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Sprachliche Integration in der Schweiz: Rückblick und Ausblick

Wo stehen wir in der Schweiz in Bezug auf die sprachliche Integration? Welche Projekte stehen an? Welche Herausforderungen erwarten uns? Über diese Fragen diskutierten Fachpersonen aus dem Bereich Deutsch als Fremd- und Zweitsprache am fünften DaZ-ExpertInnen-Forum.

Von Liana Konstantinidou, Co-Leiterin Institute of Language Competence und Andrea Zank, Leiterin Deutsch als Fremd- und Zweitsprache am ILC.

Früher Nachmittag an einem milden Novembertag an der ZHAW in Winterthur. In gelöster Atmosphäre treffen sich die Stakeholder und ExpertInnen aus dem Bereich sprachliche Integration in der Schweiz. Thema des diesjährigen DaZ-ExpertInnen-Forums ist das 10-jährige Bestehen des Rahmencurriculums für die sprachliche Förderung von Migrantinnen und Migranten. Die FachexpertInnen tauschen sich im Rahmen einer Podiumsdiskussion und drei Vorträgen aus verschiedenen Perspektiven aus.

Diskussionen über das Rahmencurriculum

Peter Lenz, Projektleiter am Institut für Mehrsprachigkeit, geht auf die Entstehungsgeschichte des Rahmencurriculums und die politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen ein. Dabei weist er auf eine zunehmende Problematik hin: Der Gemeinsame Europäische Referenzrahmen und seine Kompetenzstufen werden immer mehr im Zusammenhang mit dem Nachweis von sprachlichen Kompetenzen verwendet. Dabei sind einige Sprachprüfungen kaum validiert und bei Neuentwicklungen sind sich die finanzierenden Behörden der spezifischen Anforderungen im Rahmen der Testentwicklung nicht unbedingt bewusst. Danach stellt Ernst Maurer, Vertreter der Geschäftsstelle fide, das fide-System als gesamtheitliches Konzept zur Sprachförderung von Migrantinnen und Migranten in der Schweiz vor. Er zeigt die Komplexität des fide-Förderansatzes auf – in einem Land, in dem die sprachliche Integration mehrsprachig sein muss.

Qualifizierung für den Beruf

Liana Konstantinidou schlägt den Bogen zur Qualifizierung von Sprachkursleitenden im Integrationsbereich. Sie zeigt, wie die Forderungen des Rahmencurriculums nach einer Professionalisierung umgesetzt werden. Die Anforderungen an die Kursleitenden sind zwar gestiegen, jedoch wurden bis jetzt keine verbesserten Arbeitsbedingungen erreicht. Auch die Qualifizierung für den Beruf scheint noch wenig standardisiert zu sein: Welche Kompetenzen sind notwendig, um als “reflective practitioner ” im immer komplexeren Kontext der sprachlichen Integration zu handeln? Wie die ZHAW hier Verantwortung übernimmt, verdeutlicht Liana Konstantinidou, indem sie die Inhalte und die didaktischen Prinzipien des neuen Bachelorstudiengangs Sprachliche Integration skizziert.

Viel Dialog und Engagement

Die verschiedenen Standpunkte zum Thema sprachliche Integration werden besonders in Pausengesprächen und in der von Ursula Stadler Gamsa moderierten Podiumsrunde sichtbar: ExpertInnen diskutieren über die Bedeutung des Rahmencurriculums für die Praxis. Spannend ist dabei zu hören, wie Lehrende und Lernende sprachliche Integration erleben und die Einschätzung der VertreterInnen von Bund und Kantonen ergänzen. Die Podiumsteilnehmenden sind sich einig, dass das Rahmencurriculum zur Professionalisierung beigetragen hat. Dennoch sind auch negative Effekte zu beobachten, wie z.B. der hohe Druck auf kleine Institutionen, der durch Submissionsverfahren entsteht. Auch die Gefahr einer Instrumentalisierung des Sprachunterrichts im Interesse von Wirtschaft und Employability wird diskutiert.

Grosser Handlungsbedarf besteht noch in Bezug auf die Anstellungsbedingungen von DaZ-Lehrpersonen. Auch soll die Sprachförderung in der beruflichen Bildung verbessert werden. Die ExpertInnen sind sich einig: Es braucht weitere Entwicklungen in Bezug auf die sprachliche Integration von Migrantinnen und Migranten in der Schweiz.

Mit Inspiration in die Zukunft

In einer inspirierenden Abschlussrede greift der Direktor des Departements Angewandte Linguistik Daniel Perrin verschiedene Voten des Nachmittags auf und beendet das Forum mit drei Fragen: Was läuft eigentlich bereits gut? Was nicht? Und was könnte gemeinsam noch getan werden, damit es besser läuft? Diese Fragen regen die Diskussion in der Aula und beim abschliessenden Apéro an. Ideen werden konkretisiert: Zum Beispiel bildet sich spontan eine Gruppe, die sich im Rahmen des Arbeitskreis Deutsch als Fremdsprache für bessere Anstellungsbedingungen für Kursleitende einsetzen möchte.


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