«Food Waste» oder «Health Care Waste» – Welche Verschwendung kostet uns mehr?

Quelle: entsorgungskalender.ch

Von Prof. Dr. Simon Wieser

«Food Waste» nennt sich die enorme Verschwendung von Lebensmitteln in unserer Wohlstandsgesellschaft. Gemäss foodwaste.ch geht ein Drittel aller in der Schweiz produzierten Lebensmittel verloren. Gründe sind Überproduktion, zu grosse Portionen, weggeworfenes Essen und vieles mehr.

Aber wir verschwenden nicht nur Lebensmittel, sondern auch Arztbehandlungen, Spitalaufenthalte und Medikamente. Bei diesem «Health Care Waste» bezahlen wir unnötige medizinische Behandlungen und Produkte, die nichts zur unserer Gesundheit beitragen. Das genaue Ausmass dieser Verschwendung ist noch unbekannt, aber Vermutungen für die Schweiz liegen bei gegen 20% der gesamten Gesundheitsausgaben.

Nun wäre es doch interessant zu wissen, wo wir mehr verschwenden – bei den Lebensmitteln oder bei den Gesundheitsleistungen. Dazu folgende Milchbüchleinrechnung:

  1. Zum Food Waste nehmen wir an, dass die Hälfte der jährlichen Verschwendung von 190 kg pro Kopf bei den Haushalten anfällt und 5 Franken pro kg kostet. Das ergibt einen Food Waste von 475 Franken pro Jahr und Kopf.
  2. Zum Health Care Waste nehmen wir an, dass 10% der jährlichen durchschnittlichen Gesundheitsausgaben von 10’000 Franken pro Kopf nichts zur Gesundheit der Bevölkerung beitragen. Das ergibt einen Health Care Waste von 1’000 Franken pro Kopf und Jahr.

Gemäss dieser einfachen Rechnung verschwenden wir bei den Gesundheitsleistungen also doppelt so viel wie bei den Lebensmitteln. Das scheint plausibel, da die Haushalte auch insgesamt deutlich mehr für Gesundheitsleistungen als für Lebensmittel ausgeben. Allein für die obligatorische Grundversicherung geben sie gleich viel aus wie für Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke.

Zwischen den beiden Formen der Verschwendung gibt es einen wichtigen und möglicherweise entscheidenden Unterschied: Während wir bei den Lebensmitteln selbst für die Verschwendung verantwortlich sind, zahlen die meisten von uns überflüssige Gesundheitsleistungen bei anderen. Schliesslich werden zwei Drittel der Gesundheitsausgaben über obligatorische Versicherungen und Steuern finanziert.

Prof. Dr. Simon Wieser ist Institutsleiter am WIG.

Schlagwörter: Simon Wieser

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert