Ein vielseitiger beruflicher Weg

Ursula Stadler ist Co-Leiterin des ILC Institute of Language Competence der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften. Bevor sie an der Universität Zürich Sinologie und Germanistik studierte, machte sie eine Ausbildung zur Primarlehrerin, arbeitete im Kanton Zürich und danach mehrere Jahre in Unterrichtsprojekten in Asien. In ihrer heutigen Tätigkeit werden viele der in verschiedenen Ausbildungen und beruflichen Funktionen erworbenen Kompetenzen vereint.

von Cornelia Berthold-Meister, erschienen im Perspektiven-Heft «Asienwissenschaften und Orientalistik», Verlag SDBB, 2019

Auf einer einjährigen Weltreise ist Ursula Stadler auch nach China gekommen, die chinesische Sprache und Schrift haben sie sogleich fasziniert. Sie sah, dass an einer chinesischen Universität Deutschlehrer gesucht wurden und liess kurzerhand ihre weiteren Reisepläne fallen, schrieb sich als Studentin ein und unterrichtete Deutsch. Später leitete sie in Nordpakistan im Rahmen eines zweijährigen Projekts einer englischen Nichtregierungsorganisation (NGO) eine Dorfschule. Erst mit 28 Jahren begann Ursula Stadler mit dem Sinologiestudium und schloss dieses nach fünf Jahren Studium in Zürich, Genf und Wuhu (Anhui, China) ab. Sie ist bis heute begeistert, dass sie einen Text mit solch komplexen Zeichen und Satzstrukturen lesen und verstehen kann.

Weg zur jetzigen Tätigkeit

Ursula Stadler hat viele verschiedene Tätigkeiten ausgeübt und Aus- und Weiterbildungen gemacht wie beispielsweise als Schulleiterin und im administrativen Bereich. Zudem unterrichtete sie Deutsch als Fremdsprache und war als Übersetzerin aus dem Chinesischen tätig. Direkt nach dem Lizenziat in Sinologie zog sie aus familiären Gründen mit einem ein Monat alten Kind nach Oxford. Zurück in der Schweiz arbeitete sie Teilzeit als Sekundarlehrerin, weil sich diese Anstellung mit drei kleinen Söhnen gut kombinieren liess. Damals rechnete sie nicht damit, wieder in einem Hochschul-Umfeld tätig zu sein. Nach einigen Jahren bewarb sie sich als Dozentin für Deutsch am Departement Angewandte Linguistik der ZHAW, wurde später Leiterin des Sprachenzentrums und der Weiterbildung ihres Zentrums und ist heute Co-Leiterin des Instituts ILC.

Arbeitsalltag

Das Aufgabenportfolio von Ursula Stadler ist breit, ein Grossteil der Aufgaben ist strategischer und organisatorischer Natur, dazu kommen viele Mitarbeitergespräche und Teamsitzungen. Als Co-Leiterin hat sie zum Ziel, den Mitarbeitenden ein attraktives Arbeitsumfeld zu bieten und das Institut weiterzuentwickeln. Zurzeit steht das Studiengangprojekt im Zentrum, es geht darum, einen Bachelorstudiengang im Bereich «Sprachliche Integration – Deutsch als Fremd- und Zweitsprache» zu entwickeln. Sie ist für die Entwicklung des Konzepts für den Studiengang mitverantwortlich; dabei geht es darum, Inhalte des Curriculums festzulegen, Gespräche mit potenziellen Arbeitgebern der Absolvierenden zu führen, finanzielle Aspekte zu klären oder ein attraktives Teilzeit-Modell zu erstellen. Des Weiteren gibt Ursula Stadler Weiterbildungskurse im Bereich «Berichte schreiben im sozialen Kontext» und sie unterrichtet in diversen Modulen, unter anderem für internationale Studierende im Bereich Interkulturelle Kompetenzen, aber auch im Bereich Kommunikationskompetenzen für Ingenieurinnen und Ingenieure. Besonders viel Freude macht ihr das Modul zur chinesischen Schrift. Neu plant sie zusammen mit einem Kollegen ein Forschungsprojekt im Bereich Gesprächsführung.

Chinesisch im Beruf und privat

Eigentlich arbeitet Ursula Stadler jeden Tag in irgendeiner Form mit ihren erlernten Studieninhalten, sei es auch nur, um Texte zu schreiben und zu redigieren. Die chinesische Sprache braucht sie selten ganz direkt, sie unterrichtet jedoch in einem Weiterbildungslehrgang zum Thema «Alphabetisierung im DaZ (Deutsch als Zweitsprache)-Unterricht» und zeigt am Beispiel der chinesischen Schrift, wie anspruchsvoll die Verbindung zwischen Hören und Schreiben sein kann. Zudem entwickelt sie zurzeit Modulkonzepte im Bereich Schriftlichkeit, Phonetik/Phonologie oder nichtindoeuropäische Sprachstrukturen, immer im Hinblick auf die Vermittlung von Deutsch als Fremd- und Zweitsprache. Im Zusammenhang mit dem Sprachenzentrum an der ZHAW ist sie auch mit Chinesisch-Dozierenden in Kontakt und vor einiger Zeit konnte sie eine Delegation chinesischer Deutschlehrerinnen und -lehrer im Departement Angewandte Linguistik begrüssen, was sie besonders freute.

Sie würde sich gern wieder mehr mit Chinesisch befassen, jedoch fehlt ihr im Alltag oft die Zeit, sich in ein Thema zu vertiefen. Vielleicht übersetzt sie wieder mehr, wenn sie einmal pensioniert ist. Sie bemüht sich immer wieder zu lesen, damit sie die chinesischen Zeichen nicht vergisst und manchmal schaut sie auch chinesische Filme.

Highlights und Herausforderungen

Für Ursula Stadler gibt es im Arbeitsalltag viele Highlights. Sie liebt es, Ideen zu entwickeln, Inhaltliches zu besprechen und besonders auch, Mitarbeitende darin zu unterstützen, eigene Ideen umzusetzen und motiviert zu arbeiten. Für sie ist es eine Herausforderung, eine gute Balance zu finden zwischen «Plattform» sein für eine Organisation und deren Mitarbeitende und gleichzeitig inhaltlich nicht den Faden zu verlieren in einer sich schnell entwickelnden Fachwelt. Forschungsmethoden im Bereich Angewandte Linguistik ändern sich rasch, so z.B. im Bereich Korpuslinguistik und Digital Linguistics. Sie hat nicht die Zeit, sich vertieft in diese Methoden einzuarbeiten, aber sie verfolgt die Entwicklungen mit Interesse. Eine wichtige Herausforderung sieht sie im Bereich Digitalisierung, da die diesbezüglichen Entwicklungen auch methodisch und didaktisch in Lehre/Studium neue Ansätze nötig machen.

Tipps fürs Studium

Wichtige Voraussetzungen für ein Studium der Sinologie sind Interesse an der chinesischen Sprache, an der Struktur und Schrift, aber auch an der ganzen Kultur inklusive Literatur, Geschichte sowie Wirtschaft und Politik. Dabei ist ein pragmatischer Zugang mit möglichst wenig «China-Verklärung» hilfreich. Zudem braucht es viel Durchhaltewillen, denn manchmal ist es frustrierend, dass man nach vielen Jahren immer noch kein Gespräch wirklich locker versteht und keine Buchseite so liest, dass man wirklich jedes Zeichen kennt. Zum Trost: Letzteres geht Chinesinnen und Chinesen oft auch nicht anders.

Quelle: Verlag SDBB, Perspektiven-Heft «Asienwissenschaften und Orientalistik» 2019, Autorin: Cornelia Berthold-Meister


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