von Dominik Véron, Master-Student am IAM
Anglizismen sind wunderbar. In der Schweiz werden so viele englische Wörter so selbstverständlich benutzt, dass sie nicht mehr besonders auffallen, wenn sie in (schweizer)deutschen Gesprächen eingesetzt werden. So wie “fuck”. So selbstverständlich, dass die rein digitale Newsplattform watson ihre erste gross angelegte Kampagne um dieses Wort herum baut. Watson präsentieren ihre News nämlich “unfucked”. Und laut Livio Dainese von Wirz “unfuckt” man etwas, wenn man etwas “richtet, das vorher schief oder eben fucked war”. Heisst das nun, dass der Tages-Anzeiger, die NZZ oder Blick “fucked” News präsentieren oder dass watson – woher sie ihre Nachrichten auch immer bekommen – die News zuerst richten müssen, bevor sie publiziert werden?
Da wir nun alle so gedankenlos mit “fucks” um uns werfen, ist es umso interessanter das Wort von einer anderen Seite zu betrachten. Ein Wort, das beispielsweise in der amerikanischen Öffentlichkeit als weiterhin so vulgär gilt, dass es im TV schön ausgepiepst wird und falls dies nicht geschieht eine mittlere Staatskrise auslöst und – wenn nachträglich auf Youtube publiziert – Millionen von Klicks generiert. Angesichts dessen unvorstellbar, dass Übersee eine News-Plattform mit diesem Ausdruck werben würde, auch wenn sie frech und provokativ wirken will.
In der Schweiz wäre dies wohl nicht mal gross anders. Es ist wohl realistischer, dass Stefan Klapproth eines Tages mit Glatze auftritt, als dass er absichtlich vor der Kamera “ficken” sagt (unabsichtlich hat er dies sogar bereits…). Watson kann nun noch so alternativ und modern wirken, der Claim würde niemals “#ungefickteNews” lauten. Die Absurdität wird einem erst nach der Übersetzung ins Deutsche klar. So oder ähnlich bescheuert muss sich das Ganze für jemanden mit Englisch als Muttersprache anhören.
#newsunfucked verwirrt und macht stutzig, aber wirkt nur nicht total bekloppt und vulgär, weil wir alle nicht besonders gut Englisch sprechen…
Dominik Véron ist Master-Student am IAM und Autor des Blogs Textbecken. |
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