RaucherInnen beziehen im Durchschnitt weniger AHV. Ist das gut oder schlecht?

Quelle: Adobe Stock.com

Von Prof. Dr. Simon Wieser

In der Debatte um die Abstimmung zum Verbot der Tabakwerbung bei Kindern und Jugendlichen wurde auch mit den Kosten des Rauchens argumentiert. Je nach Berechnungsansatz sind diese Kosten aber sehr hoch oder gar nicht vorhanden.

Ein Bericht auf Radio SRF hat die beiden Ansätze schön gegenübergestellt:

  1. Auf der einen Seite unsere ZHAW-Studie zur Krankheitslast des Rauchens (im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft Tabakprävention Schweiz) – siehe auch früheren Blogbeitrag
  2. Auf der anderen eine Studie der Universität Luzern zu den externen Kosten des Tabakkonsums (im Auftrag von Swiss Cigarette). Da diese Studie bisher nicht veröffentlicht wurde, beziehe ich mich hier allein auf die Informationen zur Studie im SRF-Bericht.

RaucherInnen sterben im Durchschnitt 6 bis 10 Jahre früher als NichtraucherInnen.

Der wichtigste Unterschied zwischen den beiden Studien ist, wie diese frühzeitigen Rauchertode in die Berechnung eingehen. In unserer Studie sind diese verlorenen Lebensjahre ein wichtiger Teil der gesellschaftlichen Kosten des Rauchens. In der Luzerner Studie sind sie hingegen nicht Teil der Kosten, sondern führen im Gegenteil zu einer Kostenentlastung. Da die RaucherInnen früher sterben beziehen sie weniger lange AHV-Renten und kompensieren so einen Teil ihrer höheren Gesundheitsausgaben. Im Jargon der Ökonomie ist das eine «Internalisierung der externen Kosten». 

Unter zusätzlicher Berücksichtigung der Tabaksteuern kommt die Luzerner Studie zum Schluss, dass Rauchen in der Schweiz netto keine «externen Kosten» verursacht. Die RaucherInnen tragen alle Kosten selbst und schaffen sogar einen Überschuss für die öffentlichen Finanzen.

Für mich ergibt die Argumentation der Luzerner Studie wenig Sinn. Rauchen ist oft mit einer starken Sucht verbunden, von der sich viele nicht befreien können. Rauchen ist dann kein Genuss mehr, sondern vor allem eine Last für die Gesundheit und das Portemonnaie. Aus gesellschaftlicher Perspektive sollten wir uns auch freuen, wenn mehr Menschen länger leben und ihre wohlverdienten Renten geniessen können.

Und schliesslich frage ich mich, wie die Tabakindustrie mit dieser Art von Studie in der Abstimmungskampagne punkten wollte. So hat die Argumentation, dass Rauchen gut für die öffentlichen Finanzen ist, bereits bei einer früheren Studie dem Image der Tabakindustrie geschadet. Schliesslich zeigt sie vor allem, wie tödlich Rauchen ist.

Simon Wieser ist Institutsleiter am Winterthurer Institut für Gesundheitsökonomie.


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