Im Rahmen eines Konferenzbeitrags auf Hawaii hatte ich die Gelegenheit das oben genannte Thema zu präsentieren und mit den dort Anwesenden zu diskutieren.
Heutige Unternehmen müssen sich mit dem ständigen Wandel durch Reorganisationsinitiativen, Fusionen und Übernahmen oder die Einführung eines neuen Produkts auseinandersetzen. Darüber hinaus gewinnt die Sicherung von Wissen für Unternehmen durch den demografischen Wandel und die tatsächliche Entwicklung des Arbeitsmarktes an Bedeutung. Folglich gewinnt das Management von Wissen als Ressource in Organisationen an Bedeutung. Der Wissensverlust ist wettbewerbsrelevant und kann sogar die Existenz eines Unternehmens gefährden. In diesem Beitrag wird der strategische Wettbewerbsfaktor Wissen diskutiert und Massnahmen und Instrumente, die zur Vermeidung des Risikos von Wissensverlust eingesetzt werden können, aufgezeigt.
Unternehmen sind heute zunehmend Veränderungen ausgesetzt, die sich immer schneller und meist zeitgleich vollziehen. Gerade in solch turbulenten Unternehmensphasen wird die Bedeutung des Humankapitals und des damit verbundenen Wissens als Produktions- und Wettbewerbsfaktor eines Unternehmens immer wichtiger – das Management von Wissen als Ressource ist entscheidend! Im Mittelpunkt steht der Umgang mit dem möglichen Wissensverlust – es ist wichtig, das vorhandene persönliche Wissen zu schützen, insbesondere wenn dies die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens beeinträchtigen kann. Darüber hinaus stellt der demografische Wandel ein weiteres Risiko für das Humankapital und das entsprechende geschäftsrelevante Know-how von Unternehmen dar. Wenn Mitarbeiter älter werden und in Rente gehen, können Unternehmen erhebliche Verluste an kritischen Kenntnissen und Fähigkeiten erleiden. Die Pensionierung stellt somit nicht nur den Verlust eines Arbeitnehmers mit den für die Erfüllung einer bestimmten Aufgabe erforderlichen Kompetenzen dar, sondern kann darüber hinaus auch den Verlust von wichtigem Know-how mit sich bringen. So stellt sich die Frage, wie der Verlust von Wissen und Kompetenzen in Zukunft reduziert werden kann, um die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen zu erhalten.
Wissensriskomanagement
Im Risikomanagement wird davon ausgegangen, dass ein Risiko entstehen kann, wenn Geld in irgendeiner Form investiert wurde. Wissen wird investiert, indem Wissen generiert oder entwickelt wird. Sobald “Wissenskapital” existiert, ist die Grundvoraussetzung für ein Risiko gegeben. Wissensmanagement als Kompetenzmanagement muss sich daher mit den möglichen personellen und strukturellen Wissensrisiken auseinandersetzen.
Wissen als strategischer Wettbewerbsfaktor
Wissen wird immer mehr zu einem strategischen Wettbewerbsfaktor, der gemanagt werden muss, um eine wettbewerbsfähige Unternehmensleistung in Bezug auf den Absatzmarkt zu gewährleisten. Es ist ein entscheidender Faktor im Wertschöpfungsprozess und muss als strategische Ressource nutzbar sein. Daher muss ein Unternehmen in der Lage sein, Humankapital in Leistung umzusetzen. Letztendlich geschieht dies immer über die Geschäftsprozesse. Dementsprechend muss das Management wissen, welche Prozesse und welche der beteiligten Dienstleister in der Lage sind, die erfolgsrelevanten Dienstleistungen zu erbringen, insbesondere wenn das Unternehmen in einem starken Wettbewerb steht oder einen Wettbewerbsvorteil verteidigen muss.
Eine Studie des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) und des IT-Branchenverbandes Bitkom zeigt Gründe für zukünftigen Verlust von Wissen und Fähigkeiten, d.h. wo Unternehmen die größten Ursachen für den Verlust von Know-how und Fachwissen finden: Bei der Betrachtung der Ergebnisse fällt auf, dass weit über die Hälfte der Unternehmen (64%) erwartet, dass in Zukunft Wissen und Fähigkeiten verloren gehen, weil Mitarbeiter das Unternehmen eher aus karrierebedingten Gründen verlassen. Besonders betroffen sind kleine und mittlere Unternehmen, da sie oft nicht in der Lage sind, die Gehälter großer Unternehmen zu zahlen. Darüber hinaus geben 42 Prozent der Befragten an, dass der altersbedingte Austritt von Mitarbeitern ein wichtiger Grund für den Wissensverlust in der Zukunft sein wird. Ursachen, die vor allem im persönlichen Umfeld der Mitarbeiter liegen können, wie z.B. die Wahrnehmung von Eltern- und Elternurlaub (35%) oder die Pflege von Angehörigen (18%), werden als weniger relevante Gründe bewertet.
Der Fachkräftemangel wird sich in Zukunft aufgrund der Folgen des demografischen Wandels verstärken. Besonders schwierig wird es für Unternehmen, die noch keine demografisch geeigneten Personalentwicklungsstrategien haben.
Das organisatorische Risikomanagement ist eine komplexe und wichtige Aufgabe für Führungskräfte, zumal die Folgen eines schlechten Risikomanagements durch finanzielle Verluste immer deutlicher sichtbar werden. Stakeholder, wie z.B. institutionelle Investoren, sind nicht mehr bereit, Unwissenheit als Vorwand zu akzeptieren. Manager müssen sich der Risiken bewusst sein, die mit den Aktivitäten ihres Unternehmens verbunden sind, und über Möglichkeiten verfügen, unerwünschte Ereignisse zu bewältigen. Dementsprechend können die Folgen des Wissensverlustes für Unternehmen kostspielige Folgen haben. Während das Risikomanagement in anderen Branchen und Bereichen längst etabliert ist, gewinnt das Personal-Risikomanagement erst in jüngster Zeit an Bedeutung. Dies spiegelt das zunehmende Bewusstsein wider, dass Mitarbeiter und ihr Wissen nicht nur die teuerste Ressource in Unternehmen, sondern auch die wichtigste sind.
Dementsprechend wird es für Unternehmen wichtig sein, das Potenzial des Wissensverlustes angemessen zu bewerten und geeignete Massnahmen und Instrumente anzuwenden, um einen möglichen Wissensverlust für das Unternehmen zu verhindern. Mit der Flexibilisierung und Unabhängigkeit der Arbeitswelt werden jedoch auch kontinuierliche und systematische Instrumente zur Sicherung von Know-how immer wichtiger. Darüber hinaus müssen sich Unternehmen mit dem Thema Wissensverlust auch auf strategischer Ebene auseinandersetzen. In Zukunft wird die Verfolgung einer “Nachhaltigkeitsstrategie” relevant werden, da Talente und Menschen mit bestimmten Fähigkeiten und Kenntnissen eine geschäftsrelevante Ressource (z.B. Datenwissenschaft, Beratung, etc.) sein werden.
Und um was ging es in der Diskussion?
Entscheidend für die Kolleginnen und Kollegen an der Konferenz war vor allem die Frage, was Unternehmen für systematische Massnahmen entwickeln können, um das geschäftsrelevante Wissen zu sichern.
Ein Weg ist selbstverständlich, dass durch eine ständige Kommunikation im Rahmen von informellen Treffen oder fest institutionalisierten Tandem-Modellen der Austausch des Erfahrungsschatzes ermöglicht wird.
Darüber hinaus war jedoch vor allem auch die Frage, was Unternehmen für IT-Systeme entwickeln können, um das Wissen systematisch und mit einfachen und nachvollziehbarem Zugriff zu speichern. Hier hat sich in der Diskussion gezeigt, dass es hierzu nicht ein idealtypisches IT-System gibt. Auch dieses muss vielmehr entsprechend der Charakteristika der jeweiligen Unternehmenskultur entwickelt werden.
Der ganze Beitrag zum Weiterlesen: Knowledge Risk Management – How to Manage Future Knowledge Loss, Proceedings of HICSS-52 Conference, Maui.