Neben dem Bachelorstudium Kommunikation absolviere ich ein Praktikum beim Lokalfernsehen Televista in Wallisellen. Hier lerne ich das Handwerk von der Moderation bis zum Videoschnitt und erfahre, dass die Praxis ihren Reiz, aber auch ihre Tücken hat.
von Deborah Antonica, Studentin im Bachelor Kommunikation (JO17)
Seit März besuche ich ein einjähriges Praktikum als Videojournalistin bei Televista 8304, dem Lokalfernsehen von Wallisellen. Obwohl im zweiten Semester noch kein Praktikum obligatorisch ist, finde ich es sinnvoll, die erlernte Theorie gleich auch in der Praxis anzuwenden. Die Theorie in der Praxis umsetzen – welche Überraschung, das habt ihr hier sicher noch nie gelesen. Dieser oft wiederholte Satz wird meines Erachtens aber eben doch sinnvoll, wenn es sich, wie beim Journalismus, um ein Handwerk handelt.
Meinen ersten Einsatz hatte ich zusammen mit meinem Ausbilder, Christian «Chrigel» Dubs, beim Tag der offenen Tür des Curling Centers Wallisellen. Gleich zu Beginn drückte er mir unser wichtigstes Werkzeug in die Hand und nach einer Einführung in die Funktionen der Kamera durfte ich auch gleich loslegen. Die Curler glitten über das Eis und das Filmen ging mir scheinbar leicht von der Hand. Geschichten mittels Bildern zu erzählen hat für mich etwas sehr Sinnliches und gefiel mir auf Anhieb. Doch am Schnittplatz beim gemeinsamen Visionieren fielen uns bald auch die Fehler auf. Und sogar den Ein-/Aus-Knopf hatte ich verkehrt angewendet. Toll. Anfängerfehler. «Das passiert dir genau einmal», meinte Chrigel und sollte Recht behalten.
Lokalfernsehen als Verein
Die Televista ist ein Verein bestehend aus langjährigen und passionierten JournalistInnen, die es auch in ihrer Freizeit und nach der Pensionierung nicht lassen können, ihr Können dem lokalen Publikum zur Verfügung zu stellen. Sie versorgen die Gemeinde Wallisellen schon seit über 20 Jahren mit Informationen und Geschichten aus der Region. Aktuell besteht das Redaktionsteam aus Mitgliedern des Vereins, zwei festangestellten Journalisten, darunter mein Ausbilder, und mir. Bei grösseren Produktionen wie Musikanlässen kommt ein Kamerateam von bis zu zehn Leuten zusammen. Der Verein fördert junge JournalistInnen und bieten jährlich Praktikumsstellen an. Finanziert wird er über die Mitgliederbeiträge, den jährlichen Beitrag der politischen Gemeinde Wallisellen und die Einnahmen aus Werbung und Sponsoring.
Moderieren als Kür
Im Austausch mit meinen KommilitonInnen hatte ich nie das Gefühl, dass ich Mühe hätte, vor Leuten zu sprechen. Doch beim Training zur geführten Reportage im Studio merkte ich plötzlich, wie ich neben mir stand. Die Sätze im Kopf kamen plötzlich nicht mehr aus mir herausgesprudelt und ich spürte plötzlich den Druck des Ausgestellt-Seins. Obwohl mir bewusst war, dass es bei einer Anmoderation nichts zu verlieren gab, merkte ich, dass ich Angst vor der Selbstdarstellung hatte.
Am Tag meiner ersten Reportage über meinen Lehrgang an der ZHAW in Winterthur stieg meine Nervosität trotz des intensiven Trainings abermals und erreichte ihren Höhepunkt beim Gespräch mit der Dozentin für Medienlinguistik Alexandra Gnach. Dabei wäre es schön gewesen, etwas professioneller zu wirken. Geschnitten hat den Beitrag Chrigel, was ich auch besser fand. Mein nervöses Gezappel hätte ich am Schnittplatz kaum ausgehalten.
Mit jedem Interview nimmt die Nervosität ab. Mit jeder Frage habitualisiere ich meine Gestik und Fragetechnik. Die Auftrittskompetenz, die bei anderen so leicht aussieht, soll geübt sein. Kürzlich bin ich zum Schluss gekommen: «Ich muss es einfach machen, dann läuft es besser.» Und da sind wir wieder: Beim Motto «von der Theorie zur Praxis».
Auf das noch ausstehende Modul «Auftreten und Präsentieren» im dritten Semester bin ich schon sehr gespannt. Auch bei Televista werden wir neben der thematischen Entfaltung und den technischen Grundlagen der Kamera die Moderation noch vertiefen. Darauf freue ich mich besonders.
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