• Impressum
  • Über uns
Wissen, was Kommunikation bewegt

Ein Blog der ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften

-->

Browsing Tags MAS in Communication Management and Leadership

Neue Blicke auf die Klimapolitik

Posted on 19. Februar 2018 by harz

Eine Diskursanalyse als Beispiel für den Brückenschlag zwischen Theorie und Praxis im politischen Kontext.

von Martina Novak, Leiterin Politik swisscleantech und Absolventin des CAS Politische Kommunikation am IAM

Klimapolitik bewegt – nicht nur die Gesellschaft und die Politik, ganz aktuell auch unseren Wirtschaftsverband swisscleantech. Mit der Revision des CO2-Gesetzes geht die Beratung dieses für uns hochrelevanten politischen Geschäftes im Jahr 2018 in die entscheidende parlamentarische Phase. Als ich im Herbst 2017 im Rahmen des CAS Politische Kommunikation zum ersten Mal von den Ansätzen der Diskursanalyse hörte, war für mich sofort klar: Im Rahmen meiner Transferarbeit würde ich das im Kurs erworbene Wissen für die Analyse des gegenwärtigen klimapolitischen Diskurses anwenden. Damals ahnte ich noch nicht, welch neuen, für unsere politische Arbeit aufschlussreichen Einblicke mir meine Transferarbeit in den Klimadiskurs gewähren würde.

Von der Theorie zu praktischen Erkenntnissen für die politische Arbeit
Die Diskursanalyse ist ein Verfahren, welches zur systematischen Untersuchung von Diskursen, sprich den Grundlagen, Prozessen und Erzeugnissen gesellschaftlicher Verständigung, dient. Mittels der Diskursanalyse lassen sich Diskurse nach spezifischen Elementen untersuchen. Das Verfahren ermöglicht die Dekonstruktion von Diskursen nach zugrundeliegenden Themen, Argumenten, Wertungen und sinngebenden Narrativen (sogenannten Storylines). Mit Ansätzen der Diskursanalyse machte ich mich also auf, Muster im gegenwärtigen klimapolitischen Diskurs in der Schweiz zu ergründen. Persönlich wollte ich dadurch ein Verständnis für die zugrundeliegenden Storylines gewinnen. Beruflich erhoffte ich mir, Schlüsse hinsichtlich der Kommunikation zur bevorstehenden Beratung des CO2-Gesetzes – und letztlich der Verbesserung unserer eigenen Botschaften – ziehen zu können. Als Untersuchungsgegenstand dienten in erster Linie Antworten verschiedener Akteure betreffend die Vernehmlassung des Bundesrates zur Klimapolitik der Schweiz nach 2020.

Obschon das Datenkorpus einen kleinen Ausschnitt aus einem Ausschnitt – nämlich ausgewählte Antworten aus der „Vernehmlassung zur Schweizer Klimapolitik post 2020“ – des Klimadiskurses zeigt, konnten einige grundlegende Tendenzen identifiziert werden. Die Untersuchung zeigt beispielsweise, dass ökonomische Aspekte den Diskursausschnitt dominieren. Zudem wird ersichtlich, dass Befürworter einer ambitionierten Klimapolitik mit diversifizierteren Diskurselementen arbeiten: so ist die Themenvielfalt grösser und die Bandbreite der Argumente weiter als die der Gegner. Die Gegner andererseits arbeiten dafür innerhalb einzelner Themenkategorien differenzierter. So ist beispielsweise die argumentative Stützung ökonomischer Aspekte breiter aufgebaut. Zudem weisen die Storylines der Gegner Ähnlichkeiten auf, was grösseren Wiedererkennungswert bedeutet und auf mögliche Diskurskoalitionen hindeuten könnte. Von Emotionalisierung und Auffälligkeiten machen ebenfalls die Gegner stärker Gebrauch. Auffällig ist zudem, dass es einige konfligierende Themen gibt. So ist beispielsweise die Frage, ob eine ambitionierte Klimapolitik zu Wettbewerbsvor– oder –nachteilen führt, höchst umstritten.

Diskursanalyse: durch systematische Aufschlüsselung zur objektiveren Reflexion
Die Transferarbeit im Rahmen des CAS Politische Kommunikation bietet die Möglichkeit für einen Brückenschlag zwischen der Theorie und der eigenen Arbeitspraxis. Die Diskursanalyse ist ein spannendes Instrument für Untersuchungen im politischen Kontext: Mir hat sie geholfen, ein besseres Verständnis für vorherrschende Muster im gegenwärtigen klimapolitischen Diskurs zu gewinnen. Bei der Diskursanalyse liegt der Schwerpunkt auf der systematischen Kategorisierung von Mustern anstatt beispielsweise auf der Inhaltsanalyse von Argumenten. Damit ermöglicht sie einen Perspektivenwechsel und objektivere Reflexion – und nicht zuletzt eine kritische Auseinandersetzung mit der eigenen Arbeit. Die Erkenntnisse meiner Transferarbeit dienen nun als Grundlage unserer weiteren Analyse des Klimadiskurses und haben auch die Überprüfung unserer eigenen Botschaften veranlasst. Die Diskursanalyse haben wir damit als wertvolles Analyseinstrument ins Repertoire unserer politischen Arbeit aufgenommen.


21 AbsolventInnen mit CAS-Zertifikat
Kurz vor Weihnachten ist die 14. Durchführung des CAS Politische Kommunikation zu Ende gegangen. 21 Absolventinnen und Absolventen haben das IAM mit Zertifikat verlassen und – wie Martina Novak – neue Erkenntnisse in ihren Berufsalltag mitgenommen. Thema dieses CAS ist das strategische Management politischer Kommunikation. Der nächste Kurs startet am 17. August 2018.

CAS Politische Kommunikation: Infos und Anmeldung

Kursteilnehmende des CAS Politische Kommunikation 2017


Mehr zum Thema

And The Winnerin Is…

Posted on 18. Oktober 2017 by harz

Als ich im Büro in der Kaffeepause beiläufig erwähnte, dass mir ein Wochenende mit der Lektüre von drei Masterarbeiten bevorstehe, erntete ich mitleidige Blicke. Jemand fragte nach den Themen der Arbeiten und ich nannte Reputationsmanagement, Behördenkommunikation und Abstimmungskampagnen von Interessenverbänden.

von Stefan Hostettler, Stellvertretender Generalsekretär, Eidg. Justiz- und Polizeidepartement EJPD und MAS-Absolvent

Die Arbeiten sind im Rahmen des MAS in Communication Management and Leadership entstanden und ich wurde von der Studiengangleitung angefragt, bei der Auswahl der besten Leistung mitzuhelfen. Obwohl ich es zu Beginn als Pflichtlektüre empfand, bereue ich die investierten Stunden nicht. Im Gegenteil. Auf diesem Weg Einblick in die aktuellste Literatur und Forschung in der Kommunikationswissenschaft zu erhalten, war eine wahre Bereicherung.

Dass es kein Gewinner, sondern eine Gewinnerin sein würde, war von Beginn weg klar: Drei weibliche MAS-Absolventinnen standen auf die Shortlist. Wie wählt man aus drei ausgezeichneten Masterarbeiten die beste aus? Die Entscheidung war gar nicht so einfach, weil Sandra Eichenberger, Katharina Weber und Rebekka Colacicco gleichermassen spannende und interessante Untersuchungen* präsentieren konnten. Dennoch kann es nur eine Siegerin geben.

Was gab schliesslich den Ausschlag? Die Masterarbeit von Rebekka Colacicco über das Reputations- und Issues Management von Hochschulen stach einerseits durch den logischen Aufbau, einen ausgezeichneten Sprachstil sowie eine gute Leserführung heraus. Sie hat überzeugend dargestellt, wie die Hochschulen zwar ihrer Reputation grosse Bedeutung beimessen, aber gleichzeitig heikle Issues wie die finanzielle Transparenz tendenziell unterschätzen. Insbesondere gefiel auch die persönliche Reflexion der Autorin: Aufgrund der gemachten Erfahrungen wurde die Methodik systematisch hinterfragt und Verbesserungsvorschläge für eine nächste Arbeit dargelegt.

Stefan Hostettler überreicht Rebekka Colacicco den Columni-Check, der Preis für die beste MAS-Abschlussarbeit 2017 (Foto: Filip Dingerkus)

Als Mitglied der diesjährigen Jury durfte ich an der Diplomfeier nicht nur die Laudatio halten, sondern auch den Hauptgewinn in Form eines Checks im Wert von 1000 Franken – gesponsert von der Alumni-Organisation des IAM Columni – überreichen. Ich war dabei ebenso nervös, wie die drei Kandidatinnen der Shortlist. Das kann ich beurteilen, da ich als MAS-Absolvent im Vorjahr selbst in der gleichen Rolle war. Als alle Masterdiplome verteilt und die Leistungen der diesjährigen Absolventinnen und Absolventen von Annette Pfizenmayer und Markus Niederhäuser persönlich gewürdigt worden sind, durfte mit dem Nachtessen der gemütliche und lockere Teil der Diplomfeier eingeläutet werden, der für die letzten Gäste deutlich nach Mitternacht endete.

Was sind meine Erkenntnisse eines Abends mit alten CAS-Kolleginnen und Kollegen, mit vielen Anekdoten aus Beruf und Studium sowie den obligaten Gruppen-Selfies mit dem Egoshooter? Erstens: Man trifft sich viel zu selten in einem solchen Kreis, denn das Spass- und Kreativitätspotenzial ist fast unerschöpflich. Zweitens: Je später der Abend, desto wilder die Fotos. Drittens: Die Lektüre von Masterarbeiten hat zu unrecht einen schlechten Ruf. Das geballte Wissen, das in Masterarbeiten zusammengetragen wird, ist sehr gewinnbringend für Studierende, Kommunikationsfachleute und interessierte Laien und sollte öfters den Weg in die Praxis finden.


*Die drei MAS-Abschlussarbeiten der Shortlist

  • Colacicco, Rebekka: Reputationsmanagement und Issues Management an Schweizer Hochschulen
  • Weber, Katharina: Evaluation in der Behördenkommunikation
  • Eichenberger, Sandra: Einsatz und kommunikative Absichten von Schweizer Interessenverbänden auf Facebook vor der Abstimmung zu „Grüner Wirtschaft“ vom 25. September 2016

Mehr zu diesem Thema

  • Magische Momente und ein Diplom fürs Leben

Von wegen Vertrauenskrise!

Posted on 24. Juli 2017 by harz

Die Populisten machen es vor: In der politischen Kommunikation ist gut beraten, wer die Routinen, Selektionskriterien und Narrative der Medienschaffenden studiert und verinnerlicht. Der Nachrichtenfaktoren-Katalog von Winfried Schulz bietet dazu einen bewährten Orientierungsrahmen. Beim Nachrichtenfaktor „Stereotypie“ zum Beispiel zeigt sich in der Praxis: Je besser Informationen in die Deutungsmuster der Journalisten passen, desto eher werden sie aufgenommen und entsprechend interpretiert. Eine kritische Betrachtung.

von Michael Wiesner, Kommunikationsleiter economiesuisse und Gastdozent im CAS Politische Kommunikation am IAM

Für einen kurzen Augenblick stand die Welt Kopf. Und die Kommentatoren übertrumpften sich gegenseitig mit scharfsinnigen Analysen. Zum Beispiel der Chefredaktor der Aargauer Zeitung: Das «Nein» des Stimmvolkes zur Unternehmenssteuerreform III sei «Ausdruck eines folgenschweren Vertrauensverlustes». Das Vertrauen in «die da oben» sei auch hierzulande erschüttert. Und mehr noch als das Nein müsse der liberalen Schweiz diese zugrunde liegende Vertrauenskrise zu denken geben.

Der Chefredaktor der «Blick»-Gruppe sagte es volksnäher: «Das ist nicht nur eine Willensbekundung der Bevölkerung. Das ist ein Beben, ein Akt des Misstrauens, ein Aufstand gegen die Eliten!» Die Stimmbürger «haben dem gesamten bürgerlichen Establishment der Schweiz das Vertrauen aufgekündigt.»

Auch die «Neue Zürcher Zeitung» verortete das Abstimmungsergebnis im «argen Vertrauensverlust». Es offenbare einen Konflikt zwischen «denen da oben» und dem Mittelstand, liess Politologe Thomas Milic die «20 Minuten»-Leser wissen. Vorbei seien die Zeiten, in denen man der Wirtschaftselite blind Glauben schenkte.

Ein happiges Fazit. Immerhin ist Vertrauen in der politischen Kommunikation mehr als nur «ein Mechanismus zur Reduktion der Komplexität» (Luhmann). Das wäre bei dieser «wahrscheinlich kompliziertesten und am stärksten verästelten Gesetzgebung, die je in der Schweiz zur Abstimmung kam» (NZZ) aber schon viel gewesen. Vertrauen ist für politische Akteure gewissermassen das, was die Kapitalisierung für börsenkotierte Unternehmen bedeutet. Vertrauensverlust bedeutet für sie den Bankrott.

Zurück zu den Kommentatoren: Sie haben den Deutungsrahmen der Referendumsführer übernommen. Diese hätten die Vorlage als «Volk-Elite-Konflikt» aufgeladen, konstatierte das Forschungsinstitut Öffentlichkeit und Gesellschaft (fög). Deutungen dieser Art fielen bei den Medien auf fruchtbaren Boden; die Zeit dafür war günstig. Im Vorfeld der Abstimmung zogen auf dem internationalen Parkett zwei einschneidende Ereignisse die mediale und politische Aufmerksamkeit auf sich: der Brexit-Entscheid im Juni 2016 und die US-amerikanischen Wahlen fünf Monate später. Die Wahl Donald Trumps zum Präsidenten mag ein Misstrauensvotum gegen das Establishment gewesen sein, der Brexit ein Aufstand des Volkes gegen die Eliten. Aber die USA und UK sind nicht die Schweiz. Ein Faktencheck kann Klarheit schaffen.

War das Nein des Stimmvolks also Ausdruck eines generellen Verlustes des Vertrauens in Bundesrat und Wirtschaft? Nein, war es nicht. Sagt die Voto-Studie (ehemals Vox), die das Stimmverhalten nach der Abstimmung vom 12. Februar 2017 untersucht hat. Mitautor der Studie: der gleiche Thomas Milic, der noch einen Monat vorher von einem Elite-Basis-Konflikt sprach. Das allgemeine Vertrauen in den Bundesrat sei unter den Stimmenden nach wie vor (vergleichsweise) hoch und seit der ersten Voto-Erhebung vom September 2016 unverändert. Es habe zudem keine signifikante Rolle beim Stimmentscheid gespielt. Auch könne kaum von einem offenen Misstrauen gegenüber der Wirtschaft die Rede sein.

Zum gleichen Schluss kommt das Center für Security Studies der ETH Zürich. Es befragt die Bevölkerung jedes Jahr nach ihrem Vertrauen in die Institutionen. Ergebnis: Bundesrat und Wirtschaft stehen seit vielen Jahren relativ gut da. Nur Polizei und Gerichte geniessen ein noch grösseres Vertrauen. Der Wirtschaft vertrauen die Schweizerinnen und Schweizer heute mehr als vor 20 Jahren.

Entgegen den medialen Befunden ist das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in die Landesregierung und die Wirtschaft also durchaus intakt. Aber Vertrauen ist kein Geschenk, sondern eine Verpflichtung.

Übrigens: Am Ende der Vertrauensskala stehen mit deutlichem Abstand die politischen Parteien und die Medien. Hier ist das Vertrauen in den vergangenen 20 Jahren praktisch konstant (tief) geblieben.

Die Leistung der Medien sollte uns noch aus einem anderen Grund zu denken geben. Bisher galt: Je intensiver die Medien über ein Thema berichten, desto bedeutender ist es in der Wahrnehmung des Publikums. Das lehrt uns auch das Agenda-Setting-Modell. Im Fall der Unternehmenssteuerreform III hat es versagt. Vor der Abstimmung hat das Forschungsinstitut Öffentlichkeit und Gesellschaft (fög) in den Schweizer Medien 679 Beiträge zur Steuerreform gezählt –viele davon waren kontrovers und emotional aufgeladen. Zur Einbürgerungsvorlage, über die wir gleichzeitig abgestimmt haben, zählten die fög-Forscher nur 235 Beiträge. Die Steuerreform war für die Medien alsoklar bedeutender als die Einbürgerungsvorlage. In der Wahrnehmung des Publikums war es umgekehrt.

Traditionell gehört ja das kritische Hinterfragen von gängigen Denkmustern zu den unschätzbaren und unverzichtbaren Leistungen des unabhängigen Journalismus in der demokratischen Gesellschaft. Das Hinterfragen der eigenen Denkmuster sollte dabei nicht ausgespart bleiben.


Der CAS Politische Kommunikation am IAM schärft Wissen und Können für die Kommunikation von Behörden, Unternehmen, Verbänden, NGOs, Parteien und Medienredaktionen in der politischen Arena.

In diesem Zertifikatslehrgang lernen Sie, spezifische Situationen zu analysieren, Kommunikationsmassnahmen strategisch zu konzipieren und wirkungsvoll umzusetzen – unter Berücksichtigung der Herausforderungen der medialisierten Politik und der direkten Demokratie.

Online-Beratung, geht das?

Posted on 10. März 2017 by harz
von Sandro Küng, Co-Gründer von Kobenet* und Gastdozent im CAS Kommunikationsberatung

Zu den ersten Branchen, welche die Digitalisierungswelle erfasst hat, gehören Medien und Kommunikation. Der Beratungsmarkt scheint hingegen noch weitgehend analog zu funktionieren. Für den Berufsverband für Coaching, Supervision und Organisationsberatung BSO war ich in einer Projektgruppe damit beschäftigt, mir ein Bild über Beratungsplattformen im Markt zu machen. Zum Auftrag gehörte, deren Entwicklung abzuschätzen und Standardkriterien für qualitativ gute Online-Beratung zu definieren. Meine Aufgabe in der Gruppe war es zu prüfen, ob es möglich ist, dass der BSO selbst eine Plattform für Online-Beratung anbietet.

Nach ein paar Stunden Desktop-Recherchen über das vorhandene Angebot rieb ich mir die Augen. Erstens gibt es erstaunlich wenige Plattformen und zweitens lassen diese in puncto Benutzerfreundlichkeit und Anwendungsmöglichkeiten viele Wünsche offen. Die Schweizer Plattform ConsX bietet vorwiegend textbasierte Beratung an. Das deutsche Angebot CAI schien am weitesten entwickelt, mit einem Whiteboard, strukturierten lösungsorientierten Fragen im Chat mit Coachees, zudem bietet CAI Videotelefonie. Allerdings hatten wir in der Gruppe wiederholt technische Schwierigkeiten beim Testen der Plattform. Das knappe Angebot hat mich erstaunt, zumal Beratungskunden schon heute online nach Beratungsangeboten suchen. Doch woran können sie sich orientieren? Nicht alle wissen, dass der BSO ein Qualitätslabel entwickelt hat und auf seiner Website ein Mitglieder-Verzeichnis führt mit Profilen der Beratenden, welche alle die relativ hohen Qualitätsstandards erfüllen.

50’000 Coaches in DACH-Ländern
Viele Suchende landen schliesslich bei der deutschen Business-Plattform Xing, die als digitaler Megahub in Googles Suchtreffern weit oben rangiert. Diese startete 2015 die Beta-Version von XING Coaches mit 50.000 Coaches, die nach eigenen Angaben «grösste Coaching-Plattform im deutschsprachigen Raum». Xing hat dazu alle Profile, die beratungsrelevante Stichworte enthielten, auf Xing Coaches gelistet. Ausbildungen und Erfahrungen der “Coaches” spielten dabei keine Rolle.

Viele Beratende nutzen Online-Basismedien wie E-Mail, SMS, Skype, Facebook, Whatsapp, Google Hangout oder Slack. Das grösste Problem dabei ist, dass der Datenschutz meist komplett fehlt und die Beratung über verschiedene Kanäle unübersichtlich wird. Zudem ist damit zu rechnen, dass viele digitale Beratungs-Tools entwickelt werden, welche die Arbeit der Beratenden erleichtern und die Verschmelzung von Präsenz- und Online-Beratung vorantreiben werden. Professionalität und Prozessorientierung könnten in der Online-Beratung jedoch auf der Strecke bleiben, wenn das Silicon Valley die Regie übernimmt. Oder anders formuliert: Online-Beratung wird bereits jetzt vorwiegend von branchenfremden Akteuren gestaltet. Wohin das führt, zeigt uns das Beispiel Xing.

Suche nach geeigneter Plattform
Die zunehmende Mobilität und das Selbstverständnis der nachrückenden Generation, Dienstleistungen überall und jederzeit nutzen zu können, dürfte das Bedürfnis nach einer intuitiv zu bedienenden, sicheren Plattform bei Beratungsanbietern stark ansteigen lassen. Wenn eine Plattform in der Präsenz-Beratung eingeführt wird, ist der Schritt, eine Online-Plattform auch in der Distanzberatung einzusetzen, nur noch klein. Zu diesem Schluss kam zumindest die Projektgruppe des BSO. Aufgrund dieser Ergebnisse haben Webentwickler von Liip zusammen mit dem BSO einen Prototypen für eine intuitiv zu bedienende Beratungsplattform entwickelt. Nun prüft der BSO Wege, zusammen mit Partnern eine eigene Plattform zu entwickeln.

In wenigen Jahren könnte die Automation im Dienstleistungsbereich schon so weit fortgeschritten sein, dass strukturierte Prozesse automatisiert sein werden, auch solche von komplexeren Beratungsprojekten. Derzeit liefern sich die Grosskonzerne Apple, Google, Amazon, Microsoft, Samsung und Facebook ein Wettrüsten im Bereich künstlicher Intelligenz. Vor kurzem hat Googles DeepMind-Team zusammen mit der Oxford-Universität ein System erschaffen, das einem Menschen Worte und ganze Sätze von den Lippen ablesen kann – und zwar um 34,4% besser als ein menschlicher Profi. Google Executive Coach David Peterson prognostizierte am Coaching-Kongress in Olten 2016, dass die meisten Coaches in zehn Jahren durch künstliche Intelligenz abgelöst sein würden. Weitere Entwicklungen wie Gamification, virtuelle/erweiterte Realitäten (VR/AR), sowie Zero Interface sorgen für eine schrankenlose Zusammenarbeit mit digitalen Geräten. Dies mit dem Ziel, dass wir mit Geräten so kommunizieren können wie mit Menschen.

Der Markt an E-Coaching-Plattformen und -Werkzeugen wird sich rasant entwickeln. Das Angebot ist bereits heute vielfältig und kaum überblickbar. Im Rahmen der BSO-Projektgruppe haben wir alle uns bekannten Beratungsplattformen zu einer Umfrage eingeladen, um etwas Orientierung zu gewinnen (zum Ergebnis). Prof. Harald Geissler von der Helmut Schmidt Universität Hamburg gibt zudem in seinem Artikel auf der BSO-Website einen Überblick. Orientierung bietet auch das Praxispapier “Virtuelles Coaching” der Deutschen Gesellschaft für Personalführung DGPF.


*Sandro Küng ist Kommunikationsberater und hat den MAS Coaching und Organisationsentwicklung am Institut für Angewandte Psychologie der ZHAW abgeschlossen und ist BSO-Mitglied. Zusammen mit Peter Stücheli hat er 2015 das Kommunikationsberatungs-Netzwerk (Kobenet) gegründet.


Einblick in den CAS Kommunikationsberatung mit Absolventin Martina Bürge:

Zur Onlinebroschüre: www.zhaw.ch/cas-kommunikationsberatung

Dialog und Empathie: Was herausragende Kommunikationsberatung ausmacht

Posted on 1. Februar 2017 by harz
von Andreas Hugi, Gastdozent im CAS Kommunikationsberatung, CEO und Managing Partner von furrerhugi. und Präsident des Bundes der PR-Agenturen der Schweiz (BPRA)

Die Kommunikationsbranche ist seit Jahren von grossen Veränderungen geprägt: Die klassischen Disziplinen der Agenturen vermischen sich: Werbung, Public Relations und Marketingkommunikation buhlen um „content“: Der Meinungsmarkt (und damit die Arbeit der PR-Agenturen) nimmt jährlich zu, wohingegen die Kommunikation des Absatzmarktes immer mehr unter Druck gerät. Die PR-Agenturen haben in diesem „Kampf um den content“ aufgrund ihrer Kernkompetenz der Dialog-Kommunikation einen Heimvorteil, aber nur, wenn sie ihre Stärken der Bewirtschaftung und Zielgruppenfokussierung von content auch im digitalen Zeitalter ausspielen können. Gute Kommunikation war, ist und bleibt auch in Zukunft dialogisch. Das wissen PR-Agenturen nicht erst seit Social Media. Diese Kernkompetenz müssen PR-Agenturen als Stärke ausspielen können, neben dem qualitativ hochstehenden Kommunikations-Know-how, der Fähigkeit zur dauernden Weiterentwicklung von Tools und Prozessen sowie der intelligenten Nutzung ihrer Netzwerke.

Andreas Hugi

Die eigentliche Kür aber, die den Unterschied zwischen „verlängerter Werkbank“ und qualitativ herausragender Kommunikationsberatung ausmacht, ist die Empathie, die man seinen Kunden entgegenbringt sowie die Intelligenz, mit der man ihm begegnet. Nur auf dieser Basis kann Vertrauen entstehen. Besteht dieses Vertrauen und dieser Respekt, ist es möglich, dem Kunden und seinen Anliegen offen und ehrlich zu begegnen und als guter und intelligenter Sparring-Partner aktiv zu werden. Ein guter Sparring-Partner hat einen direkten Draht zu seinem Kunden und denkt mit ihm zusammen über den Tellerrand hinaus. Diese Empathie können Berater in ihrer Arbeit mit den Kunden aber nur einbringen, wenn sie in ihrer Agentur eine gemeinsame Kultur haben: Diese wird von Werten wie Fairness, Transparenz, Herzblut, Wissen, Teamarbeit und dem Willen zu Qualität und hochstehender Arbeit geprägt. Jede Agentur muss dauernd an ihrem „Agentur-Spirit“ arbeiten und das gemeinsame Verständnis dazu immer wieder neu definieren und verankern. In unserer Agentur finden oft rege Diskussionen darüber statt, ob dieses oder jenes „furrerhugi-like“ sei oder nicht. Solche Debatten sind für eine Agentur und ihre Kultur überlebenswichtig, denn eine Firmen-Kultur lässt sich nur beschränkt verordnen. Sie muss zusammen erarbeitet, diskutiert, gelebt und auch immer wieder neu erstritten werden.

Was in diesem Blogbeitrag nach PR-Sprech tönt, meine ich sehr ernst: Unsere handwerkliche Kommunikationsarbeit als „verlängerte Werkbank“, zum Beispiel das Schreiben von Medienmitteilungen, das Monitoring von Issues oder die Organisation von Events, wird je länger je austauschbarer und wir stehen damit in harter Konkurrenz zu effizienten und effektiven Anbietern aus Billiglohnländern und dem Trend zur Automatisierung von Kommunikationsleistungen. Die Fähigkeit, unsere Kunden nah, intelligent, vernetzt und authentisch – eben mit Empathie – beraten und begleiten zu können, wird künftig nicht nur über das Überleben unserer Geschäftsmodelle entscheiden, sondern auch über die Qualität hochstehender Unternehmenskommunikation.


Einblick in den CAS Kommunikationsberatung mit Absolventin Martina Bürge:

Zur Onlinebroschüre: www.zhaw.ch/cas-kommunikationsberatung
  • Folgen Sie uns

    • RSS Feed
    • Twitter
    • Facebook
    • YouTube
    • XING
  • Neueste Beiträge

    • Wie Kommunikation die digitale Transformation ermöglicht
    • Besuch einer Weltmarke
    • Die Macht der Gemeinschaft
    • Social Media Studie Schweiz 2018
    • Botschaften UND Daten: Kommunikation braucht Gleichgewicht
  • Neueste Kommentare

    • Lars bei And The Winnerin Is…
    • André Schibli (Studiengangleitung BA Kommunikation) bei Von der Radio-Praktikantin zur TV-Produzentin
    • Lukas Blatter bei Von der Radio-Praktikantin zur TV-Produzentin
    • Marco bei Online-Beratung, geht das?
    • Murat bei Virtual Reality – Teure Spielerei oder Storytelling mit Zukunft?
  • Kategorien

    • Allgemein
    • Gastbeiträge
    • Kommunikation erforschen
    • Kommunikation erleben
    • Kommunikation gestalten
    • Kommunikation studieren
  • Archiv

    • November 2018
    • Oktober 2018
    • September 2018
    • August 2018
    • Juli 2018
    • Juni 2018
    • Mai 2018
    • April 2018
    • Februar 2018
    • November 2017
    • Oktober 2017
    • September 2017
    • August 2017
    • Juli 2017
    • Juni 2017
    • Mai 2017
    • April 2017
    • März 2017
    • Februar 2017
    • Januar 2017
    • Dezember 2016
    • November 2016
    • September 2016
    • August 2016
    • Juli 2016
    • Juni 2016
    • Mai 2016
    • April 2016
    • März 2016
    • Februar 2016
    • Dezember 2015
    • November 2015
    • Oktober 2015
    • September 2015
    • August 2015
    • Juni 2015
    • Mai 2015
    • April 2015
    • März 2015
    • Februar 2015
    • Januar 2015
    • Dezember 2014
    • November 2014
    • Oktober 2014
    • September 2014
    • August 2014
    • Juli 2014
    • Juni 2014
    • Mai 2014
    • April 2014
  • Meta

    • Anmelden
  • RSS:
  • RSS
    ZHAW