Vom Studium in die Barrierefreie Kommunikation: Ein Alumniporträt

Sara Anzevino hat Mehrsprachige Kommunikation studiert. Mittlerweile ist sie als Fachspezialistin für Barrierefreie Kommunikation tätig und absolviert den Master Angewandte Linguistik. Im folgenden Alumniporträt teilt sie ihre Beweggründe, Herausforderungen und Erfahrungen, die sie auf ihrem Weg durchs Studium und in die Berufswelt begleitet haben. Sie erzählt, wie sie sich für den Studiengang entschied, was sie aus ihrer Studienzeit mitgenommen hat und wie sie nun in ihrem Beruf mit Leidenschaft daran arbeitet, Kommunikation für alle zugänglich zu machen.

Autorinnen: Sara Anzevino und Kyra Jetzer

Was hat dich dazu bewogen, den Bachelor Mehrsprachige Kommunikation zu wählen?

Ich habe einen Infoabend besucht. Die Möglichkeit, mehrere Sprachen zu studieren bzw. in mehreren Sprachen zu studieren, hat mich überzeugt.

Weshalb hast du dich für die Vertiefung Multimodale Kommunikation entschieden?

Ich mag Technik und arbeite lieber für mich bzw. nach eigenem Zeitplan. Ich sah in der Vertiefung MMK bessere Chancen, um später einmal eine Stelle zu finden, bei der ich nach meinen Wünschen arbeiten kann.

Gab es besondere Projekte oder Module, die dir besonders in Erinnerung geblieben sind?

Kein Spezifisches – es ist leider schon eine Weile her. Aber ich fand die Module der Audiovisual Translation (AVT) immer sehr interessant und lehrreich.

Die Audiovisual Translation befasst sich mit der Übersetzung von Inhalten – beispielsweise bei Filmen, Serien etc. Die wichtigsten Formen des audiovisuellen Übersetzens sind:Untertitelung: Dabei wird gesprochener Text in geschriebene Form gebracht und auf dem Bildschirm angezeigt. Dies ermöglicht es, die Originalsprache zu hören und gleichzeitig die Übersetzung zu lesen.Synchronisation: Hierbei wird der Originalton durch eine übersetzte Sprachfassung ersetzt, wobei darauf geachtet wird, dass die neue Sprachversion möglichst synchron zu den Lippenbewegungen und der Mimik der Schauspieler:innen verläuft.Voice-Over: Dabei wird der Originalton leiser abgespielt, während die übersetzte Version von einer oder mehreren Sprechern darüber gesprochen wird. Dies ist oft in Dokumentationen oder Nachrichtensendungen zu sehen.Audiodeskription: Diese Methode ist speziell für Menschen mit einer Sehbehinderung gedacht. Dabei wird eine zusätzliche Tonspur bereitgestellt, die visuelle Elemente wie Szenenwechsel, Gestik oder Mimik beschreibt.

Welche Erinnerungen oder Erfahrungen aus deiner Zeit an der ZHAW sind dir besonders wichtig und warum?

Das erste Jahr war sehr streng. Das vergesse ich so schnell nicht mehr. Ich merkte dadurch aber auch, dass ich mehr schaffen kann, als ich selbst denke – wenn ich es wirklich will.

Leider fand die zweite Hälfte meines Studiums online statt, daher konnte ich das typische «Studentenleben» nicht so erleben – das ist etwas schade.

Wie hat das Studium dich auf deine Karriere vorbereitet und diese beeinflusst?

Durch die Module AVT bin ich auf die Barrierefreie Kommunikation aufmerksam worden. Es ist ein sehr wichtiges Thema und ich möchte mich auch in Zukunft für mehr Gleichberechtigung in diesem Bereich einsetzen. Deshalb habe ich auch den Master mit diesem (dazumal wählbaren) Schwerpunkt Barrierefreie Kommunikation gewählt.

Daher kann ich sagen: Ja, das Studium hat meine Berufswahl sehr beeinflusst – ich denke nicht, dass ich ohne Studium auf die Barrierefreie Kommunikation aufmerksam geworden wäre. (Anm. d. Red.: Die Barrierefreie Kommunikation ist im aktuellen Curriculum Teil des Kernstudiums, das alle Masterstudierenden absolvieren.)

Welchen Rat würdest du aktuellen Studierenden für den Einstieg in die Berufswelt geben?

Bewerbt euch auch auf Stellen, für die ihr nicht 100% qualifiziert seid. Oft bekommt man doch eine Chance auf ein Gespräch und kann dann persönlich vor Ort überzeugen.

Und hakt nach, wenn ihr im Bewerbungsprozess nichts mehr hört (auch wenn ihr denkt, ihr nervt).

Warum hast du dich für das Masterstudium entschieden?

Ich wollte generell noch einen Master anhängen und war froh, dass ich im Master Fachübersetzen auch Barrierefreie Kommunikation studieren konnte, denn reines Übersetzen (ohne Film dazu) ist nicht meine Lieblingsaufgabe.

Was umfasst deine tägliche Arbeit als Fachspezialistin Barrierefreies Angebot?

Bevor ich diese Frage beantworten kann, muss ich erklären, dass ich vor 2.5 Jahren bei SWISS TXT als Account Managerin begonnen habe – heute arbeite ich dort zu 60%. Ich vermittle Untertitel, Audiodeskriptionen, Übersetzungen etc. an interne und externe Kunden und erledige auch einige administrative Aufgaben. Zudem betreue ich mit drei Kolleginnen den LinkedIn-Account Accessibility and Translation von SWISS TXT und durfte auch schon ein Take Over des Instagram-Kanals des SGB FSS planen und durchführen.

Vor ein paar Monaten hatte ich dann die Chance, das Team des Barrierefreien Angebots von SRF bis mindestens Ende 2024 mit 20% zu unterstützen. Durch das tiefe Pensum bin ich jedoch immer noch in der Einarbeitungsphase und kann daher noch nicht von allen Tätigkeiten erzählen. Ich kann aber ein paar Beispiele nennen: Wenn beispielsweise für eine Sendung eine Gebärdensprachübersetzung aufgenommen werden soll, organisieren wir alles, um diese Aufzeichnung durchzuführen – zum Beispiel mit den Gebärdensprachübersetzer:innen (inkl. Maske und Kostüm) oder mit dem Studio. Nach den Aufzeichnungen sind wir dafür verantwortlich, dass die Sendung für Play SRF und / oder für die lineare Ausstrahlung bereit / veröffentlicht ist.

Ebenfalls organisieren wir Audiodeskriptionen. Hier bestimmen wir – in Absprache mit unserer Vorgesetzen – auch, wann welche Sendung ausgestrahlt werden soll. Darüber hinaus erhalte ich bald noch eine Einführung in Adobe Premiere, damit ich für die Sendungen auch Trailer schneiden kann.

Grundsätzlich helfe ich im Moment einfach dort aus, wo ich kann und es mich braucht.

Was motiviert dich in deinem Beruf und was treibt dich an, dich weiterhin in diesem Bereich zu engagieren?

Es motiviert mich zu wissen, dass das, was wir tun, wirklich jemanden helfen kann. Es ist ein Schritt weiter Richtung Gleichberechtigung.

Was bedeutet für dich Barrierefreie Kommunikation und warum ist sie deiner Meinung nach wichtig?

Ich denke manchmal darüber nach, wie es für mich wäre, wenn ich nach der Arbeit z.B. fernsehen wollte, aber in meinem eigenen Land das Gesagte (akustisch und / oder inhaltlich) nicht verstehen würde.

Da ich gerne Filme schaue, wäre das sehr frustrierend für mich. Daher möchte ich es anderen so einfach wie möglich machen, alles zu verstehen und an unserer Gesellschaft teilzuhaben.

Es ist meiner Meinung nach wichtig zu wissen, wie viele Personen tatsächlich mit einer Behinderung leben und welche Auswirkungen unsere (jetzige) Gesellschaft auf ihr Leben hat – wenn man das so sagen kann.

Mit unserer Arbeit können wir darauf aufmerksam machen.


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