Veranstaltungsreihe Gesundheitswesen im Wandel: Gründe für die Krise in der psychiatrischen Versorgung in der Schweiz – Wie geht es unseren Kindern und Jugendlichen?

Quelle: AdobeStock.com

Von: ZHAW-Studierende des Masterstudiengangs Business Administration – Major Health Economics and Healthcare Management im Rahmen der Veranstaltungsreihe

Autor:innen: Rahel Bosshard, Stephanie Denoréaz, Fabia Jordan, Annabell Müller, Annika Pettersson, David Wälti

Die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen erhält zunehmend mehr Aufmerksamkeit, da insbesondere seit der COVID-19-Pandemie Versorgungsengpässe deutlich erkennbar wurden. Die mentale Gesundheit von Kindern und Jugendlichen ist essenziell für ihre persönliche Entwicklung und macht vielen aufgrund der aktuell langen Wartelisten für ambulante oder stationäre Behandlungsplätze Sorgen. Betroffene Kinder und Jugendliche sowie deren Eltern fühlen sich wegen dieser Missstände alleingelassen, was auf eine Krise hindeutet, und Handlungsbedarf für die Gesellschaft aufzeigt. In diesem Blogbeitrag geben wir ZHAW-Studierende des Masterstudiengangs Health Economics and Healthcare Management einen groben Überblick über die Gründe für die Krise in der psychiatrischen Versorgung in der Schweiz. Weiter beleuchten wir das Thema mit Expert:innen im Rahmen einer Veranstaltung am 20. November 2023. Wir laden Sie herzlich zu dieser Veranstaltung ein (Anmeldung hier, für mehr Informationen siehe unten).

Zunahme der psychiatrischen Einweisungen

Zwischen den Jahren 2020 und 2021 ist die Zahl der stationären Spitalaufenthalte aufgrund psychischer Störungen stark angestiegen. Eine Analyse des Bundesamt für Statistik zeigt bei Mädchen und jungen Frauen zwischen 10 und 24 Jahren eine Zunahme der Hospitalisierungen um 26%, bei gleichaltrigen jungen Männern wurde eine Zunahme von 6% verzeichnet. Die Ursachen für diese Zunahme sind unterschiedlich. Einerseits kann davon ausgegangen werden, dass die Kenntnisse von psychiatrischen Behandlungsplätzen zunahm und sich das Angebot vervielfältigte. Auch wenn diese vermehrte Inanspruchnahme der Behandlungen auf eine Destigmatisierung von psychischen Erkrankungen hindeutet, kann diese massive Zunahme dadurch allein nicht erklärt werden. Festzustellen ist aber, dass Kinder und Jugendliche eine höhere Bereitschaft haben, sich professionelle Hilfe zu suchen als noch vor zehn Jahren [1].

Unterschiede bei Bewältigungsstrategien

Kinder und Jugendliche zählen zu den vulnerableren Gruppen in der Gesellschaft, da ihnen grundsätzlich weniger Bewältigungsstrategien zur Verfügung stehen als Erwachsene und sie noch nicht das gleiche Kontrollgefühl für Krisensituationen entwickelt haben. Ein weiterer Faktor, der die Vulnerabilität von Kindern und Jugendlichen verdeutlicht, ist die Tatsache, dass Erwachsene und Eltern einen Teil ihres Stresses und ihrer Belastungen auf Kinder und Jugendliche übertragen können. Ein besorgniserregender Trend ist aber auch, dass die behandlungsbedürftigen Kinder immer jünger werden und schwerwiegendere Symptome aufweisen [2].

Externe Faktoren

Zu beobachten ist zudem, dass das Auftreten von globalen Krisen auch den Bedarfsanstieg der psychischen Unterstützung und Krisenintervention erklärt. Obwohl die technologischen Errungenschaften und Fortschritte unseren Alltag erleichtern sollten, kämpft sich die Welt von einer Krise zur nächsten. Die Finanzkrisen, Naturkatastrophen, Kriege, Pandemien, Inflation oder die globale Erwärmung beschäftigt die meisten von uns, und gleichzeitig reizen diese Probleme die Menschen dazu an, lieber in virtuelle Welten einzutauchen. Was anfangs als angemessene Bewältigungsstrategie erscheint, führt laut Fachpersonen dazu, dass manche Menschen die Aussenwelt als immer bedrohlicher wahrnehmen und den sozialen Rückzug vorziehen. Krisen selbst schüren Existenzängste und können bei den Betroffenen psychische Schäden anrichten. Daher ist es erklärbar, dass emigrierte Kinder und Jugendliche aus Kriegsgebieten auch psychische Unterstützung suchen, um das Erlebte zu verarbeiten [2].

Zunahme des Behandlungsbedarfs

Der Behandlungsbedarf nimmt zu, und auch die Institutionen haben dies erkannt. Mit innovativen, bedürfnisorientierten Behandlungsmodellen versucht man mit den vorhandenen Ressourcen die bestmögliche Versorgung zu gewährleisten und diese Herausforderungen zu meistern. Ausserdem wird in einigen Kantonen die Versorgungskapazität ausgebaut.

Fazit

Dies sind einige von zahlreichen Themen, welche in der Podiumsdiskussion thematisiert werden und ein breiteres Bild der aktuellen Ausgangslage geben werden. Mit den eingeladenen Gästen und deren Fachexpertise sind wir überzeugt, einen informationsreichen und horizonterweiternden Anlass anbieten zu können. Alle Interessierten sind daher herzlich willkommen.

Sind Sie interessiert, mehr zu der psychiatrischen Versorgung von Kindern und Jugendlichen zu erfahren?

Am 20. November 2023 findet die letzte Veranstaltung der Veranstaltungsreihe «Gesundheitswesen im Wandel – gemeinsam zu einer besseren Versorgung» unserer Masterstudierenden des Masterstudiengangs Business Administration – Major Health Economics and Healthcare Management statt. Im Rahmen dieser Veranstaltung werden die aktuellen Herausforderungen und mögliche Lösungsansätze im Bereich der psychiatrischen Betreuung diskutiert und verschiedene Perspektiven in einer Podiumsdiskussion beleuchtet.

Für die Veranstaltung «Psychiatrische Versorgung von Kindern und Jugendlichen – Gründe für die Krise und Lösungsansätze» können Sie sich hier direkt anmelden.

Weitere Informationen zur Veranstaltungsreihe 2023 finden Sie hier: https://www.zhaw.ch/storage/sml/master/ZHAW_SML_Flyer_Veranstaltungen_MSc_BA_Health_23.pdf

Literatur

[1] Hemm, U. M. (2023, 15. Februar). «Beunruhigende Entwicklung in der Kinder- und Jugendpsychiatrie». St. Galler Tagblatt. Abgerufen am 26. Juli 2023, von https://www.tagblatt.ch/ostschweiz/toggenburg/gesundheit-steigende-psychische-belastungen-bei-kindern-und-jugendlichen-der-neue-ceo-und-chefarzt-der-klinik-sonnenhof-zeigt-beunruhigende-entwicklungen-auf-ld.2416057?reduced=true

[2] Fuchs, M. (2023, 18. Juli). «Kinder und Jugendliche leben seit zehn Jahren in einer Dauerkrise». UZH News | UZH. Abgerufen am 26. Juli 2023, von https://www.news.uzh.ch/de/articles/news/2023/jugendpsychiatrie.html


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