Warum handeln wir nicht so umweltfreundlich, wie wir eigentlich wollen?

Wer sich bereits einmal vorgenommen hat, umweltfreundlich einzukaufen, kennt es. Eigentlich wäre es so einfach: vegane, regionale, saisonale Bio-Produkte auswählen. Doch schlussendlich landet doch wieder ein Produkt von der anderen Seite der Welt in der Einkaufstasche. Warum wir so handeln, interessiert Flavia Gosteli so sehr, dass sie sich nicht nur in ihrem Psychologie-Studium, sondern auch im Verein für Umweltpsychologie (IPU) damit beschäftigt. Seit einem Jahr engagiert sich die 25-Jährige im Vorstand des Vereins und vernetzt Interessent*innen, organisiert Events und Referate oder vermittelt ihr Wissen für Nachhaltigkeitsprojekte.

Um was geht es bei der Umweltpsychologie?

Flavia: Die Umweltpsychologie befasst sich mit Wechselwirkungen in der Mensch-Umwelt-Beziehung. In Bezug auf Umweltschutz stellt sich beispielsweise die Frage: Wie kommt die Diskrepanz zwischen unserer umweltbewussten Einstellung und unserem tatsächlichen Verhalten zustande – und wie kann sie überwunden werden? Viele Leute anerkennen die Klimakrise und wollen erfreulicherweise auch umweltfreundlicher handeln, stossen aber bei der Umsetzung an Grenzen. Infrastruktur, aber auch persönliche Bedürfnisse, Einstellungen, Gewohnheiten, Kosten-Nutzen Abwägungen und vieles mehr kann nachhaltiges Verhalten fördern oder hindern. Zudem prägt uns unser persönliches Umfeld mehr, als wir vielleicht denken. Auch wenn wir davon ausgehen, aus eigenem, freien Willen zu handeln, befinden wir uns ständig in einem sozialen Kontext, welcher einen Einfluss auf unsere Entscheidungen haben kann. Mir persönlich ist es wichtig, nicht nur Probleme aufzuzeigen, sondern die gewonnenen Erkenntnisse für die nachhaltige Entwicklung anwendbar zu machen.

Wieso ist der psychologische Aspekt beim Umweltschutz wichtig?

Flavia: Bei allen Nachhaltigkeitsprojekten, ungeachtet davon, ob sie auf individueller Ebene ansetzen oder strukturelle Veränderungen anstossen, geht es schlussendlich darum, ob und wie wir diese als Menschen und als Gesellschaft umsetzen. Der technologische Fortschritt an sich bietet zwar grosse Chancen, beispielsweise zur Steigerung der Energieeffizienz. Allerdings kann eine höhere Effizienz auch wieder in stärkerer Nutzung münden. Wenn effizientere Automotoren gebaut werden, die Autos aber immer grösser gebaut und häufiger genutzt werden, schmilzt der Energiespareffekt dahin. Auch Gesetze und finanzielle Lenkungsmassnahmen haben nicht immer die gewünschte Wirkung. Daher braucht es eine ganzheitliche Sichtweise, welche die Menschen miteinbezieht und die psychologische Wirkungsebene von Massnahmen berücksichtigt.

Wie könnte die ZHAW Nachhaltige Entwicklung weiter fördern?

Flavia: Die ZHAW kann als Vorbild für nachhaltige Entwicklung agieren, indem sie die eigene Forschung im Nachhaltigkeitsbereich ausweitet, aktuelle Forschungsergebnisse breit zugänglich macht und diese konsequent in die Lehre und den täglichen Betrieb einbaut. So kann sie die Haltung und Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten im Alltag sowie im künftigen Berufsleben von Studierenden und Mitarbeitenden prägen und einen wirkungsvollen Beitrag zur sozial-ökologischen Transformation unserer Gesellschaft leisten.

Flavi
Flavia Gosteli, Psychologie-Studentin an der ZHAW und Vorstandsmitglied beim Verein für Umweltpsychologie Schweiz

Über «humans for sustainability @ ZHAW»: Das Engagement an der ZHAW im Bereich der Nachhaltigen Entwicklung ist gross, divers und umfassend. Um die Personen hinter diesem Engagement vorzustellen, hat ZHAW sustainable eine Blogserie «humans for sustainability @ ZHAW» erstellt, welche ZHAW-Angehörige in Mini-Porträts vorstellt


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