Aus Restposten wird Weihnachtsdeko

Wer derzeit das Haus Adeline Favre betritt, kann eine Adventsdekoration der originellen Art bestaunen. Sie ist das Ergebnis eines Upcycling-Projekts, das die stellvertretende Departementsleiterin Christiane Mentrup ins Leben gerufen hat. Wie es dazu gekommen ist, verrät sie im Interview.

Ende November haben Mitarbeitende und Studierende des Departements Gesundheit eine überschüssige Bauplane in einen Weihnachtsbaum verwandelt. Woher stammt das Material für diese Upcycling-Aktion?

Christiane Mentrup: Die Plane hat uns die Firma Implenia zur Verfügung gestellt, die damals für den Bau des Hauses Adeline Favre zuständig war. In der Bauphase vertrat ich die Interessen des Departements Gesundheit als künftige Nutzerin des Gebäudes und kannte daher den Bauleiter. Ich rief ihn an und trug unsere Idee vor. Kurz darauf brachte er uns ein Stück Plane, das übriggeblieben war.

Und dann wurde einfach drauflosgebastelt?

Nein, wir hatten eine klare Vorstellung, wie der Baum aussehen soll. Bei uns am Institut für Ergotherapie arbeiten zwei Designerinnen. Sie haben ein Modell des Weihnachtsbaums aus Papier erstellt, diese Form hochgerechnet und auf der Plane skizziert sowie Schablonen für Kugeln und Sterne angefertigt. Rund 150 Mitarbeitende und Studierende haben danach mit Goldstift, Schere und goldigem Klebeband ihren Beitrag auf der Plane hinterlassen. Mit Schablonen oder auch ohne konnten alle ihrer Kreativität freien Lauf lassen.

Prof. Christiane Mentrup leitet das Institut für Ergotherapie am Departement Gesundheit.

Bei Ergotherapie denkt man nicht gleich an Designerinnen?

Wir orientieren uns stark an Methoden des Design Thinking und vermitteln diese auch unseren Studierenden. Es geht darum, mit unserem therapeutischen Wissen und Ansätzen aus dem Human Centered Design Lösungen nahe an den Klient:innen zu entwickeln. Dabei nutzen wir auch die Perspektiven von Fachpersonen ausserhalb des Gesundheitsbereichs. Zudem vermitteln die beiden Dozentinnen unseren Studierenden gestalterische und handwerkliche Herangehensweisen. Ihre Expertise kam uns in diesem Projekt zugute.

Wie lief die kreative Gestaltung vor Ort ab?

Zum einen gab es viele Mitarbeitende und Studierende, die gezielt zum Mitwirken erschienen. Auch unser Direktor war dabei. Zum anderen kamen Dutzende weitere Studierende hinzu, die sich spontan eingebracht haben. Dass es Punsch und Mandarinen gab, hat sicher zur Aufmerksamkeit beigetragen. Das Ganze hatte auch etwas Verbindendes auf der sozialen Ebene. Ich kann mich noch gut an die Aussage einer Hebammen-Studentin erinnern, dass sie es sich eigentlich gar nicht leisten könne, so viel Zeit fürs weihnachtliche Basteln einzusetzen, aber es habe sie halt so wunderbar entspannt.

Was war für dich der ausschlaggebende Moment, um diese Aktion zu starten?

Nach zwei Jahren Pandemie hatten wir uns dieses Jahr erstmals Gedanken zum Weihnachtschmuck in unserem Neubau, dem Haus Adeline Favre, machen müssen. Die gesamte Departementsleitung war sich einig, dass die Dekoration möglichst nachhaltig sein soll. Wir wollten ein eigenes, co-kreatives Projekt umsetzen, das zudem den Bogen schlägt zum Nachhaltigkeitsjahr, dem Schwerpunktthema 2023 am Departement. So kam ich dann auf die Idee einer Upcycling-Aktion.

Worum geht es beim Nachhaltigkeitsjahr?

Die Departementsleitung hat beschlossen, im Jahresrhythmus bestimmte Fokusthemen der ZHAW hervorzuheben. Wir starten 2023 mit dem Thema Nachhaltigkeit. Wichtig ist uns dabei, das Thema auf lustvolle Art und Weise in den sehr dichten Hochschulalltag zu integrieren. Dieses co-kreative Upcycling-Projekt ist ein gutes Beispiel dafür und gleichzeitig quasi der Startschuss zum Nachhaltigkeitsjahr, in welchem wir Mitarbeitende und Studierende aktivieren und ihr Bewusstsein für Nachhaltigkeit steigern wollen.

Mittels QR-Code können Mitarbeitende und Studierende die Aktion bewerten und eigene Ideen einbringen.

Wie möchtet ihr die Hochschulangehörigen zu mehr Nachhaltigkeit motivieren?

In erster Linie möchten wir alle einladen, sich einzubringen. Das beginnt jetzt schon mit dem Steller, den wir vor unserem Weihnachtsbaum platziert haben. Darauf ist ein QR-Code zu finden, der zu einer Mini-Umfrage führt. Darin wollen wir erfahren, wie gut die Deko ankommt, was für eigene Nachhaltigkeitsideen die Angehörigen des Departements haben und inwieweit sie bereit sind, dabei selbst mitzuwirken. Darüber hinaus sind fixe Aktivitäten wie der Departementstag zum Thema Nachhaltigkeit im März 2023 geplant. Und es gibt eine Vielzahl weiterer Initiativen, die wir in den kommenden Wochen auf einer Intranetseite den Studierenden und Mitarbeitenden kommunizieren wollen. Auch hat sich die Departementsleitung dafür ausgesprochen, die noch nicht implementierten ZHAW-Reiserichtlinien für Mitarbeitende in einem Pilot auszuprobieren.

Verwendet ihr nächstes Jahr noch einmal die gleiche Plane?

Wir werden sie sicherlich in irgendeiner Form wiederverwenden. Aber vielleicht machen wir dann aus diesem Kunstwerk etwas Neues. Es wäre schön, wenn wieder ein Gemeinschaftswerk entsteht.

Die etwas andere Weihnachtsdeko
Weitere Informationen zum Projekt gibt es auf der Website des Instituts für Ergotherapie.

Interview: Matthias Kleefoot


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