In kaum einer anderen Branche stehen wir vor einem derart grossen Wandel wie im Verkehr. Neue Antriebsformen und Geschäftsmodelle erobern den Markt, datenbasierte Services und autoarme Stadtkonzepte gewinnen an Bedeutung.
Auch deshalb wird in den Bereichen Mobilität und Logistik intensiv nach jungen, gut ausgebildeten Fachkräften gesucht. Der Studiengang Verkehrssysteme bietet einen optimalen Einstieg in die Transportwirtschaft, kann bislang die Nachfrage nach Absolventinnen und Absolventen aber kaum befriedigen.
Hast Du das Zeug, als Verkehrsingenieur*in die Mobilität und Logistik von morgen zu entwerfen? Teste in unserem Quiz Dein Wissen.
Wer Ingenieurin oder Ingenieur werden will, muss in Mathematik und Physik überdurchschnittlich gut sein. Korrekt?
Du musst kein herausragendes Mathematiktalent haben, um den Studiengang Verkehrssysteme erfolgreich zu absolvieren. Auch für KV-Absolventen mit entsprechender Vorbereitung ist das Studium uneingeschränkt zu empfehlen.
Zu den Hauptverkehrszeiten werden die Stauzeiten auf der Strasse immer länger und die Beförderungsqualität im öV immer unattraktiver. Wo siehst Du das grösste Handlungspotenzial?
Es gilt die alte Planer-Regel: «Wer Infrastruktur sät, wird Verkehr ernten». Zusätzliche Fahrstreifen und Effizienzsteigerungen durch Automatisierung & Digitalisierung locken Neuverkehre an. Wer ausschliesslich auf die Erweiterung der Infrastrukturkapazitäten setzt, wird allenfalls das Problem auf andere Strassen-/Schienenabschnitte verlagern. Das reine Anpassen der Infrastruktur an eine ungesteuert wachsende Nachfrage ist also langfristig teuer, flächenintensiv. Es bedarf stattdessen intelligenter Anreize, damit Verkehre verstärkt non-physisch, ausserhalb der Rushhour und mit flächensparsamen Fahrzeugen durchgeführt werden.
Der Klimawandel ist wahrscheinlich die grösste Herausforderung im 21. Jahrhundert. Wie gross ist in der Schweiz der Anteil der Treibhausgasemissionen, die auf den Verkehr zurückzuführen sind?
Mit rund einem Drittel der gesamten Treibhausgasemissionen der Schweiz ist der Verkehr der grösste Treiber der Klimakrise. Während es in allen anderen relevanten Sektoren gelungen ist, die CO2-Emissionen seit 1990 teils deutlich zu senken, stagniert der Verkehr auf hohem Niveau. Wer aktiv dazu beitragen möchte, die Klimakatastrophe aufzuhalten, erzielt mit Innovationen im Bereich Mobilität & Logistik eine grosse Hebelwirkung.
Hippes Sportgerät oder Beitrag zur Mobilitätswende: Stellt das Velo einen bedeutenden Lösungsbaustein für den Verkehr der Zukunft dar?
Städte wie Kopenhagen oder Amsterdam beweisen, dass mit geeigneten Massnahmen der Anteil des Fahrradverkehrs erheblich gesteigert werden kann, insbesondere in den Hauptverkehrszeiten. Und beide Städte sind im Vergleich mit Zürich nicht für velofreundlicheres Wetter bekannt. Das grosse Verlagerungspotenzial zeigt sich bei einem Blick auf die durchschnittlichen Auto-Fahrtdistanzen in Schweizer Städten: Rund die Hälfte der innerstädtischen Fahrten sind nicht länger als 5 Kilometer.
Die Zulassungszahlen der E-Fahrzeuge steigen. Doch ist das Elektroauto tatsächlich besser für die Umwelt als ein Fahrzeug mit Verbrennungsmotor?
In der jüngsten Studie des Paul-Scherrer-Instituts wird erneut gezeigt, dass batterieelektrische Fahrzeuge einen deutlichen Umweltvorteil vor allen anderen Antriebsformen aufweisen. Zwar ist der CO2-Fussabdruck eines E-Autos aufgrund der Batterieherstellung rund 40 % grösser als bei einem Fahrzeug mit Verbrennungsmotor. Über die gesamte Lebensdauer gesehen, liegen die Emissionswerte jedoch annähernd 50 % unter denen eines Autos mit Dieselmotor. Allerdings ist der Umwelt kaum geholfen, wenn das Elektromobil in Dimensionierung und Motorisierung eine Fortschreibung des Autos mit Verbrennungsmotor ist. Grosse Reichweiten erfordern schwere Batterien, welche die Umweltbilanz deutlich beeinträchtigen.
Nur wenige jährliche Kurzstreckenflüge dominieren schnell den persönlichen ökologischen Fussabdruck. Aber kann die Bahn das Flugzeug überhaupt ersetzen?
Studien der ZHAW haben gezeigt, dass der Reisezeitvorteil des Luftverkehrs bedeutend kleiner ist als angenommen. Grund hierfür sind die Puffer- und Prozesszeiten an Flughäfen, die den Vorteil der kurzen Flugzeiten stark relativieren. Diese sind in den Reiseauskunftssystemen bislang jedoch nur ungenügend abgebildet. Durch die Renaissance der Nachtzugverkehre könnte der Schienenverkehr auch auf grösseren Distanzen zu einer Alternative zum Flugzeug werden. Auch bei den Reisekosten zeigen Untersuchungen der ZHAW, dass die Bahn auf Relationen mit vergleichbaren Gesamtreisezeiten in über 90 Prozent der analysierten Preisvergleiche preisgünstiger als der Flug war.
Werden autonom fahrende Fahrzeuge unseren Verkehr stadtverträglicher und nachhaltiger machen?
Die aktuellen Forschungen weisen in die Richtung, dass autonom fahrende Fahrzeuge tatsächlich ein «Game Changer» für den Verkehrssektor sein werden. Allerdings werden die Vorteile erst mit einer hohen Marktdurchdringung spürbar – und wenn die Regulierung eine effiziente Sharing-Nutzung der autonomen Fahrzeuge induziert. Im intelligenten Zusammenspiel mit einem neuen öV könnten autonome Fahrzeugflotten gemäss Modellrechnungen die Anzahl der Autos in der Innenstadt um 80 bis 90 Prozent senken. Der Wegfall von Parkflächen würde Flächen freispielen, die zur Attraktivitätssteigerung des Fuss- und Veloverkehrs entscheidend beitragen könnten.
Zu den E- Fahrzeugen: hat die Studie auch berücksichtigt wie der Strom produziert wird? In Länder mit einem hohen Anteil an Kohlekraftwerke (z.B Deutschland) sind die Vorteile wohl geringer….