Zum Weltfrauentag hat die Handelszeitung sich mit der weiblichen Schweizer Chefetage auseinander gesetzt. Die Dozentin und Bereichsleiterin Dienstleistungsprojekte an unserem Zentrum für Human Capital Management, Claudia Sidler-Brand, hat dazu Stellung genommen.
Warum sind die Schweizer Chefetagen trotzdem noch von Männern dominiert?
Claudia Sidler-Brand: Die Schweiz hinkt bei gesellschaftlichen Veränderungsprozessen im Vergleich zur EU immer ein paar Jahre hinterher, denken Sie an die Einführung des Frauenstimmrechts in der Schweiz. Viele Unternehmen haben für Führungsfunktionen Kompetenzen definiert, die es braucht um erfolgreich zu sein. Obwohl schon lange bekannt ist, dass Führungsgremien, die aus Männern und Frauen bestehen, tendenziell erfolgreicher sind, ist diese Erkenntnis in den Anforderungsprofilen für Führungskräfte oft nicht abgebildet.
Womit können Frauen punkten?
Tendenziell verfügen Frauen in Führungsfunktionen beispielsweise über mehr Empathie und Toleranz. Diese Kompetenzen müssten sich auch den genannten Anforderungsprofilen und somit auch bei der Selektion für Führungskräfte wiederspiegeln und würde zu mehr Frauen in Führungsfunktionen führen. Viele Unternehmen in der Schweiz setzten diese Erkenntnis bisher nicht systematisch in den internen Prozessen um.
Gibt es noch weitere Faktoren?
Für Frauen und Männer ist es nach wie vor schwierig, die berufliche Karriere und Familie unter einen Hut zu kriegen. Eine Lösung wäre, Frauen – und Männern – die Möglichkeit zu bieten, ihre Karriere erst später zu starten. Vor allem wenn die Kinder aus der Kleinkindphase heraus sind, macht es Sinn, die Eltern nochmal zu unterstützen, eine Führungsposition in Angriff zu nehmen. Dazu gehört auch, dass sich Teilzeit-Modelle bis in die höchsten Hierarchien durchsetzen müssen. Bis dato wird Teilzeitarbeit nach wie vor mit einem Karriereknick gleichgesetzt. Es gibt aber auch positive Beispiele. Es gibt Beratungsunternehmen, die inzwischen Teilzeitpartnerinnen haben. Das war noch vor 10 Jahren undenkbar.
Wie können Frauen aufholen?
Sich auf eine Führungsposition vorzubereiten ist wie auf einen Marathon zu trainieren: Man muss sich überlegen, welche Führungskompetenzen im Unternehmen verlangt werden und welche Kompetenzen man selber mitbringt und dann an den Schwachstellen arbeiten, sich weiterbilden. Dann muss man Visibilität für seinen Erfolg schaffen. Frauen machen das zu wenig: Man darf nicht darauf warten, bis der Chef entdeckt, wie talentiert man ist und einen befördert. Man muss es in die Hand nehmen, sich positionieren und kommunizieren, dass man eine Führungsrolle übernehmen möchte und was man dazu mitbringt.
Was könnte man auf Gesetzesebene tun?
Es gibt genügend Gesetze und Regulatoren – diese müssen nur umgesetzt werden.
Die Beratungsagentur Accenture spricht in einem Bericht von «Digital Fluency» als wichtiges Kriterium, um die Karriere von Frauen zu befeuern: Wie wichtig sind diese digitalen Fähigkeiten?
Diese Kompetenzen sind für Frauen und Männer gleichermassen wichtig, da sehe ich keinen Unterschied. Digitale Fähigkeiten können Frauen Flexibilität bieten von zuhause zu arbeiten – aber dasselbe gilt im Prinzip auch für Männer.
Auf den Punkt getroffen. Anders kann man diesen Bericht nicht kommentieren. Weiterbildung sollte wieder im Vordergrund stehen. Wer die Chance hat, nach der Lehre z.B. eine Spezialisierung zur HR Fachfrau in Zürich oder anderswo zu machen, sollte dies tun. Auch wenn diese eine gewisse Flexibilität bedeutet