Sie schaffen Aha-Momente

Olivia Müller studiert Gesundheitsförderung und Prävention, Yven Ruoss Pflege. Beide engagieren sich als Botschafter:innen für ihr Studium: Sie erzählen Interessierten zum Beispiel an Infoanlässen von ihrem zukünftigen Beruf oder gewähren auf Instagram Einblicke in ihren Studienalltag.

von Ursina Hulmann

«Meine Mutter war erstaunt, dass ich nach der Matura Pflege studieren wollte», erzählt Yven Ruoss. Wieso nicht gleich Medizin studieren? «Ich wollte aber bereits während des Studiums mit Menschen arbeiten, darum habe ich mich für Pflege entschieden», sagt der 21-Jährige. Der Pflegeberuf habe sich stark gewandelt. Es sei kein Hilfsjob mehr. Im Gegenteil, es sei eine anspruchsvolle Arbeit, die verschiedene Aufstiegsmöglichkeiten biete. «Interessierten davon zu erzählen, hat mich motiviert, Botschafter zu werden.» Für den Job als Botschafter:in können sich alle Studierenden des Departements Gesundheit bewerben. Gute Chancen hat, wer mit Herzblut dabei ist, gut mit Menschen umgehen und auch mal vor einem vollen Saal auftreten kann. Das Ziel: Junge Menschen für einen Gesundheitsberuf begeistern. Das tun die Botschafter:innen, indem sie zum Beispiel an Berufsmessen oder Infoveranstaltungen von ihrem Studium erzählen. Oder indem sie «Students for a Day» einen halben Tag lang in Vorlesungen mitnehmen. Das Werbekonzept bewährt sich: Über 60 Studierende aus allen Studienrichtungen des ZHAW Departements Gesundheit gehören zum Botschafter:innenteam und sind über 200 Mal pro Jahr im Einsatz.

Vielfältige Berufe

Olivia Müller ist ebenfalls Botschafterin. Sie selbst wurde von einer Botschafterin überzeugt, Gesundheitsförderung und Prävention zu studieren. «Sie hat mir erzählt, wie spannend das Berufsfeld und wie sinnvoll die Arbeit ist. Denn viele Krankheiten können durch einen gesunden Lebensstil verhindert werden.» Den Studiengang gibt es erst seit 2016, das Berufsbild ist noch wenig bekannt. Interessierte hätten deshalb immer wieder Zweifel, ob das Studium die richtige Entscheidung sei, beobachtet die gelernte MPA. Als Botschafterin kann sie an konkreten Beispielen aus ihrem Alltag zeigen, dass sich das Studium lohnt. «Es macht mir Freude, ein transparentes Bild von unserem Beruf zu vermitteln», sagt die 24-Jährige. «Besonders gefällt mir, wenn dadurch jemand Klarheit über seine zukünftige Studienrichtung gewinnt – auch wenn es dann nicht Gesundheitsförderung sein sollte.»

Auch Yven Ruoss schätzt es, Aha-Momente bei Unentschlossenen zu schaffen, zum Beispiel in Gesprächen n Infoanlässen. Wie in der Gesundheitsförderung ist die Arbeit in der Pflege sehr vielseitig. «Jeder Tag ist anders. Wir beraten, dokumentieren, telefonieren, planen, pflegen Wunden, legen Infusionen, haben ein offenes Ohr für die Ängste und Nöte der Patient:innen», schwärmt er. Als Mann in der Pflege zu arbeiten, ist für Yven Ruoss nichts Besonderes. Für Patienten könne es durchaus angenehm sein, vom gleichen Geschlecht gepflegt zu werden. «Im Altersheim leben viele Frauen und es arbeiten vorwiegend Frauen dort. Da habe ich als junger Mann einen Bonus.» Für die Ausbildung zur Pflegefachperson wählte Ruoss explizit die ZHAW: Mit dem Fachhochschulabschluss könne er später einfacher Weiterbildungen besuchen und beruflich weiterkommen.

«Bro, häsch Sunnecreme?»

Die Einsätze der Botschafter:innen sind sehr divers. Sie reichen von einfachen Tätigkeiten wie Messestände aufbauen bis zur Präsentation ihres Studiengangs an Infoveranstaltungen mit über 150 Zuhörer:innen. An diesen Anlässen schildern die Botschafter:innen jeweils einen für sie besonders eindrücklichen Moment in Form einer kurzen Pocketstory. Das Publikum erhält dadurch einen sehr konkreten und emotionalen Einblick in den Berufsalltag, und für die Botschafter:innen ist es eine gute Übung, ihre Auftrittskompetenzen zu verbessern. Yven Ruoss erzählt jeweils von einer älteren, adipösen Patientin. «Sie hat geklingelt, war verschwitzt und hatte starke Schmerzen auf der Brust. Sie hatte gerade Besuch und alle waren aufgelöst», so der Pflegefachmann. «Ich habe sofort erkannt, dass das eine Notfallsituation ist. Aus dem praktischen Training im Studium wusste ich, wie ich vorgehen muss». Glücklicherweise war es kein Herzinfarkt und die Frau konnte wenige Tage später aus dem Spital entlassen werden.

Von einem Studienprojekt zur Prävention von Hautkrebs handelt die Pocketstory von Olivia Müller. «Wir überlegten lange, was wir machen wollen, bis jemand beiläufig vom Après-Ski sprach.» Entstanden ist daraus die Idee, Schneesportler:innen mit zwei Slogans zum Thema Sonnenschutz zu sensibilisieren: «Crem di i vor em Après-Ski» und «Bro, häsch Sunnecreme?» Mit den beiden Slogans haben die Studierenden Aufkleber für Skihelme produziert. «Das hat gfägt!»

Hautnah dabei

Als Botschafterin berichtet Olivia Müller regelmässig auch auf dem Instagramkanal des Departements Gesundheit aus ihrem Studienalltag, zum Beispiel über ihr Praktikum in Berlin, wo sie während sieben Monaten in der Suchtprävention arbeitete. «In vielen Quartieren ist die Armut gross, die Zukunftsaussichten sind düster. Das kann schon bei Kindern zu Suchtproblematiken führen, also zum Beispiel zum Konsum von Vapes oder Cannabis», sagt sie. Es sei nicht immer einfach gewesen, an die Jugendlichen heranzukommen. Während ihren Workshops an Schulen sei es ihr aber immer wieder gelungen, mit ihnen ernsthafte Gespräche über Sucht zu führen. «Es war ein schönes Gefühl, dass sie mir vertraut haben und mitmachen wollten», erinnert sie sich.

Auch Yven Ruoss erzählt Interessierten gern von seinem Praktikum mit Suchtpatient:innen, das er auf der Entzugsstation einer psychiatrischen Klinik absolvierte. Er schätzte vor allem die Offenheit der Klient:innen. «Ich durfte an ihren Lebensgeschichten teilhaben, das fand ich enorm bereichernd.» Als Pflegefachmann begleitet er immer wieder hautnah Menschen in schwierigen Situationen. «Krankheit und Tod sind natürliche Prozesse, die zum Leben gehören», so Yven Ruoss. «Menschen in solchen Momenten Halt zu geben, ist eine schöne und sinnvolle Aufgabe.»

Die beiden Botschafter:innen sind sich einig: Es macht Spass, für ihren Beruf zu werben. Und mit dem Honorar für ihre Einsätze können sie neben dem Studium flexibel etwas dazu verdienen. //

Vitamin G, S. 34/35


Magazin «Vitamin G – für Health Professionals mit Weitblick»



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