Modernisierung der Spitallandschaft als Schlüssel zu besseren Outcomes?

Herlev Hospital mit Neubau links und historischem Auditorium rechts (Quelle: Foto Maurer)

Von Matthias Maurer

In Dänemark sind neben der kleinen Meerjungfrau in den letzten Jahren die fortgeschrittene Digitalisierung des Gesundheitswesens sowie die Modernisierung der Spitallandschaft als neue touristische Attraktionen hinzugekommen. So hat auch uns eine diesen Juni durchgeführte Studienreise im Rahmen des CAS Gesundheitssysteme und -politik einmal mehr nach Kopenhagen geführt.

Im Gegensatz zur Dänischen wird die Schweizer Spitallandschaft stark kritisiert. Die fehlgeleiteten Investitionen der letzten Jahre liessen Überkapazitäten entstehen, die wiederum zu Mengenausweitungen, Fachkräftemangel und letztlich zu einer nicht nachhaltigen Kostenentwicklung führten. Eine vielgehörte Forderung lautet daher, die kantonale durch eine regionale oder gleich nationale Spitalplanung zu ersetzen.

Was haben wir an Erfahrungen aus Dänemark mitgenommen?

Was sind die Ziele der Modernisierung in Dänemark?

Der im Jahr 2007 eingeläutete grosse Umbau der gesamten Spitallandschaft mit neu fünf Regionen als Träger der Spitäler hat eine klare Priorität: die Qualität der medizinischen Eingriffe soll erhöht werden (d.h. bessere Outcomes). Aspekte wie Mindestfallzahlen und eine moderne, auf ambulante Behandlungen ausgerichtete Infrastruktur stehen hier im Zentrum. Die vorliegenden evidenzbasierten Beispiele zeigen eindeutig, dass die Qualität erhöht werden konnte; aber der Weg bleibt lang und steinig, wie in anderen Ländern auch.

Betriebliche Effizienzsteigerungen dagegen werden als wichtiges Nebenziel angesehen. Die bis vor wenigen Jahren hoheitlich gemessene Produktivität konnte tatsächlich über viele Jahre erhöht werden. Bei einem vorgegebenen Globalbudget bedeutet dies, dass bei gleichen Gesamtkosten mehr Leistungen haben erbracht werden können (d.h. höherer Output).

Mit diesem klaren Fokus auf Qualität konnte die anfänglich skeptische Bevölkerung für den grossen und langwierigen Umbau mit Spitalschliessungen gewonnen werden. Und auch die Parteien (links wie rechts) stehen hinter dem Programm und nationale Wahlen ändern an der langfristigen Ausrichtung nichts.

Was sind die Konsequenzen?

Die Verlagerung von stationär zu ambulant (in Dänemark bedeutet dies keine Aufnahme auf eine fachspezifische Bettenstation) durchgeführten Behandlungen und möglichst frühen Entlassungen aus dem Spital dienen beiden Zielen, der Qualitätserhöhung (z.B. bessere Erholung zu Hause, weniger Infektionen) und der betrieblichen Effizienzsteigerung.

Mit der früheren Entlassung erhöhen sich aber die Anforderungen an die nachgelagerte Versorgung. Für diese sind nicht die Regionen, sondern die Gemeinden zuständig, sowohl operativ als auch finanziell. Und hier ist auch Dänemark noch nicht am Ziel. Neben fehlenden Fachkräften und ungenügendem Datenaustausch und mangelhafter Kommunikation zwischen Spital und Gemeinden ist die Verschiebung der Finanzierungslast Gegenstand politischer Diskussionen.

Fazit

Für die Schweiz sind zwei Erkenntnisse relevant. Erstens, das politische und mediale Storytelling in Bezug auf den Strukturwandel der Spitallandschaft sollte dringend weg vom Kostenfokus (d.h. etwas verlieren) und hin zum Qualitätsfokus (d.h. etwas gewinnen) verlagert werden. Nur so gewinnt man die Stimmbevölkerung für kommende Strukturanpassungen in unserer direkten Demokratie.

Zweitens, die Voraussetzungen für die Verlagerung hin zum ambulanten Setting sind von Beginn weg zu berücksichtigen. Ohne Elektronisches Patientendossier, genügend Fachkräfte (Pflege und Hausärzte) und einer einheitlichen Finanzierung (EFAS) sowie einer überarbeiteten Leistungsvergütung in der Pflege wird die Verlagerung kaum erfolgreich sein.

Und vielleicht ist eine nationale Spitalstrukturplanung doch nicht der Weisheit letzter Schluss. Wir wollen dieser Frage auf der nächsten Studienreise nachgehen, wenn wir Holland besuchen werden. Dort wird diese Aufgabe nämlich dem regulierten Wettbewerb überlassen. 

Matthias Maurer ist stv. Institutsleitung WIG und Leitung Bildung & Gesundheitspolitik WIG.

Weitere Informationen finden Sie hier: CAS Gesundheitssysteme und -politik


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