Die Sprache der Zahlen

Sprache und Zahlen sehen viele als Gegensatz: hier die Sprach-, dort die Zahlenmenschen. Die einen reden und schreiben, die anderen rechnen und zeichnen Grafiken. In der Wirtschafts- und Finanzkommunikation aber greifen diese Zeichenwelten eng ineinander.

von Marlies Whitehouse, Wissenschaftliche Mitarbeiterin und Generalsekretärin am Departement Angewandte Linguistik der ZHAW

Da fast alle beruflich und öffentlich verhandelten Themen auch mit Zählbarem, mit Ressourcen, mit Geld zu tun haben, prägt das Zusammenspiel von Wörtern, Bildern und Zahlen relevante Diskurse. Und das geht ans Lebendige.

Ein Beispiel: Wer nicht versteht, was die Medien über die Wirtschaft berichten und was die Finanzwelt selbst mitteilt und worüber sie schweigt, verpasst Chancen, aus seinem Geld das Beste zu machen. Das gilt nicht nur für Anleger, das gilt für alle. Geld brauchen wir alle zum Leben, auch bei Krankheit und im Alter, wenn kein Lohn mehr fliesst. Wer nicht haushalten kann, ist nicht nur selbst arm dran, sondern fällt auch der Gemeinschaft zur Last. “Financial Illiteracy”, die Unfähigkeit, Finanzzusammenhänge zu verstehen, kommt die Gesellschaft teuer zu stehen.

Wie also die Zahlen und Wörter in der Wirtschafts- und Finanzkommunikation ineinander greifen und wie das Zusammenspiel verständlicher gestaltet werden kann, hat ein Symposium am Weltkongress der AILA (International Association of Applied Linguistics) in Rio de Janeiro gezeigt: “The language of numbers. Understanding financial communication from an applied linguistics perspective”. Forschende aus Europa, den USA und Lateinamerika haben sprach- und finanzwissenschaftliche Perspektiven diskutiert und Ansätze für eine weitere Zusammenarbeit festgelegt.

Diese Zusammenarbeit soll nun systematisch fortgesetzt werden, in einem neuen AILA-Forschungsnetzwerk zu Sprache und Multimodalität in der Finanzkommunikation. Beteiligt als Gründungsmitglieder sind 36 ExpertInnen aus 15 Ländern. Sie arbeiten an Hochschulen, in der Sprach- und der Finanzwirtschaft sowie in Institutionen von Forschung und Entwicklung wie etwa dem Xerox Research Centre Europe.


Vom IAM mitgewirkt am Symposium hat Marlies Whitehouse, die auch das Forschungsnetzwerk gründet, zusammen mit Alexander Laskin (US) und Rudi Palmieri (UK).


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