durch Eigenkapital. Zahlreiche Akteure arbeiten nebenberuflich und ehrenamtlich. Um langfristig zu überleben, benötigen auch diese Startups ein Abo- oder Mitgliederbeitrags-Geschäftsmodell. Werbung macht bisher nur bei rund 25% der Medienpioniere einen Teil der Einnahmen aus. Bürgermedien haben zudem häufig eine lokal-regionale Ausrichtung. Ein Ersatz für überregionale Massenmedien scheint aus Kostengründen nicht realisierbar.

Journalistischer Anspruch und Selbstverständnis der Akteure schüren nicht nur Hoffnungen auf einen neuen Qualitätsjournalismus, sondern widersprechen den klassischen Massenmedien auch teilweise. Journalismus dürfe auch inhaltliche Fehler machen, ist zu hören. Falls sie jemand aus dem Publikum bemerke und sich beschwere, werde im Nachhinein halt korrigiert. Das hat mit traditionellem journalistischem Qualitätsverständnis wenig zu tun, eher mit postfaktischem Gedankengut. Auffallend ist auch, dass zahlreiche Bürgermedien nach eigenen Angaben mit ihrer Berichterstattung primär auf ein jüngeres Publikum zielen. Bevölkerungssegmente wie Senioren, Kranke oder Personen mit Migrationshintergrund laufen Gefahr – wie bei der massenmedialen Berichterstattung – zu kurz zu kommen.

Bürgermedien fördern?
Ob Bürgermedien von den grossen Medienhäusern aktuell als Konkurrenz wahrgenommen werden, ist zu bezweifeln. Die grössten Player erreichen gerade einmal einige zehntausend Besucher auf ihrer Webseite – pro Monat. Aber eine Vielzahl dieser Akteure mit ähnlichen Besucherzahlen würde bedeuten, dass den grossen Onlineportalen hunderttausende Klicks fehlen. Sollte sich herausstellen, dass Bürgermedien nachhaltig einen Dienst für die demokratische Meinungspluralität im Land leisten und die massenmedialen Defizite zu einem gewissen Grad ausgleichen, sollten sie genauso aus dem Gebührentopf gefördert werden wie klassische Massenmedien, die sich dem Service Public verpflichtet haben. Spätestens dann würden sie von den grossen Medienhäusern wahrgenommen werden. Diese Leistung ist aber zunächst nachzuweisen.

Otfried Jarren sagte am JournalismusTag.16, Journalismus brauche jeweils Technologie und eine gute Idee, um erfolgreich zu sein und meinte damit, moderner Journalismus benötige heute wieder eine neue gute Leitidee, da er aktuell unter der Ideen-Herrschaft amerikanischer, gewinngetriebener Akteure wie Facebook, Apple oder Google stehe. Neue Technologie ist reichlich vorhanden. Neue Ideen sind präsentiert. Aber Pioniere haben schon immer finanzstarke Partner benötigt, um ihre Vorhaben erfolgreich durchzuführen.

Bürgerjournalistische Medien in der Schweiz


Mehr zum Thema

  • Über Verpuffungen und Rezepte dagegen, 27. November 2014, Mirco Saner
  • #JourTag – ein Blick hinter die Kulissen, 11. November 2014, Robin Schwarz

 

Storytelling – der Schlüssel zu mehr Vertrauen in Versicherungen?

Posted on 14. Dezember 2016 by harz
von Ursina Ghilardi, Absolventin Master Angewandte Linguistik Vertiefungsrichtung Organisationskommunikation

Wissen Sie, wie viel Geld Sie von Ihrer Versicherung bekommen, wenn Ihre Wohnung abbrennt? Oder ob Ihr Velo ausser Haus gegen Diebstahl versichert ist? Und haben Sie das Kleingedruckte im Vertrag je bis zum Ende durchgelesen?

Ich bin mir da jedenfalls nicht so sicher. Denn mit den Versicherungen ist es ja so eine Sache: Die vielen Paragraphen sind eher verwirrend als erklärend und die Produkte sehr komplex. „Wird schon passen“, denke ich mir, nachdem ich die ersten fünf Seiten Fachchinesisch überflogen habe. Ab und zu flattert eine Prämienrechnung ins Haus. Sonst gehe ich dem Thema gerne aus dem Weg. Aber ob sich meine Versicherung im Schadensfall um mich kümmert, kann ich nicht mit Sicherheit sagen – oder sind Sie schon mal von einer Brücke gesprungen, um zu prüfen, was Ihre Lebensversicherung so taugt?

Kurzum: Das Versicherungswesen ist für einen Grossteil der Bevölkerung zu komplex und zu langfristig ausgelegt, als dass wir uns den Durchblick verschaffen könnten. Somit bleibt uns nicht viel anderes übrig, als darauf zu vertrauen, dass die Versicherung unserer Wahl a) die finanziellen Mittel besitzt, um uns im Schadensfall unter die Arme zu greifen zu können und b) auch Willens ist, dies zu tun – und sich nicht mit Paragraph 818b jeglicher Verpflichtungen dem geschädigten Gegenüber entzieht.

Wenn Versicherungen auf das Vertrauen ihrer Kunden angewiesen sind, wird dies zu einer wichtigen Ressource für den Unternehmenserfolg und will entsprechend gefördert werden. In meiner Masterarbeit habe ich untersucht, was die Organisationskommunikation als Vermittlerin zwischen der Organisation und deren sozialem Umfeld zur Vertrauensgenese beitragen kann. Aus der Vielzahl von möglichen Ansätzen zur Vertrauensförderung habe ich mich auf die Technik des Storytellings konzentriert und mir folgende Fragen gestellt:

  • Stellt Storytelling eine geeignete Technik für Versicherungsunternehmen dar, Vertrauen zu fördern?
  • Welche Elemente des Storytellings wirken im Versicherungskontext besonders vertrauensfördernd?
  • Und schliesslich: Stellt Storytelling eine geeignete Technik für Versicherungsunternehmen dar, Komplexität zu reduzieren und transparent zu kommunizieren?

Mit einer Methodentriangulation wollte ich der Sache auf den Grund gehen: Experteninterviews, Textanalysen und Fokusgruppen standen auf dem Programm.

Die Experten – Kommunikationschefs von Versicherungsunternehmen – waren sich im Grunde einig: Storytelling ist die Kommunikationstechnik erster Wahl, wenn es darum geht, die Versicherungsprodukte zu emotionalisieren und damit erlebbar zu machen. „Wir versuchen mit Storytelling Nähe zum Kunden zu generieren“, gab einer der Experten zu Protokoll.

Emotionalisierung war denn auch in der Fachliteratur das grosse Thema. Dem Storytelling wird weiter zugeschrieben, dass damit Informationen leichter vermittelt werden können, der Organisation ein Gesicht gegeben wird und sie damit berechenbar und zuverlässig wirken – lauter positive Eigenschaften also, bei denen auch das Vertrauen wachsen dürfte.


Ursina Ghilardi hat den Master in Angewandter Linguistik mit Vertiefung Organisationskommunikation 2016 erfolgreich abgeschlossen. Sie erhielt den «Farner Award for Academic Excellence», der dieses Jahr zum ersten Mal für die beste Masterarbeit in Organisationskommunikation ausgeschrieben wurde. Der Preis wurde durch den Verwaltungsratspräsidenten der Farner Consulting AG, Dr. Christian König, überreicht.


Für die weitere Untersuchung musste ich den Rahmen nochmals enger stecken: Ich habe mich für die Analyse auf sogenannte „Schadensreportagen“ konzentriert – Reportagen über einen Schadensfall also, wie sie sich in Kundenmagazinen von Versicherungen finden lassen. Als Germanistin B.A. konnte ich mich mit literaturwissenschaftlichen Methoden austoben und habe diverse narrative Kategorien wie Protagonisten, Handlungsabläufe oder die Erzählweise im Hinblick auf die Vertrauensgenese analysiert. Ich könnte mich an dieser Stelle stundenlang über meine spannenden Erkenntnisse auslassen, möchte jetzt aber nur kurz erwähnen: Es gab in meiner Untersuchung sehr viele Anhaltspunkte dafür, dass die Lektüre von Schadensreportagen theoretisch zu mehr Vertrauen führen dürften.

Dann aber war es an der Zeit, mich dem wichtigsten Glied im Vertrauensförderungsprozess zuzuwenden: dem Rezipienten. Diese Fokusgruppengespräche sehe ich als zentralen Bestandteil meiner Arbeit an, denn entscheidend ist ja nicht, was Experten oder die Theorie über die Funktionsweise von Texten sagt, sondern welche Wirkung der Text auf den Leser wirklich hat.

Die Haupterkenntnis dieser Gespräche? In den Augen der Versicherungskunden ist die Wirkung des Storytelling – zumindest in dem spezifischen Fall, den ich untersucht habe – kaum je so mächtig, wie das in der Theorie gerne ausgeführt wird. Grund dafür ist die Tatsache, dass die Organisation von den Rezipienten als Absender sehr stark wahrgenommen wird. Damit verlieren die Geschichten ihre Glaubwürdigkeit. „Ist ja klar, dass die nur Fälle mit einem Happy End bringen“, meinte ein Teilnehmer lakonisch. Für die Vertrauensgenese ist eine solche Wahrnehmung natürlich fatal, weshalb ich in meiner Arbeit zum Schluss komme, dass Schadensreportagen höchstens eine geringe Wirkung auf die Vertrauensbildung haben. Elemente wie die Gestaltung der Akteure, die Erzählweise oder der Spannungsbogen hatten zwar Einfluss darauf, wie die Versicherung wahrgenommen wurde – allerdings konnte auch kein noch so sympathischer Versicherungsvertreter die Tatsache vergessen machen, dass diese Reportagen von der Versicherung verfasst wurden und damit möglicherweise „geschönt“ waren.

Trotzdem gaben Personen mit wenig Erfahrung im Versicherungsbereich an, durch die Schadensreportagen den Sinn einer Versicherung besser verstanden zu haben. Somit können die Schadensreportagen zumindest im Bereich der Komplexitätsreduktion einen Beitrag leisten.

Meine eingangs gestellten Fragen konnte ich in meiner Arbeit nicht so klar beantworten, wie ich das gerne gemacht hätte. Das lag unter anderem daran, dass Vertrauen ein sehr abstraktes Thema ist, das schwierig zu messen ist. Auch hätte es vermutlich direkte Vergleiche zur Wirkungsweise von nicht-narrativen Texten gebraucht, um deutlichere Aussagen machen zu können. Ganz allgemein nehme ich aus meiner Arbeit aber mit, dass wir uns nicht an schönen Theorien und Trendbegriffen wie dem Storytelling festklammern dürfen, sondern uns immer wieder kritisch fragen müssen, was unsere Kommunikation bei den Rezipienten wirklich auslöst. Diese sind nämlich keinesfalls so naiv, wie wir vielleicht manchmal denken. Zudem müssen wir uns überlegen, wie wir für Organisationen neue Wege finden können, dieser vermuteten Manipulationsabsicht entgegenzuwirken. Sei es durch eine transparentere, selbstkritischere Informationspolitik, die auch über Fehler spricht, oder indem wir vermehrt andere, unabhängige Parteien (nicht nur Medien) für die Unternehmen sprechen lassen. Oder welche neuen Herangehensweisen sehen Sie? Ich bin gespannt auf Ihre Kommentare.


Weitere Masterarbeiten am IAM

  • Wo Neues entsteht – über Entrepreneurial Storytelling, Masterarbeit von Birgitta Borghoff (2016)

Vom IAM bis über die Wolken

Posted on 2. Dezember 2016 by harz
von Deborah Harzenmoser, Kommunikation IAM

Adrian Schindler weiss was er will. Seine Zielorientiertheit, die Offenheit für Opportunitäten und der nötige Weitblick haben ihn nach dem Studium  über mehrere Zwischenstationen zu seinem Traumjob gebracht: Seit zwei Jahren ist er Mediensprecher bei der Schweizerischen Rettungsflugwacht Rega, seit September leitet er das fünfköpfige Team „Information und Medien“. Die Erfüllung eines Bubentraums, wie er heute sagt.

Als „Macher“ fühlte sich Adrian Schindler an der anwendungsorientierten Fachhochschule sehr gut aufgehoben. Gegen Ende des Studiums überlegte er sich, welche Branchen für ihn aufgrund seiner Interessen und Hobbys bei der bevorstehenden Stellensuche in Frage kommen: Musik, Extremsport und Aviatik standen auf der Liste. Zusätzlich evaluierte er mögliche Arbeitgeber. Rasch stand die Rega zuoberst auf dem Wunschzettel – unter anderem wegen der sinnvollen Aufgabe der gemeinnützigen Stiftung, der offensichtlich professionell aufgestellten Kommunikationsabteilung und “meinem Bubentraum, Pilot zu werden, wie Globi bei der Rettungsflugwacht”, meint er heute schmunzelnd. Mit einer Blindbewerbung hat er sein Dossier bereits 2011 im HR der Rega “deponiert”, wohlwissend, dass die Fluktuation sehr gering ist und er mit wenig Arbeitserfahrung kaum eine Chance haben würde. Doch sein Ziel war gesetzt.

Werdegang mit Zwischenstationen
Ursprünglich wollte Adrian Schindler Pilot werden. Er absolvierte mit 17 Jahren den ersten Teil der Militärpilotenausbildung, die Fliegerische Vorschulung, und sammelte erste Flugstunden mit Sportflugzeugen. Eine plötzliche Verschlechterung der Sehleistung sowie die Erkenntnis, im Cockpit wohl nicht glücklich zu werden, setzten dem ursprünglichen Plan ein Ende. Gegen Ende der Gymi-Zeit entdeckte er sein Interesse für visuelle Gestaltung und besuchte nach der Matura erst einmal den gestalterischen Vorkurs an der ZHdK. Schnell merkte er, dass ihm neben dem visuellen vor allem das sprachliche Gestalten lag. Texte, Wortspiele sowie ein Gespür für die richtige Tonalität waren seine grossen Stärken und Deutsch schon seit jeher sein stärkstes Fach. Weil seine Schwester damals gerade Journalismus und Organisationskommunikation in Winterthur studierte und er durch sie mit den Inhalten des Studiums in Berührung kam, war der Weg ans IAM vorgezeichnet.

Obwohl für Adrian Schindler von Anfang an klar war, dass er den Schwerpunkt Kommunikation wählen würde, ist er für die Dualität des Studiums dankbar:

„Das journalistische Wissen ist sehr hilfreich für meinen Berufsalltag. In der Organisationskommunikation kommen journalistische Arbeitsweisen regelmässig zur Anwendung und wenn man die Bedürfnisse der anderen Seite kennt, macht das den Job als Mediensprecher bedeutend einfacher“.

Hilfreich fand er auch den Fokus auf die Sprachfächer: „Die intensive Beschäftigung mit der deutschen Grammatik während des Studiums zahlt sich heute in der täglichen Arbeit aus“, sagt der zweifache Vater. Neben dem sprachlichen Wissen habe er auch wesentliche fachliche Inhalte aus dem Studium mitnehmen können. Besonders betont er die Werkstätten, die sich durch alle drei Jahre des Bachelorstudiums ziehen und wo das theoretische Wissen aus den Vorlesungen in praktischen Übungen trainiert werde. „Wir haben zum Beispiel bei einer kompetitiven Übung für die SWISS ein Kommunikationskonzept erarbeitet. Meine Gruppe hat mit ihren Ideen den damaligen Leiter Kommunikation überzeugt und den Pitch gewonnen. Das hat mir enormen Spass gemacht – nicht nur, weil der Preis Flugtickets waren“, erinnert er sich lachend.

Diese Erfahrung sei auch der Grund, warum er im Praxissemester bei einer Agentur ein Praktikum absolviert habe. Das kreative Arbeiten, die Vielfältigkeit der Aufgaben und das hohe Arbeitstempo seien wichtige Faktoren für seine Arbeitszufriedenheit. Nach dem Praktikum hat er eine Anstellung als Junior Consultant erhalten und ist dort nach dem Studium fest eingestiegen. „Die Zeit bei der Agentur war wie eine Lehre. Ich lernte viele unterschiedliche Menschen und Perspektiven kennen und begegnete immer wieder neuen Herausforderungen. Im kleinen Team kam ich mit vielen Disziplinen direkt in Kontakt, zum Beispiel mit klassischer PR-Arbeit, Eventorganisation und Branding.“ Doch nach zwei Jahren hätten ihm die Weiterentwicklungsmöglichkeiten gefehlt. Er aktivierte sein Netzwerk und erhielt bald darauf ein Angebot seines zweiten Praktikumsgebers aus Studienzeiten – der UBS.

„Das Praxissemester am IAM ist eine hervorragende Möglichkeit, um Fuss in der Branche zu fassen und sich ein Netzwerk aufzubauen“,

 begründet Adrian Schindler die Tatsache, dass aus seinen beiden Praktika schliesslich eine Festanstellung wurde.

Die nächste Station führte ihn also in die Kommunikationsabteilung der UBS, wo ihn vor allem die Internationalität des Unternehmens gereizt hat. Als ihn seine damalige Chefin nach ihrem Weggang von der UBS für die Stelle als  Business Developer im Team Corporate Communications bei Canon anfragte, nahm er das Angebot an. Bei Canon findet sowohl B2B- als auch B2C-Kommunikation statt und vieles lag brach, was viel Raum für eigene Ideen und Experimente liess. Die Funktion als Allrounder barg für Adrian Schindler dann aber auch die Gefahr der Verzettelung. Viel lieber wollte er sich auf einen Teilbereich der Kommunikation konzentrieren und darin ein absoluter Profi werden.

„Nur wer voll hinter einer Firma stehen kann, macht als Kommunikator auch einen guten Job“
Als dann 2014 die Stelle als Mediensprecher bei der Rega ausgeschrieben wurde, war sein Moment gekommen. Und er bekam die Stelle! Heute spricht er begeistert über den Innovationsgeist der Rega, die rasche Adaption an technologische Fortschritte und die Exaktheit, die in sämtlichen Arbeitsprozessen im Unternehmen sichtbar ist. Für ihn ist klar: Nur wer voll hinter einer Firma stehen kann, macht als Kommunikator auch einen guten Job. Seine Arbeit umfasst die Leitung des Rega-Mediendienstes sowie alle Disziplinen der internen und externen Kommunikation, von Facebook über die Website bis hin zum Geschäftsbericht und dem Rega-Magazin mit einer Auflage von 1.8 Millionen Exemplaren, für das er auch Artikel verfasst. „Die tägliche Arbeit mit den Journalisten ist herausfordernd und spannend – nicht zuletzt auch, weil das öffentliche Interesse an der Rega gross ist und oft komplizierte Sachverhalte einfach erklärt und übersetzt werden müssen.“ Vor Kurzem hat Adrian Schindler am IAM den CAS Krisenkommunikation abgeschlossen. Die Kommunikation in heiklen Situationen sei bei der Rega besonders wichtig und vom “Hinstehen-Müssen” im Übungsumfeld konnte er für seinen Job profitieren. „In der Simulation der Krise lernt man sich noch besser kennen und kann die Reaktion in schwierigen Situationen im geschützten Rahmen reflektieren.“

Ankommen und sich weiterentwickeln
Heute ist Adrian Schindler angekommen, er liebt seinen Job und freut sich auf künftige Herausforderungen. Gerade hat er als Projektmitverantwortlicher die Arbeiten zur fünfteiligen SRF-DOK-Serie „Rega 1414 – Hilfe naht“ abgeschlossen, schon denkt er an die neuen Ambulanzjets, die 2018 und die neuen Helikopter, die 2021 geliefert werden. Rückblickend resümiert er: “Ich habe sicherlich nicht den geradlinigsten Werdegang, aber ich bin überzeugt, dass ich jede Station brauchte, um hierher zu kommen. Denn mit der richtigen Einstellung kann man überall etwas lernen – und das bringt einen weiter.” Oder eben: “Hoch hinaus” – zum Traumjob bei der Rega.


Mehr Absolventenporträts:

  • Rafaela Roth: Vom Kindheitstraum zum Traumjob
  • Rebecca Panian: Vom IAM ans Zurich Film Festival
  • Stephanie Rebonati und Fabienne Schmuki: Wer studiert Kulturpublizistik und warum?
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