KI ist ein Querschnittsthema, das verschiedene Bereiche in der Lehrer:innenbildung betrifft. Thomas Strasser von der PH Wien ist Medienpädagoge, Fachdidaktiker, Sprachlehrer, Lehrer:innenfortbildner und mehr. Im August war er zu Gast am ZHAW-Departement Angewandte Linguistik und nahm an der Internationalen Delegiertenkonferenz des Internationalen Deutschlehrerinnen- und Deutschlehrerverbandes teil. Im Interview spricht er nicht nur über KI im Unterricht, sondern auch über die Skills von Lehrenden.
Autorin: Bettina Sackenreuther
Interview
Welchen Mehrwert liefern sprachbasierte KI im Unterricht?
Anwendungen wie ChatGPT können einen Beitrag zum Lernpfad des Lernenden leisten. Die immer grösser werdenden Korpora ermöglichen eine Sprachstanddiagnostik. Basierend auf den Eingaben können solche KIs dann angepasste Übungen oder Szenarien entwickeln und auch individuelle Lern- und Lösungspfade vorschlagen. Ferner können automatisierte Korrekturmechanismen von KI übernommen werden.
Welche Fähigkeiten sind nötig, um KI im Unterricht zu verwenden?
Das ist ein Riesenthema: Es gibt schon sehr viele Modelle, die sogenannte AI literacies thematisieren. Ich würde aber generell vorsichtig sein: Es braucht meines Erachtens nicht ein weiteres Kompetenzmodell einer disruptiven Technologie, sondern vielmehr die Adaption bewährter Modelle. Sprachlehrkräfte brauchen vor allem Skills im Bereich der Informationskompetenz wie zum Beispiel Quellen reflektieren oder medienethische Implikationen erörtern. Also eine Art lexikalisch-instrumentelles Set, um mit Bots kohärent kommunizieren zu können, das heisst, gezielt Fragen nach Übungspraxen oder der Feedbackgebung zu stellen.
Wie sollten KI-Systeme in der Bildung von Lehrpersonen verankert werden?
Es braucht da weniger das Ausprobieren von netten Tools und Technologien als vielmehr eine Verankerung in den jeweiligen Disziplinen. Denn Digitalität und KI sind Querschnittsthemen, welche Pädagogik, Bildungswissenschaften, Psychologie oder auch Fachdidaktiken betreffen. Um aber auch die Relevanz und die Auswirkungen der Digitalität für Schule, Hochschule und Unterricht zu positionieren, braucht es Evidenzen: Wir müssen messen und belegen können, ob KI tatsächlich die viel gepriesenen Mehrwerte liefert. Leider überwiegen hier aber noch eher die anekdotischen und weniger die empirischen Evidenzen.
Thomas Strasser ist Professor für Fremdsprachendidaktik und technologieunterstütztes Lehren und Lernen an der Pädagogischen Hochschule Wien. An der Konferenz des Internationalen Deutschlehrerinnen- und Deutschlehrerverbandes sprach er darüber, «warum KI-Technologie im Sprachunterricht mehr mit Mindset als mit Technokratie zu tun hat».