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Wissen, was Kommunikation bewegt

Ein Blog der ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften

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Browsing April, 2015

Der Querschreiber im Ruhrgebiet

Posted on 27. April 2015 by Redaktion

Mein Austauschsemester im Pott verlief anders als erwartet: Neben der bedingungslosen Liebe für Fussball traf ich in Gelsenkirchen auf ungekünstelte Menschen, trinkfeste Professoren und wider Erwarten keinen Kohlenstaub.

von Urs Kilchenmann, Student JO12

Meine Mutter meinte vor meinem Auslandsemester, dass ich keine weissen Klamotten mitnehmen solle: “Urs, Gelsenkirchen ist eine Industriestadt im Ruhrgebiet, dort bauen sie Kohle unter Tage ab.” Wegen dem Kohlenstaub sei alles mit einer schwarzen Schicht bedeckt.

Ich hatte ja keine Ahnung von dieser Region um Köln. Gelsenkirchen kannte ich bis anhin nur durch den Fussballverein Schalke 04. Als uns die Partnerhochschulen für das Auslandsemester präsentiert wurden, fand ich den Studiengang ganz verlockend: Wie am IAM wird auch die Verzahnung zwischen Journalismus und Public Relations gelehrt und dabei die zwei unterschiedlichen Berufsfelder klar getrennt. Kohlestaub hin oder her: Das wollte ich mir näher ansehen:

 

Familiär, fundiert und facettenreich
Das Institut für Journalismus und Public Relations an der Westfälischen Hochschule ist familiär: Studierende und Professoren begegnen sich auf Augenhöhe. Auch ausserhalb des Studienbetriebs trifft man die Professoren am Stammtisch oder an der legendären “Night of the Profs“, wo Dozierende einmal pro Jahr an den Turntables stehen und für die Studierenden auflegen.

Urs Kilchenmann

Urs Kilchenmann

Der Querschreiber
Im Seminar “Lehrredaktion Print” haben wir ein neues Magazin “den Querschreiber” entwickelt und betrachteten Geschichten aus einem anderen Blickwinkel. Besonders fasziniert hat mich an diesem Magazin, dass wir hartnäckig andere Themen und Fokusse suchten, um uns klar von herkömmlichen Storys in Printmedien abzugrenzen.

Abseits des Spiels – Der Ticker, aber nicht zur Partie
Ben Held, Student aus dem 5. Semester und ich, verfassten einen Liveticker zumFussballspiel Schalke gegen Hamburg. Der Fokus lag nicht wie gewöhnlich bei den Akteuren auf dem Spielfeld, sondern auf den Leuten (Ordner, Platzwart, Imbissverkäufer etc.), die solche Veranstaltungen erst möglich machen. Hier einen Auszug aus unserem Ticker:

  1. Minute. Mittlerweile kommen auch die Elbestädter in der Partie an, denn es geht langsam um die Wurst. Genau wie bei der Imbissverkäuferin Jasmin: “Fans mit einer genussfreudigen Statur stehen schon vor der Halbzeitpause bei mir, um eine Bratwurst im Brötchen zu bekommen.”
  2. Minute. Sanitäter Gezim steht vor dem Westeingang und sucht Schutz vor dem Wind, der gnadenlos über das Revier zieht: “Irgendwas passiert bei jedem Spiel – und wenn nur einer wieder zu viel getrunken hat!”
  3. Minute Herbert der Platzwart stürmt nach dem Pausenpfiff das Feld und präpariert es für die nächste Halbzeit. “Was schmeissen die denn alle ihre Feuerzeuge auf’n Platz. Hab schon genug mit den Löchern zu tun!”, meckert er. Würde er alle Feuerzeuge verkaufen, könnte er sich eine Dauerkarte für die nächste Saison kaufen.

FC Gelsenkirchen-Schalke 04 e.V. ist der Stolz der Stadt
Die Jungs aus dem Pott nahmen mich mit in die Nordkurve der Arena auf Schalke, um die Königsblauen lautstark anzufeuern. Ein kompaktes Stadion mit knapp 62‘000 Zuschauern, kein Vergleich zum Letzigrund in Zürich. Es war Liebe auf den ersten Blick für diesen Verein. Die aussergewöhnliche Hingabe der Fans auf Schalke hat mich sehr berührt.

 

Ausserdem besuchten wir Partien in Bochum, Düsseldorf, Essen, Gladbach und auf der Südtribüne der verbotenen Stadt (Dortmund). 25‘000 hüpfende Zecken (Dortmund-Fans) lösten bei mir widerwillig Gänsehaut und Faszination für die europaweit grösste Stehplatztribüne aus.

Jeder, der was Echtes erfahren, Menschen aus dem Pott erleben und altehrwürdige Industriekultur entdecken möchte, sollte sein Auslandsemester in Gelsenkirchen verbringen.

Meine Mutter musste nach ihrem Besuch ihre Meinung revidieren und war begeistert von dieser einzigartigen Region: Die Zechen sind nicht mehr aktiv, die Halden sind begrünt und der Himmel strahlt wieder blau über dem Ruhrgebiet.



Ein Online-Medium nur für Portraits: One Day Portray

Posted on 23. April 2015 by harz
von Laura Brüllmann und Gabriella Hummel, Gründerinnen von One Day Portray, und IAM-Absolventinnen JO10

Wir, Gabriella Hummel und Laura Brüllmann, haben uns im Journalismus-Studium am IAM (Abschluss 2013) kennengelernt. Nach einiger Zeit in der Arbeitswelt realisierten wir, dass wir Journalismus machen wollen, der sich Zeit nimmt und lässt. Kombiniert mit der Leidenschaft für die unerwarteten Geschichten, die jeder Mensch zu erzählen hat, ist One Day Portray entstanden.

Der Journalismus ist bekanntermassen im Umbruch. Darunter leiden zu grossen Teilen jene journalistischen Textgattungen, die viel Zeit und damit auch Geld benötigen: die Reportage und das Portrait. Auf onedayportray.com sollen deshalb ausschliesslich qualitativ hochwertige Ein-Tages-Portraits zu lesen sein. Das heisst: Wir begleiten die Menschen einen ganzen Tag lang und treffen sie nicht nur kurz zum Gespräch im Café nebenan zum Interview. Auf diese Weise erfährt man viel über die Person, erlebt deren Alltag mit und sieht sie in ihrem natürlichen Umfeld. Dabei geht es nicht um besondere Menschen, sondern darum, das Besondere im Menschen zu finden. Es soll ein Online-Medium von Menschen aus aller Welt für Menschen auf der ganzen Welt sein. Deshalb stellen wir all unsere Inhalte kostenlos auf Deutsch und Englisch zur Verfügung.

Von der Idee zum Projekt – Hintergrund von «One Day Portray»
Als ich (Laura Brüllmann) 2010 mein Studium in Journalismus (JO) antrat, war ich überzeugt, das IAM nach drei Jahren als Journalistin wieder zu verlassen. Es kam ein bisschen anders. Im Studium realisierte ich, dass ich mit einem falschen Bild vom Journalismus durch die Welt schritt und musste erfahren, dass die Realität ganz anders aussieht. So spezialisierte ich mich im letzten Studienjahr auf Organisationskommunikation. Die Enttäuschung über den Journalismus wollte ich aber nie ganz hinnehmen, da ich weiterhin (bis heute) an einen qualitativ hochwertigen, systemrelevanten und sinnvollen Journalismus glaube. Ein Journalismus, der sich Zeit nimmt, bei der Quelle recherchiert, keine Quotes fälscht und seinen Lesern einen Mehrwert und idealerweise auch Inspiration bietet.

Im dritten Semester an der ZHAW landete ich aus Versehen, per Zufall oder aus Schicksal auf dem Verteiler eines Journalismus-Studiengangs in Buenos Aires. Regelmässig erhielt ich die Emails der Dozentin und realisierte, dass sich Journalismus-Studenierende am anderen Ende des Teiches mit sehr ähnlichen Themen wie wir hier in der Schweiz beschäftigen. Das fünfte Semester verbrachte ich in Nairobi, an der Multimedia University of Kenya und lernte viele junge und motivierte JournalistInnen kennen, die – wie ich – an das Sinnvolle und Schöne im Journalismus glauben. An drei so unterschiedlichen Orten gibt es junge Menschen wie mich, die die gleiche Vorstellung vom Journalismus haben. Warum also sieht die Realität so anders aus? Redaktionen werden verkleinert und die Ressourcen schrumpfen. Unter diesen Umständen ist es nahezu unmöglich, die eigentliche Aufgabe der JournalistInnen zu erfüllen: Öffentlichkeit herzustellen, indem sie die Gesellschaft beobachten und darüber berichten.

Mit meinem JO-Studium startete ich auch meine Ausbildung in Gebärdensprache. Die Sprache, die ohne Worte und nur mit definierter Gestik und Mimik auskommt, hat mich schon immer fasziniert. Für meine Bachelor-Arbeit wollte ich das Studierte am IAM mit meinem privaten Studium in Gebärdensprache verbinden. Resultat war eine ethnografische Feldstudie, bei welcher ich einen Probanden während drei Tagen begleitete und beobachtete, wann er welche Medien konsumiert. Ich war sein Schatten. Als Zusatz realisierte ich auch noch einen Film dazu, in welchem ich den Alltag und den Medienkonsum meines gehörlosen Probanden dokumentierte. Ich war für meine Bachelor-Arbeit also wieder journalistisch unterwegs, warum? Weil ich eine Form gefunden habe, die ich liebe und die ich als sinnvoll, vermittelnd und wertvoll erachte: Das Beobachten und Miterleben eines Alltags. Journalistisch gut aufgearbeitet, spannend erzählt und mit Mehrwert für den Konsumenten.

Das war wohl die Geburtsstunde meiner Idee: onedayportray.com

Mit einer 100%-Jobauslastung ist es schwierig, so eine Idee umzusetzen und so schob ich es immer wieder auf. Nach einem Jahr Büroarbeit war mir aber klar: Diese Idee sollte nicht verstauben, nur weil ich zu bequem geworden war. Im Alleingang wäre es jedoch unmöglich, ein solches Projekt umzusetzen und so holte ich eine Freundin ins Boot: Gabriella Hummel. Sie verstand meine Idee von Anfang an und seither ist es unser gemeinsames Projekt und wird es hoffentlich für immer bleiben.

Zusammen haben wir über ein halbes Jahr konzipiert und viel Herzblut investiert. Was einst weit weg schien, ist heute zum Greifen nah! Alles was noch fehlt, ist das nötige Kleingeld für die Umsetzung.

onedayportray

Gabriella Hummel und Laura Brüllmann

Crowdfunding-Kampagne für Startfinanzierung
Damit wir One Day Portray aufbauen können, benötigen wir noch die monetären Mittel. Von der Crowdfunding-Kampagne auf wemakeit versprechen wir uns die Startfinanzierung für eine richtig gute Website. Die Kampagne ist seit dem 20. April 2015 live und läuft bis am 4. Juni 2015.

Unterstützen auch Sie das Projekt unter folgendem Link: www.wemakeit.com/projects/one-day-portray
Vielen Dank!

Weitere Informationen zu One Day Portray:
www.onedayportray.com
www.facebook.com/onedayportray
www.instagram.com/onedayportray
Website für One Day Portray, werbewoche.ch , 01.12.2015

Licht ins Dunkel des Schreibens

Posted on 17. April 2015 by harz
von Mathias Fürer, Wissenschaftlicher Mitarbeiter IAM

„Dein Zeitungsartikel trifft den Nagel auf den Kopf“, „dein Radiobeitrag holpert ein wenig“, „deine Medienmitteilung passt auf die Zielgruppe wie der Deckel auf den Topf“. Textkritik – auch differenziertere, wenn die Zeit reicht – geben Sie und Ihre Berufskolleginnen und ‑kollegen täglich tausendfach in Redaktionen, Agenturen und Journalismusschulen. Aber wie schreiben Sie einen stimmigen Zeitungsartikel, sorgen dafür, dass Ihr Radiobeitrag nicht holpert, oder texten eine Medienmitteilung, die den Bedürfnissen Ihrer Zielgruppe entspricht? Und was, wenn diese Fragen nicht auf Ihren fertigen Text zielen, sondern darauf, wie er entsteht, Ihren persönlichen Schreibprozess?

Mathias Fürer schreibt an seiner Doktorarbeit Modeling, scaling and sequencing. A classification of writing phases in swiss television news rooms.

Mathias Fürer schreibt an seiner Doktorarbeit “Modeling, scaling and sequencing. A classification of writing phases in swiss television news rooms”.

Dann sind Sie mitten in der riesigen Blackbox gelandet, in der Schreibprozessforscher und Medienlinguistinnen mit Taschenlampen unterwegs sind. Denn die Erforschung von Schreibprozessen ist komplex. Erstens, weil Schreiben meist ein einsamer Prozess ist und Schreibende viele ihrer Entscheidungen im stillen Dialog mit sich selber treffen. Diesen internen Dialog können Forschende nicht hören und so auch nicht untersuchen. Zweitens ist Schreiben ein dynamischer Prozess und damit flüchtiger als ein statisches Produkt. Wie kann dieser Flüchtigkeit begegnet und der Prozess lückenlos aufgezeichnet werden? Und drittens fallen beim Schreiben Unmengen von Daten an. Ein fertiger Text füllt beispielsweise eine A4-Seite. Was aber füllt der dazugehörige Schreibprozess?

An der IAM-Professur Medienlinguistik nutzen wir die Progressionsanalyse, die Daniel Perrin für reale Schreibsituationen im Berufsalltag entwickelt hat. Wir erfassen die Schreibbiografie (Ausbildung, Erfahrung) und ‑situation (Redaktionsabläufe, Arbeitsroutinen) der Beforschten, zeichnen die Schreibprozesse mit Software auf (Bildschirm, Tastatureingaben, Mausbewegungen), führen den Schreibenden ihren Prozess vor und fragen sie währenddessen nach Begründungen für ihre Entscheidungen beim Schreiben. So entstehen retrospektive Verbalprotokolle, die uns ein Fenster in den Kopf der Schreibenden eröffnen.

Indem wir diese Daten miteinander verbinden, erhalten wir ein vielseitiges Bild des Schreibprozesses und lernen von Journalistinnen und Organisationskommunikatoren, wie sie ihren Schreibfluss steuern – oder dabei scheitern. Wir untersuchen sie auf dem Weg zu stimmigen Zeitungs- und Onlineartikeln, runden Radio- und Fernsehbeiträgen und zielgruppengerechten Medienmitteilungen. So erschliessen wir Schreibstrategien und arbeiten heraus, was für wen unter welchen Umständen funktioniert. Und bringen ein bisschen mehr Licht in die Blackbox des Schreibens.

Mehr zum Thema:
Die Leckerbissen im Medienforschungsseminar von Benjamin Seiler, Student IAM
Der Satz, für den ich den Job hier mache, von Thomas Gantenbein, Wissenschaftlicher Mitarbeiter IAM

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