Mit gezielten Subventionen die Kosten von Mangelernährung reduzieren

Von Dr. Beatrice Brunner

Kinder entwickeln sich in den ersten 1000 Tagen extrem schnell. Um gesund zu bleiben, benötigen sie während dieser Zeit ausreichend Energie (Kalorien), Eiweiss und lebenswichtige Spurenelemente wie Eisen, Vitamin A und Iod. Wird der Körper damit über die Nahrung nicht ausreichend versorgt, wird die Entwicklung der Kinder nachhaltig beeinträchtigt. Unser Krankheitskostenmodell ermöglicht es, die gesellschaftlichen Kosten von Mangelernährung im Kindesalter zu quantifizieren und preisbasierte Interventionen zu evaluieren.

Nährstoffe sind entscheidend

Während sich die Versorgung mit Kalorien in den letzten Jahren stetig verbessert hat, leiden viele Kinder weiterhin an einem Mangel an lebensnotwendigen Spurenelementen. Vor allem in einkommensschwachen Ländern sterben deswegen jedes Jahr 3 Millionen Kinder. Diejenigen die überleben, leiden häufiger an Krankheiten und bleiben in ihrer physischen und kognitiven Entwicklung zurück.

In Pakistan beispielsweise leiden 46% aller Kinder im Alter von 6 bis 23 Monaten unter Vitamin-A-Mangel und 44% leiden unter Eisenmangel. Je tiefer der Wohlstand, desto höher ist der Anteil (siehe Grafik).

Die betroffenen Gesellschaftsgruppen identifizieren

Das WIG hat gemeinsam mit anderen Forschungsgruppen ein Modell entwickelt, welches die lebenslangen Kosten schätzt, die in einer Gesellschaft durch Mangelernährung von kleinen Kindern entstehen. Das Modell berücksichtigt die medizinischen Kosten, die Kosten von Produktivitätsverlusten durch die geringere Leistungsfähigkeit und Lebensdauer, sowie die Kosten in Form von verlorener Lebensqualität. Das Modell erlaubt zudem die Differenzierung zwischen 10 unterschiedlichen Wohlstandsklassen. So lassen sich besonders stark betroffene Gesellschaftsgruppen identifizieren, wodurch gezielte Interventionen einfacher werden.

Kosten-Wirksamkeit von Interventionen berechnen

Um die Kosten und die Wirksamkeit von möglichen Interventionen zu berechnen, führten wir umfangreiche Befragungen in verschiedenen Ländern mit bis zu 4800 Haushalten durch. Erhoben wurden u.a. sowohl der gegenwärtige Konsum von nährstoffangereicherter Kindernahrung, als auch die Reaktion der Haushalte auf Preisänderungen in diesem Segment. Die Kombination der Umfrageresultate mit den Resultaten von Studien zur Wirksamkeit von Ergänzungsnahrung und unserem Krankheitskostenmodell ermöglicht es, die Kosten und die Wirksamkeit unterschiedlicher Interventionen zu berechnen. Diese gehen von unterschiedlich hohen Preissubventionen für mit Nährstoffen angereicherte Ergänzungsnahrung für Kleinkinder aus.

Subventionen führen zu Kosteneinsparungen

Wir haben unser Modell schon mehrfach angewendet: Auf den Philippinen, in Indien und aktuell auch in Pakistan. Nach der erfolgreichen Publikation der Resultate für die Philippinen und Indien, ist jetzt auch unsere Studie zu Pakistan erschienen.

Die Haupterkenntnisse der Studie sind, dass Preissubventionen in jedem Fall zu Kosteneinsparungen für die Gesellschaft führen. Ausserdem erweisen sich Interventionen am kosten-wirksamsten, welche nicht allen Haushalten, sondern lediglich den 20% ärmsten Preissubventionen gewähren. Das lässt sich einerseits damit erklären, dass der gegenwärtige Konsum von nährstoffangereicherter Kindernahrung bei diesen Haushalten besonders tief ist. Unter anderem deshalb sind die Nährstoffdefizite dieser Kinder besonders hoch. Andererseits, weisen diese Haushalte die höchste Preissensitivität auf. Das heisst, sie erhöhen ihre Nachfrage bei Preissenkungen prozentual am stärksten.


Die Studien wurden teilweise vom Nestlé Research Center finanziert. Dieses hatte aber keinen Einfluss auf das Studiendesign, die Datenerhebung und –analyse sowie die Erstellung der Publikationen.


Dr. Beatrice Brunner ist wissenschaftliche Mitarbeiterin der Fachstelle Gesundheitsökonomische Forschung am WIG.

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