Fringe Benefits – ein neues Marketing-Instrument?

Gratis Kaffee

Monika Rohrer

Fringe Benefits – wie sich überobligatorische Nebenleistungen im Business-Jargon nennen – waren lange ein Stiefkind in der Compensation-Landschaft. Im Verhältnis zur Total Compensation wurden sie eher nebensächlich eingestuft. Zudem haben sich umfangreiche Cafeteria-Modelle in der Praxis als administrativer Albtraum erwiesen. Mit dem Einzug der variablen Entlöhnung verloren die Zusatzleistungen weiter an Bedeutung.

Trendwende

Der Trend scheint sich nun zu wenden. Dies zeigen nicht nur die Marketing-Gags (bezahlte Weltreise) von Start-up Firmen. Auch in gestandenen Unternehmen werden den Fringe Benefits wieder vermehrt Beachtung geschenkt. Hängt dies vielleicht auch damit zusammen, dass die variable Entlöhnung nicht die langfristen Anreizeffekte zeigten, die man sich erhoffte? Man ist jedenfalls auf der Suche nach Alternativen zur Mitarbeitergewinnung und –bindung. Können Fringe Benefits Organisationskultur und Mitarbeiterbedürfnisse matchen?

Fringe Benefits mit Marketing-Potenzial?

Die Praxis zeigt, dass die Unternehmen oftmals einen beliebig austauschbaren Katalog an Benefits anbieten, die nach dem Giesskannenprinzip verteilt werden. Gratis-Kaffee, Parkplätze, Reka-Checks, etc., führen diese Listen an. Inwiefern vermag man sich durch diese Angebote nun tatsächlich differenzieren? Auch die Wirksamkeit – sofern sie denn systematisch gemessen wird – ist fraglich. Viele der Angebote werden entweder gar nicht wahrgenommen, weil sie nicht bekannt sind oder gelten als selbstverständlich: der Gewöhnungseffekt tritt ein.

Vorsicht beim Geniessen

Aber auch die «speziellen Freebies» haben ihre Kehrseite: Lange Auszeiten oder unbegrenzte Ferien sind im Arbeitsalltag oftmals nicht umsetzbar bzw. gehen dann auf Kosten der Kolleginnen – ausser es werden dadurch volatile Arbeitsvolumen aufgefangen. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht sind die Fringe Benefits noch mit einem weiteren Risiko behaftet: Im Gegensatz zu Weiterbildungsangeboten, die je nach finanzieller Situation hoch- oder runtergefahren werden, kann die Abschaffung von Gratis-Kaffee nicht selten zu einer kleineren Palastrevolution führen.

Kommunikation zählt

Was heisst das nun? Sicher ist bei der Einführung neuer Fringe Benefits Vorsicht geboten, da die Abschaffung ebenfalls mit Kosten verbunden ist. Es schadet aber sicher nicht, die Belegschaft regelmässig auf die bereits bestehenden Benefits aufmerksam zu machen, sodass der Gewöhnungseffekt sich in Grenzen hält. Beliebt ist auch das Re-Labelling, beispielsweise als «Well-Being»- oder «Work-Life-Balance»-Konzepte. Klar ist das nur alter Wein in neuen Schläuchen, aber genau auf die Art der Kommunikation kommt es eben auch an. Dennoch sollte man sich der relativ eingeschränkten Wirkung von Fringe Benefits bewusst sein. Sie sind Zückerchen und haben entsprechend nur bedingten Einfluss auf die intrinsische Motivation. Apropos Wirkung: Bezeichnend ist in diesem Zusammenhang die Aussage einer unserer Kursteilnehmerinnen im CAS Performance and Compensation Management : «Wenn die Arbeitsatmosphäre schlecht ist, ist es mir eigentlich egal, wie viele tolle Benefits das Unternehmen anbietet. Dann geh ich trotzdem».


1 Kommentar

  • Reka Checks finde ich eine gute Sache und ich weiss aus Erfahrung bzw. Gesprächen, dass diese sehr beliebt sind und oft gerne benutzt werden. Von daher stimme ich Ihnen beim Satz “Viele der Angebote werden entweder gar nicht wahrgenommen, weil sie nicht bekannt sind oder gelten als selbstverständlich” nicht ganz zu.


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