Mein Praktikum als Fachperson Sprachförderung

Das vierte Semester verbringen die Studierenden im Bachelor Sprachliche Integration ausser Haus, in der Praxis. Alice Schnell zog es zum Verein Asyl Berner Oberland, wo sie während fünf Monaten im Alltag der Non-Profit-Organisation mitwirken durfte. Im Blog erzählt sie von ihren Erfahrungen, den Aufgaben im Praktikum und warum sie mitten im Studium noch den Profilschwerpunkt wechselte.

Autorinnen: Kyra Jetzer & Alice Schnell

Der Verein Asyl Berner Oberland (ABO) unterstützt Asylsuchende, anerkannte Geflüchtete, Schutzbedürftige und vorläufig Aufgenommene im Integrationsprozess und begleitet sie in- und ausserhalb der Kollektivunterkünfte. Eine wichtige Arbeit, die Alice bereits bei der Posterausstellung im Vorjahr direkt ins Auge gestochen ist. Damals stellte eine Kommilitonin im höheren Semester das Praktikum bei der Non-Profit-Organisation vor. Entschlossen bewarb sie sich darauf bei dem Verein und startete wenig später als Praktikantin im Bereich der Sprachförderung.

Wichtige Drehscheibenfunktion

Alice war schnell Teil des Vereins und dessen Arbeit und durfte bereits am zweiten Tag eine Sprachstandanalyse (SSA) durchführen. Dabei ermittelte sie mittels eines Einstufungstests die Sprachkompetenzen der Neuzugänger:innen und wies sie anschliessend geeigneten Deutschkursen zu. «Als Fachperson Sprachförderung (FaS) hat man eine Drehscheibenfunktion. Man ist im stetigen Austausch mit Freiwilligen, Kursanbietenden, Betreuenden und den Neuzugänger:innen, um die optimalen Voraussetzungen für den Sprachlernprozess zu gewährleisten», schildert Alice.

Besonders gut gefallen haben ihr auch die Einzelsettings. Dort begleitete Alice Personen mit besonderem Unterstützungsbedarf bei der Vorbereitung für die FIDE-Prüfung – einem offiziellen Test für Deutsch-Kenntnisse. «Hier war nicht nur meine Lehrkompetenz gefragt, sondern auch interkulturelle- und soziale Kompetenzen sowie Wissen über den FIDE-Test», erläutert sie. Sowohl hier als auch bei der Arbeit mit Personen, die das lateinische Alphabet noch nicht lesen und schreiben konnten, profitierte Alice von Materialien, Strategien und Links aus dem Studium.

Ein Highlight der Praktikumszeit bildete zudem die Austauschsitzung der Stadt Bern. Akteure von Bildungsinstitutionen, ehrenamtlichen Angeboten, zuweisenden Stellen und der Politik kamen zusammen und sprachen über das Thema «Sprache lernen – Sprache lehren. Wie viel Professionalität braucht es zum Erfolg?». «Es war sehr spannend, sich mit anderen Personen über die Rollen und Aufgaben von Freiwilligen und professionellen Kursanbietenden auszutauschen», erzählt Alice.

Vom Sprachbildungsmanagement zum Sprachcoaching

Vor Antritt des Praktikums hegte Alice Selbstzweifel und war sich nicht sicher, ob sie diesen Aufgaben gewachsen ist. «Ich merkte jedoch schnell, dass ich mir während dem Studium viel Wissen angeeignet habe und mich damit auch gut einbringen kann», führt sie aus.

Nach dem Praktikum hat Alice ihren Profilschwerpunkt von Sprachbildungsmanagement zu Sprachcoaching geändert. Ein Grund dafür sind die Einzelsettings: «Ich merkte, wie sehr mich die direkte Zusammenarbeit mit Menschen erfüllt. Es war schön zu erleben, wie mein Coaching den Menschen half, Fortschritte zu machen und das eigene Potenzial besser zu nutzen.» Neben dem persönlichen Kontakt sieht sie jedoch auch grössere Möglichkeiten, etwas in diesem Bereich zu bewirken und institutionell zu verbessern. Denn für Alice ist klar, dass es bei der sprachlichen Integration nicht nur um Sprachkenntnisse geht. Viele weitere Faktoren gehören zu einem Lernprozess und beeinflussen diesen.

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