Medikamenten-Preisregulierung in der Sackgasse

Von Tanja Favale

Anlässlich der Diplomfeier im MAS in Managed Health Care zeigte der Festredner Guido Klaus, Helsana Leiter Ökonomie und Politik und Mitglied der eidgenössischen Arzneimittelkommission auf, dass die aktuellen Spielregeln in der Preisfestsetzung der Medikamente dringend reformiert werden müssten.

Das WIG gratuliert herzlich den DiplomandInnen des MAS in Managed Healthcare zum erfolgreichen Abschluss.

Die Preisbildung, idealerweise das Resultat von Angebot und Nachfrage, funktioniert bei obligatorisch versicherten Gesundheitsgütern nicht einwandfrei. Probleme wie Informations-Asymmetrien bezüglich des unterschiedlichen Wissensstandes von behandelnden Ärzten und Patienten oder unerwünschte Anreizmechanismen verhindern eine effiziente und adäquate Preisbildung. Zudem fehlt naturgemäss ein Wettbewerb unter den Anbietern von neuen, innovativen Medikamenten; damit herrscht eine Monopolsituation. Folglich werden die Medikamentenpreise durch die Zulassungsbehörde fixiert. Wir finden durch das BAG administrierte Medikamentenpreise vor.

Die gesetzlichen Vorgaben zur Medikamentenpreisbildung im KVG sind klar: Die einzuhaltenden Prinzipien beinhalten die Anforderung an WZW (Wirksamkeit, Zweckmässigkeit, Wirtschaftlichkeit) eines Medikaments. Basis für den vom Amt fixierten Medikamentenpreis bilde einerseits der Auslandpreis sowie der therapeutische Quervergleich – also der Vergleich zum bisherigen Therapie-Standard. Für einen zusätzlichen Innovationspreiszuschlag ist konkret ein Mehrnutzen nachzuweisen. Zur Förderung der Generika unterliegen diese einem Preisabstand zum Originalmedikament sowie der differenzierten Selbstbehaltsregelung.

Schwierigkeiten ortet Guido Klaus im nicht mehr zeitgemässen Auslandpreisvergleich, der eher ein Auslaufmodell sei. Denn Schaufensterpreise verfälschten die Preisinformation und treiben diese in die Höhe: Die offiziellen Preise in vielen Ländern seien wegen Rückvergütungen und Rabatten deutlich höher als die effektiv bezahlten. Und im Länderkorb seien eher hochpreisige Länder verankert. Erstzulassungen stellten zudem die Beurteilenden vor die schwierige Situation, dass oft nur ungesicherte Informationen zur Verfügung stehen. Zu guter Letzt fänden die Preisüberprüfungen unter Beachtung der Preis- und Wechselkursänderungen nur alle 3 Jahre statt, obwohl dies mit den heutigen technischen Möglichkeiten problemlos jährlich möglich wäre.

Weitere Umsetzungs-Schwierigkeiten ergeben sich im therapeutischen Quervergleich, wenn die Einordnung der Therapie in der Differenzierung der Krankheitsbilder, die genauen Indikationen und Limitationen oftmals zu Diskussionen führen und Studien-Designs bzw. deren Evidenzlage umstritten sind. Die häufigsten Streitfälle und Beschwerden ergeben sich im Zusammenhang mit neuen Wirkstoffen und Wirkmechanismen, weil sich die Hersteller von Innovationen nicht an den bisherigen Therapien messen lassen wollen. Ein passendes Regelwerk zur Beurteilung dieser Fragen gibt es nicht.

Umsatzabhängige Margen fördern die Verschreibung und Abgabe teurer Medikamente. Die Ausgaben für Medikamente im Grundversicherungsbereich beliefen sich gemäss Helsana-Arzneimittelreport 2016 auf rund 7 Milliarden Franken, womit der Kostenanteil für Medikamente in der Grundversicherung bei rund 25 Prozent zu liegen kommt. Die drei umsatzstärksten Medikamentengruppen (Immunsuppressiva, Krebsmedikamente und Antiviralia) wachsen ungebremst und verursachten 2016 28 Prozent der Gesamtmedikamentenkosten bei lediglich 1.8 Prozent der Medikamentenbezüge.

Immer mehr Menschen profitieren von Biologika. Diese neuen, biologisch hergestellten Medikamente führen uns auf deutlich höhere Preisniveaus. Biologika trugen in den letzten Jahren mit einer Umsatz-Verdoppelung wesentlich zur Kostensteigerung im Gesundheitswesen bei.

Die Medikamentenpreisregulierung des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) steckt in der Sackgasse. Helsana unterstützt die Motion «Differenziertes Preisfestsetzungssystem für Arzneimittel» von Ruth Humbel (Nr. 17.3828), welche einen Systemwechsel fordert. Bei der Preisbildung sollte die Auswirkung der Kosten auf das Gesamtsystem – der sogenannte «Budget Impact» – massgeblich berücksichtigt werden. Das Fazit aus dem Referat von Guido Klaus ist, dass die gegenüber dem Ausland stark überhöhten Medikamentenpreise in der Schweiz zu senken seien und die seit langem pendenten Vorschläge des Preisüberwachers umgesetzt werden müssen.

Ausserdem brauche es innovative Ansätze für neue und teure Kombinationstherapien. Erfolgreiche, individuelle und zielgerichtete Therapien sind dank der Genetik und neuen Ansätzen in der personalisierten Medizin zukunftsweisende Konzepte, deren Kostenfolgen aber regulatorisch in den Griff zu kriegen sind.

Die Helsana wirkt tatkräftig auf mögliche Lösungsansätze hin und macht Ihren Standpunkt hier öffentlich: https://www.helsana.ch/de/helsana-gruppe/unternehmen/politische-positionen#arzneimittelversorgung

Tanja Favale, Programmassistenz MAS Managed Health Care

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