Mit strukturierten Daten durch den Behandlungspfad

Von Laura Meierhof

Der Behandlungspfad eines Patienten zeichnet sich durch die hohe Komplexität aufgrund der interorganisationalen Zusammenarbeit aus. In diesem Prozess verläuft die Datenübertragung unstrukturiert und verursacht somit grosse Herausforderungen für den Patienten und die einzelnen Leistungserbringer.

Der Behandlungspfad ist geprägt durch eine Vielzahl von Leistungserbringern, welche vom ambulanten medizinischen Personal bis zur Spital-internen Behandlung reichen. Grundlage der Diagnostik und Therapie bildet die Erhebung persönlicher und medizinischer Daten, welche im Verlauf stetig aktualisiert werden. In medizinischen Leitfäden ist erläutert, welche Diagnostik durch den jeweiligen Akteur auszuführen ist. Darüber hinaus gibt es aber keine Regelung, wie die Weiterleitung der Daten zwischen den Akteuren erfolgen sollte. Ein Projektteam des Teams Management im Gesundheitswesen des WIG hat diese Problematik anhand der akuten Herzinfarktsymptomatik untersucht.

Doppelte Leistung kostet wertvolle Zeit

Der Herzinfarkt stellt eine lebensbedrohliche Situation für den Betroffenen dar. Die zeitnahe Behandlung in den ersten Stunden hat einen direkten Einfluss auf den Behandlungserfolg und die Entstehung von Folgeschäden. Tritt der Rettungsdienst am Ort des Geschehens ein, ist das Schreiben des Elektrokardiogramms (EKG) eine der ersten Handlungen, damit der Rhythmusstreifen zeitnah an den Kardiologen im Notfall weitergeleitet werden kann. Kooperiert der Rettungsdienst eng mit dem Spital, wird das EKG über ein vorhandenes System, elektronisch, weitergeleitet. Der Kardiologe bereitet, nach Bestätigung der Diagnose, die weitere Behandlung vor. Wenn wegen fehlender Kompatibilität das EKG nicht weitergeleitet werden kann, muss im Notfall ein erneutes EKG geschrieben werden. Erst dann kann die lebensrettende Reperfusionstherapie eingeleitet werden, nachdem wertvolle Zeit verstrichen ist.

Zuordnung zu Datenkategorien

Das EKG ist nur eines von zahlreichen Datendokumenten, welche während des Behandlungsverlaufs erhoben werden. Neben den Patientendaten, welche unter anderem persönliche Merkmale beinhalten, gibt es noch zwei weitere Kategorien. Die Anamnesedaten umfassen den gesamten Krankheitsverlauf, inklusive der Medikation. Und die Befunddaten bilden die gegenwärtige Diagnostik ab, zu welcher auch das EKG gehört. Das Projektteam des WIG hat herausgefunden, dass bei erstmaligen Konsultationen die Patientendaten von jedem Akteur immer wieder unnötig erhoben werden. Die Anamnesedaten werden bis auf den Rettungsdienst von allen Akteuren benötigt. Diese bestehen meist aus einer Aneinanderreihung der Befunde der letzten Jahre, welche elektronisch oder postalisch weitergeleitet werden. Der Leistungserbringer hat dann die mühevolle Aufgabe, die für seine Behandlungsaktivität wichtigen Informationen ins eigene Dokumentationssystem zu übertragen. Die ausgeführten Doppelarbeiten führen zu personellen und zeitlichen Ineffizienzen. Zudem erhöht sich das Risiko von Übertragungsfehlern.

Die Lösung ist theoretisch einfach

Innerhalb einer Institution, wie beispielsweise dem Spital, haben alle Kliniken inklusive dem Notfall und der internen Rehabilitation Zugang zu einem gemeinsamen Krankeninformationssystem. Theoretisch sollte es daher möglich sein, ein ähnliches Modell zur institutionsübergreifenden Datenübertragung zu entwickeln. Hierfür benötigt es jedoch die enge Zusammenarbeit der Akteure, welche die Anforderungen, die die Daten an ein gemeinsames System stellen, identifizieren. Eine fertige Lösung würde keineswegs einen Mehraufwand bedeuten. Vielmehr würden die Leistungserbringer von einer effizienteren und übersichtlicheren Arbeitsweise profitieren. Und im Behandlungsverlauf wäre für den Patienten lebensnotwendige Zeit eingespart. 

Laura Meierhof ist Praktikantin an der Fachstelle Management im Gesundheitswesen am WIG.

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