Wer Energie sparen will, sollte dies vor allem zu Hause tun. Denn Kochen, Waschen, Heizen & Co. machen rund die Hälfte des gesamten Energieverbrauchs der Schweiz aus. Doch wie kann man Betriebs- und Haushaltsgeräte energieeffizient nutzen? Wir haben unterschiedliche Kommunikationsmassnahmen getestet. Warum nun gerade die Tipps der Nachbarn hilfreich sind, zeigt die vom Bundesamt für Energie BFE geförderte Studie «Energieoptimiertes Nutzen und Betreiben von Wohngebäuden» des Instituts für Angewandte Medienwissenschaft (IAM) der ZHAW und des Beratungs- und Forschungsbüros Intep.
Von Nadine Klopfenstein, Wissenschaftliche Mitarbeiterin, und von Nicole Rosenberger, Professorin und Leiterin des Forschungs- und Arbeitsbereichs «Organisationskommunikation und Management» am IAM Institut für Angewandte Medienwissenschaft der ZHAW.
In der Schweiz gibt es noch immer ein erhebliches Potenzial zur Reduktion des Energieverbrauchs. Eine neue Studie der ZHAW zeigt, der Schlüssel zum Erfolg ist es, Wissenslücken schliessen und damit eine effiziente Nutzung der Gebäude- und Betriebsgeräte ermöglichen. Dies gelingt aber nur, wenn die Wissensvermittlung auf die Bewohnerstruktur und die Kommunikationskultur der jeweiligen Liegenschaft zugeschnitten ist. Entscheidend ist denn auch das alltagsnahe und liegenschaftsspezifische Heranführen an die richtige Bedienung von Haushalts- und Betriebsgeräten, wie eine Befragung von und Gruppengespräche mit BewohnerInnen von drei unterschiedlichen Wohnüberbauungen zeigte.
Obwohl alle an der Studie beteiligten Personen in energieeffizienten Gebäuden wohnen, war der Energieverbrauch der Liegenschaften höher als erwartet und die Unterschiede markant. Der Grund: Fehlendes oder falsches Wissen über Energieverbrauch generell und die Gerätebedienung im Speziellen. Und noch etwas Weiteres zeigte die Befragung deutlich: Die Anleitungen für Haushaltsgeräte werden entweder nicht gelesen oder nicht verstanden.
Mit Kommunikationsmassnahmen Verhalten ändern
Wissen, wie man die eigene Lüftung oder Heizung richtig bedienen kann, aber auch erkennen können, falls sie ihre Funktion nicht korrekt erfüllt, kann massgeblich zum Energiesparen beitragen. Aus diesem Grund wurden in der Projektstudie «ZUMOD – Zusammenarbeit und Kommunikation: Energieoptimiertes Nutzen und Betreiben von Wohngebäuden» unterschiedliche Kommunikationsmassnahmen getestet, die den Energieverbrauch in Mietliegenschaften nachhaltig senken und die Zufriedenheit der BewohnerInnen steigern können.
Dazu wurde ein Managementmodell für die Zusammenarbeit und Kommunikation der verschiedenen Akteure entwickelt und verschiedene Kommunikationsansätze erprobt. So wurden Push-Informationen mit saisonalen Energiespartipps in Form von Plakaten und Postern in den Wohngebäuden angebracht und die BewohnerInnen wurden mit Hilfe von Datenvisualisierungen ihres Energieverbrauchs für das Thema Energiesparen sensibilisiert.
Tipps von NachbarInnen helfen nachhaltig
Eine Massnahme zeigte dabei besonders grosse Wirkung: Die Entwicklung einer Wohn-Community, welche die Werte für ein suffizientes – sprich nachhaltig energiesparsames – Energieverhalten teilt. Der Grundgedanke dahinter ist ganz einfach: Ausgesuchte, freiwillige VertreterInnen einer Wohngemeinschaft werden geschult, wie sie ihr Verhalten im Wohnalltag energieeffizienter gestalten können und geben ihr Wissen und ihre persönlichen Erfahrungen in regelmässigen Abständen an andere MieterInnen desselben Wohnkomplexes weiter. Dies führt nicht nur zu einer niederschwelligen Wissensvermittlung im Bereich Energie, sondern auch zu einem Austausch innerhalb der Community, bei dem Tipps und Tricks zur optimalen Bedienung von Geräten und Haustechnikanlagen ausgetauscht werden. Nach und nach wird dadurch die Community in Richtung suffizientem Energieverhalten gelenkt. Dies schafft einerseits eine Basis für energieoptimiertes Wohnen und andererseits eine soziale Kontrolle, welche den Druck erhöht, dem gewünschten energiesparsamen Verhalten nachzukommen.
Zum Projekt:
In der explorativen und interdisziplinären Studie ist am Forschungs- und Arbeitsbereich Organisationskommunikation und Management am Institut für Angewandte Medienwissenschaft zusammen mit Intep untersucht worden, ob und wie ein optimierter Austausch zwischen VerwalterInnen, BewirtschafterInnen und NutzerInnen von mittelgrossen Wohngebäuden in der Schweiz einen Beitrag dazu leisten kann, das Bewusstsein, die Kompetenz und die Motivation der NutzerInnen für energiesparsames Verhalten zu stärken. Dabei wurden gebäude- und bewirtschaftungstechnische Aspekte mit sozialpsychologischen und kommunikativen Faktoren verbunden. Das Projekt zielte darauf ab, für drei nach unterschiedlichem Standard (MUKEN 2008/2014, MINERGIE (-P/-A), Gebäude in 2000-Watt-Areal) gebaute Wohngebäude Ansätze für die Kooperation und Kommunikation der Akteure zu entwickeln, zu implementieren und zu evaluieren, und ist vom Bundesamt für Energie BFE gefördert worden.
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