Eine britisch-französische Co-Leitung ist für das IUED Institut für Übersetzen und Dolmetschen genau das Richtige. Alice Delorme Benites und Chantal Wright sind als Übersetzerinnen in vielen Sprachen und Kulturen zu Hause. Und: Sie repräsentieren mit ihrem Fokus – Maschinelle Übersetzung und Literarisches Übersetzen – zwei sich optimal ergänzende Positionen in der Branche. Professionelle mehrsprachige Kommunikation braucht Technologie und Kreativität. Woher sie kommen und welche Ziele sie am IUED verfolgen im dreisprachigen Interview.
Autorin: Christa Stocker
Seit Oktober 2022 führen Alice Delorme Benites und Chantal Wright in einer Co-Leitung das IUED Institut für Übersetzen und Dolmetschen der ZHAW. Passend zur Ausrichtung des IUED haben sie ihre kulturellen Wurzeln nicht in der Schweiz, sondern in Frankreich bzw. in Grossbritannien und Irland. Und: Mehrsprachig sind sie als Übersetzerinnen sowieso. Alice Delorme Benites übersetzt aus dem Deutschen, Englischen und Portugiesischen ins Französische, Chantal Wright aus dem Französischen und Deutschen ins Englische.
Wer sind sie? Wie sind sie als Co-Leiterinnen gestartet? Was sind ihre Ziele für die Zukunft des IUED? Das erfahren wir in diesem Interview und auch, wie sie als Co-Leiterinnen zusammenarbeiten.
Doch aufgepasst! Für das Interview braucht es Französisch- und Englischkenntnisse. Es folgt dem Muttersprachenprinzip. Das heisst, wir lernen die beiden Co-Leiterinnen nämlich weitgehend in ihren Muttersprachen kennen. Denn auch in den Studiengängen des IUED wird nach dem Muttersprachenprinzip gearbeitet: Sprachen lernen die Studierenden nämlich ausschliesslich bei Muttersprachler:innen.
Chantal Wright und Alice Delorme Benites: Würdet ihr euch bitte vorstellen – persönlich und beruflich? Woher kommt ihr?
Alice Delorme Benites : J’ai grandi à Lyon, où j’ai découvert la traduction au hasard d’un cours de latin. Un vrai coup de foudre ! J’ai donc étudié les langues étrangères appliquées en France puis en Allemagne. J’ai ensuite mené de front deux carrières : une carrière pratique de traductrice professionnelle et une carrière académique en linguistique appliquée. Ces deux axes se sont rejoints lorsque je suis entrée à l’IUED !
Chantal Wright: I was born and raised in Manchester, England and I am both an Irish and a British national. I studied at the universities of Cambridge and East Anglia and I am a literary translator as well as being an academic. I live in lovely Winterthur with my husband, who is a novelist, and two recently acquired Swiss kittens, Pep and Yoko. My career, and in particular the fact that I speak two languages in addition to my mother tongue, has taken me around the world. I’ve been lucky enough to live and work in Germany, Austria, Canada, the USA, the UK and now Switzerland.
Wie sind eure ersten drei Monate als Co-Leiterinnen des IUED verlaufen?
Chantal Wright: The IUED is home to talented teachers, researchers and professional services staff from across the globe. The environment is multilingual and weltoffen, and I already feel at home here. The co-directorship with Alice is working really well. I am impressed on a daily basis by her enthusiasm, energy and vision. It is great to be able to bounce around ideas for the strategic direction of the Institute together.
Alice Delorme Benites : Un vrai tourbillon ! Je connaissais bien l’institut, puisque j’y enseigne depuis 2013. La co-direction me permet de mettre toutes mes expériences passées à profit. De nombreux défis sont au rendez-vous, mais on tient bon !
Welche Prioritäten habt ihr euch in eurem ersten Jahr fürs IUED gesetzt?
Alice Delorme Benites : Très clairement : mieux faire connaître nos points forts, notre Bachelor en communication multilingue et ses débouchés si nombreux. De nombreuses personnes pensent désormais que le monde n’a plus besoin de professionnel.les des langues. Mais le nombre incroyable d’offres d’emploi leur donne tort ! Mon objectif pour 2023 est de leur montrer qu’étudier les langues (et leurs technologies) chez nous est la clé pour une carrière riche et passionnante.
Chantal Wright: This spring we are launching our schools initiative, IUED@school. We’ll be offering workshops on topics such as subtitling, interpreting, machine translation and creative writing to schools across the canton and beyond. The idea is that pupils get to know the IUED and find out what is involved in a career in the language industry. We will also be making some changes to our BA and MA curricula so that we keep pace with and even anticipate changes in the booming language industry.
Ihr seid aus Frankreich bzw. Grossbritannien in die Schweiz gekommen. Alice Delorme Benites, was überrascht dich auch nach mehreren Jahren in der Schweiz immer noch? Chantal Wright, was sind deine ersten Eindrücke von der Schweiz?
Alice Delorme Benites : En tant que Française, qui vient d’un pays très centralisé, je suis fascinée par les cantons suisses. Il y en a tellement par rapport à la taille du pays, ils sont parfois divisés en demi-cantons, et ils sont si autonomes ! Pour moi, même après dix ans passés ici, c’est toujours source d’émerveillement.
Chantal Wright: It’s beautiful here, and the Swiss are incredibly polite. On the negative side, I’ve lived in quite a few countries, and I’ve never seen such a complicated recycling system!
Kürzlich wurde am Departement Angewandte Linguistik das Wort des Jahres Schweiz gewählt. Welches ist euer persönliches Wort des Jahres 2022?
Chantal Wright: A German word: Aufbruch! Ein grosser Umzug, eine neue Stelle, neue Herausforderungen und Horizonte. [Chantal Wright ist im September 2022 für ihre Stelle als Co-Leiterin des IUED von Stratford-upon-Avon nach Winterthur gezogen, Anm. der Red.]
Alice Delorme Benites : Mon mot de l’année 2022 était «défi», sur un plan personnel. En effet, en 2022, j’ai d’abord obtenu la toute nouvelle chaire de Communication humain-machine, que je dois donc encore construire et établir au sein de l’institut. Et ensuite, c’est l’année où j’ai pris la co-direction de l’institut – en me lançant donc le défi d’endosser des responsabilités très importantes à mes yeux.
Ihr habt die Leitung des IUED als Team übernommen. Warum braucht es genau euch als Co-Leiterinnen des IUED?
Alice Delorme Benites: Chantal bringt eine solide Erfahrung in Führungs- und Managementaufgaben…
Chantal Wright: …und Alice kennt die Sprachindustrie und die entsprechende Bildungslandschaft. Auch wissenschaftlich ergänzen wir uns gut.
Alice Delorme Benites: Chantal bringt Expertise im Kreativen mit – im Schreiben, Übersetzen usw. –, was für die Arbeit in Kommunikationsberufen unabdingbar ist. Ich befasse mich mit den Sprachtechnologien.
Wie arbeitet ihr in der Co-Leitung des IUED zusammen?
Chantal Wright: Im Leitungsbüro wird Deutsch gesprochen, um die sprachliche entente cordiale zu bewahren! Deutsch ist unsere «Arbeitssprache», in der wir beide gleichberechtigt sind. Wir teilen uns die verschiedenen Aufgabengebiete auf: Alice ist primär für die Forschung zuständig und ich für die Lehre, zum Beispiel. Wir tauschen uns ständig aus. Die Zusammenarbeit ist in dieser Einarbeitungsphase besonders intensiv. Wir lernen uns ja nicht nur als Arbeitskolleginnen, sondern auch als Menschen erst kennen.
Welche Ziele verfolgt ihr fürs IUED?
Chantal Wright: Wir möchten Menschen ausbilden, die das technische Know-how im Umgang mit künstlicher Intelligenz mit menschlicher Kreativität und Feingefühl verbinden.
Alice Delorme Benites: Forschung, Praxis und Lehre greifen am IUED hier ineinander. Konkret heisst das: Wir erforschen emergente Praktiken der mehrsprachigen Kommunikation mit Blick auf die Zukunft. Wir erleben in unserer Übersetzungstätigkeit die neusten Entwicklungen der Branche. Und diese Erkenntnisse aus Forschung und Praxis fliessen direkt in die Ausbildung der Sprachprofis von morgen – unserer Studierenden im Bachelor Mehrsprachige Kommunikation und in den Mastervertiefungen Fachübersetzen und Konferenzdolmetschen.
Chantal Wright: Und wir dürfen nie vergessen, dass mehrsprachige Kommunikation – Kommunikation über die Grenzen unterschiedlicher Sprachen und Kulturen – ein menschliches Bedürfnis ist. We need to talk to each other!
Das IUED Institut für Übersetzen und Dolmetschen ist das Kompetenzzentrum der ZHAW für Mehrsprachigkeit und Sprachmittlung in Ausbildung, Weiterbildung, Forschung und Dienstleistung.
Mit dem Bachelor Mehrsprachige Kommunikation und den Vertiefungen Fachübersetzen und Konferenzdolmetschen des Masters Angewandte Linguistik bietet das IUED eine kohärente, praxisorientierte Ausbildung für zukünftige mehrsprachige Kommunikationsexpert:innen.
Das IUED ist ein Institut mit internationalem Ruf. So ist es Mitglied prestigeträchtiger internationaler Netzwerke wie CIUTI und EMT und steht in engem Austausch mit Instituten und Universitäten im In- und Ausland.