Digital (Distr-)Action: Smartphones im Unterricht

Beitrag von Urban Lim und Lisa Messenzehl

Smartphones sind zu festen Lebensbegleitern geworden. Weil sie smart sind, helfen sie uns im Alltag mit Fahrplänen, Wegbeschreibungen, Telefonnummern und anderem, was wir uns nicht gerade auswendig im Kopf behalten wollen. Haben Sie eine Ahnung, wie oft Sie Ihr Smartphone am Tag in die Hand nehmen?

Bild: CC0 https://pixabay.com/en/smartphone-app-japanese-email-1184865/

WissenschaftlerInnen haben herausgefunden, dass wir den Bildschirm unseres Smartphones durchschnittlich 88 Mal am Tag einschalten. 35 Mal davon möchten wir wissen wieviel Uhr es ist oder ob eine Nachricht eingegangen ist. 53 Mal entsperren wir unser Gerät um E-Mails anzuschauen oder im Internet zu surfen (vgl. Markowetz 2015: Digitaler Burnout), (Menthal-App). Längst hat die Smartphone-Nutzung auch Kritiker auf den Plan gerufen: Sie warnen vor Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen, Vereinsamung trotz sozialer Netzwerke, Produktivitätsverlust und Suchtverhalten. Mit Digital-Detox-Programmen versuchen JournalistInnen und Krankenkassen gleichermassen, die Bevölkerung für den Umgang mit Smartphones zu sensibilisieren, zumal praktisch jeder Schweizer Haushalt mindestens ein Handy besitzt. Bei den Jugendlichen fällt der Gerätebesitz noch höher aus: Gemäss der JAMES-Studie 2016 verfügen so gut wie alle über ein Handy, meist ein Smartphone. Die beliebtesten Webseiten bei Jugendlichen sind YouTube, Google (Suchmaschine), Facebook, Instagram und Wikipedia – also durchaus auch Applikationen, die sich für Unterrichtszwecke verwenden lassen.

Wie sieht die Nutzung in der Hochschule aus?

Zum einen sind digitale Medien für viele ein unverzichtbarer Bestandteil des didaktischen Repertoires geworden: Aufbereitete Videos, Texte oder Quizzes zur Selbstüberprüfung stehen über eigene Geräte jederzeit auch ausserhalb des Campus’ bereit. Selbst in Präsenzveranstaltungen kann eine Interaktion mit grösseren Studierendengruppen über Abstimmungstools mittels Smartphone stattfinden. Zu Recherchezwecken nutzen Studierende auch Nachschlagewerke wie Wikipedia (vgl. Blogbeitrag zur Wikipedianutzung). Zum anderen ist das Ablenkungspotenzial gross – sowohl im Selbststudium als auch im Unterricht. Nicht jede Interaktion mit dem Smartphone dient dem Studium, wie die Studie von Markowetz zutage bringt. Gerade Messenger wie WhatsApp und Co. locken als willkommene Abwechslung. Wer jedoch wirklich vertieft arbeiten möchte, kann sich helfen: Für das konzentrierte Büffeln oder Schreiben gibt es zahlreiche Apps, welche für bestimmte Zeit das Smartphone blockieren oder einschränken, ohne dass es physisch an einem anderen Ort liegen muss (z. B. 8 Advanced Study Tips).

Verbote und Gebote

In einer Befragung des Centrums für Hochschulentwicklung stimmten 59 Prozent der Hochschullehrenden der Aussage zu, dass Studierende mobile Geräte gut während der Veranstaltung einsetzen könnten. Gleichzeitig sind 90 Prozent der Auffassung, dass die Nutzung von mobilen Geräten die Ablenkung erhöhe (vgl. Monitor Digitale Bildung 2017). Der Umgang mit diesen Befunden ist unserer Erfahrung nach vielfältig: Die Ansätze reichen von Dozierenden, welche die Verantwortung klar in die Hände der Studierende legen bis zum strikten Verbot von Smartphones im Unterricht. Dies inspirierte uns, im Rahmen eines Workshops an der Tagung Lehren und Lernen nah am Menschen – oder sind wir schon digital? der Frage nachzugehen, ob es eine Netiquette – also ein Set von Benimmregeln – für den Umgang mit digitalen Medien an der Hochschule brauche. Die nachfolgend verlinkten Seiten beinhalten verschiedene Ressourcen, Hinweise und Beispiele, etwa zum Thema Achtsamkeit oder Rechtliches und Sicherheit.

Smartphones in der Lehre nutzen

Setzen Sie die Smartphones Ihrer Studierenden für mehr Interaktion im Unterricht ein! Mit einem Classroom Response Tool lassen sich Quizfragen oder Abstimmungen erstellen. Online-Pinnwände eignen sich für anonyme Brainstormings zu einem Thema. Etwas aufwändiger sind ortsgebundene Lerntouren, welche der Orientierung und Information dienen: Die Studierenden scannen QR-Codes im physischen Raum und bearbeiten ein Thema im virtuellen Raum. Als Produktionswerkzeug lassen sich Smartphones auch für die Erstellung von Podcasts oder Videos nutzen, welche die Studierenden beispielsweise in ihr E-Portfolio einbinden können.

Wofür nutzen Sie Smartphones im Unterricht? Teilen Sie unserer Blogleserschaft Ihre Nutzungsszenarien mit!

Smartphone-Nutzung aus Studierendensicht

Smartphone-Nutzung aus Dozierendensicht

Beitrag von Urban Lim und Lisa Messenzehl


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