Impffortschritt in der Schweiz: Wer hat schon und wer will noch?

Von Sarah Heiniger, Marc Höglinger und Melanie Schliek

Die Impfung gilt als primäre Präventionsmassnahme gegen das SARS-CoV-2-Virus. Am 19. Dezember 2020 erhielt der erste COVID-19-Impfstoff von Swissmedic die Zulassung. Die begrenzte Verfügbarkeit des Impfstoffs führte zu einer Impfstrategie, welche besonders gefährdete Personen in den ersten Monaten als prioritäre Impfgruppe vorsah. Seit Mai 2021 wird die Impfung der breiten Bevölkerung ab 16 Jahren angeboten. Wer hat sich bis Anfang Juni 2021 bereits (erstmalig) impfen lassen? Und wie viele möchten dies baldmöglichst tun?

In den regelmässigen Befragungen des COVID-19 Social Monitors (vgl. Infobox) haben wir die Teilnehmenden u.a. dazu befragt. Das Ergebnis: bereits 60% hatten bis am 6. Juni 2021 die erste Dosis der Covid-19-Impfung erhalten.

Ältere und chronisch Kranke generell mit hoher Impfquote

Aufgrund der eingeschränkten Impfstoffverfügbarkeit wurde die Impfung in den ersten Monaten ausschliesslich besonders gefährdeten Personen zu Verfügung gestellt. Dazu zählen die ältere Bevölkerung ab 65 Jahren und Personen mit einer chronischen Erkrankung. Die Impf-Resonanz war besonders bei der älteren Bevölkerung hoch: 88% der 60- bis 79-Jährigen haben gemäss Daten des COVID-19 Social Monitors bis Anfang Juni die erste Impfung erhalten, bei den chronisch kranken Personen waren es 71%. Systematische Unterschiede zwischen sozioökonomischen Gruppen lassen sich dabei keine ausmachen.

Einkommensstarke lassen sich aktuell etwas schneller impfen

Seit Mai ist die Impfung für die breite Bevölkerung zugänglich und es zeigt sich Anfang Juni: der Impffortschritt ist nicht in allen sozioökonomischen Gruppen gleich. So weisen Personen mit einem hohen Haushaltseinkommen (10’000 Fr. oder mehr) mit 70% eine etwas höhere Impfquote auf als solche mit einem mittleren oder tiefen Haushaltseinkommen (60% bzw. 54%). Zudem zeichnen sich leichte Unterschiede nach Bildungsniveau ab. Während 61% der Befragten mit einer tertiären Bildung und 59% der Befragten mit einem Abschluss auf Sekundarstufe II bereits die erste Impfung erhalten haben, sind es bei den Befragten mit einem obligatorischen Schulabschluss erst 51%. Auch der Wohnort spielt eine Rolle: Der Anteil bereits Geimpfter ist auf dem Land tiefer (52%) als in urbanen Regionen (Stadt/Agglomeration: 61%). Keine oder nur geringe Unterschiede sind beim Geschlecht oder dem Migrationsstatus zu sehen.

Wie viele wollen noch und wer will nicht?

Von den noch Ungeimpften haben anfangs Juni 20% bereits einen Impftermin vereinbart, 17% wollen sich «demnächst» impfen lassen und 13% im späteren Verlauf des Jahres. 14% der nicht Geimpften sind unschlüssig, und für 37% kommt eine Impfung auch später «bestimmt» oder «eher» nicht in Frage – das entspricht total 14% aller Befragten. Allerdings kann sich die geäusserte Impfbereitschaft noch ändern und unsere Stichprobe ist nicht in jeder Hinsicht repräsentativ.

Tiefe Impfrate bei Personen mit niedrigem Einkommen und geringer Bildung wäre ungünstig

Seit die Covid-Impfung für die breite Bevölkerung zugänglich ist, zeigen sich zunehmende leichte Unterschiede im Impffortschritt zwischen sozioökonomischen Gruppen. Da auch in der Schweiz gerade Personen mit einem tiefen sozioökonomischen Status eine höhere Wahrscheinlichkeit haben, wegen Sars-CoV-2 hospitalisiert zu werden oder gar zu sterben (Riou et al. 2021), wäre eine solche Entwicklung ungünstig. Allerdings sind unsere Befunde nur eine Momentaufnahme: der Impffortschritt entwickelt sich gegenwärtig äusserst dynamisch und das Bild kann sich rasch ändern. Entscheidend ist, wie sich die Unterschiede in den nächsten Wochen entwickeln: Nähern sich die Gruppen wieder an oder akzentuieren sich die Unterschiede?

Weitere Details zur Studie und interaktive Analysemöglichkeiten: COVID-19 Social Monitor

Sarah Heiniger ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Team Versorgungsforschung am WIG.
Melanie Schliek ist wissenschaftliche Assistentin im Team Versorgungsforschung am WIG.
Marc Höglinger ist Teamleiter des Teams Versorgungsforschung am WIG.

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