Mehr als nur lustig: Satire im Journalismus

Es gibt Menschen, die nicht mehr die Tagesschau, sondern Giacobbo&Müller schauen, um sich über das aktuelle Zeitgeschehen zu informieren. Ersetzen demnach Satiresendungen allmählich journalistische Angebote? Was kann denn Satire besser als der Journalismus, und wo sind ihre Grenzen? Diese Fragen diskutierte ich letzten Dienstag mit 25 Mitgliedern der Trägerschaft ZH/SH der SRG im Seminar „Mehr als nur lustig: Satire als Chance zur Vermittlung journalistischer Inhalte“.

von Dr. Guido Keel, Geschäftsführer und Dozent am IAM

Als Journalismusforscher interessiert mich das Thema seit Jahren brennend, und nicht nur mich: An wissenschaftlichen Konferenzen diskutieren inzwischen Forschende aus aller Welt genau diese Fragen. Im Seminar gingen wir die Fragestellung aus zwei Perspektiven an: Meiner wissenschaftlichen Sichtweise stellten wir die Ansichten von Viktor Giacobbo gegenüber, einem Praktiker mit jahrzehntelanger, vielschichtiger Erfahrung in Sachen Satire. Im Gespräch mit ihm wurden unter anderem die Unterschiede sichtbar zwischen dem logischen, systematischen Vorgehen des Wissenschaftlers, der Satire und Humor literaturgestützt erklären kann, und des Praktikers, der vieles nach Gefühl macht und gerade deshalb gute Satire macht, weil er sie nicht konstruiert.

Für das Publikum lieferte der Abend Inputs aus der Wissenschaft und Praxis zu Bedeutung und Funktionsweise von Satire im Journalimus, und dabei wohl auch die Erkenntnis, dass es keine einfachen Antworten auf die Fragen gibt, was Satire genau zu leisten vermag und wo die Grenzen der Satire liegen.

Der Kurs für die SRG fand zum dritten Mal statt. Diese Veranstaltungen ermöglichen es mir einerseits, besser zu verstehen, wie interessierte TV-ZuschauerInnen über Satire denken und was sie von Satire in den Medien erwarten. Andererseits ist es auch spannend, das eigene theoretische Wissen über Satire mit den Sichtweisen des Praktikers zu vergleichen, eigene Erkenntnisse bestätigt zu finden und andere weiter zu differenzieren. Diese Kurse und Seminare sind, wie Satire, mehr als nur lustig. Aber lustig sind sie auch. Was will man mehr.


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