• Impressum
  • Über uns
Wissen, was Kommunikation bewegt

Ein Blog der ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften

-->

Browsing Oktober, 2015

Eine Doppelstunde mit den Besten der Stunde

Posted on 27. Oktober 2015 by harz
von Pascal Tanner, Wissenschaftlicher Mitarbeiter Organisationskommunikation und Öffentlichkeit

Was macht gute Unternehmenskommunikation aus? Nach der jüngsten Vergabe des Swiss Award Corporate Communications hat der Forschungsschwerpunkt „Organisationskommunikation und Öffentlichkeit“ die Preisträger nach Winterthur eingeladen. In einer Doppelstunde der Vorlesung „Organisationskommunikation 1“ präsentierten die Besten der Stunde ihre Projekteingaben und dachten anschliessend laut über den Einstieg in die Berufswelt nach. Die Studierenden erhielten damit Einblick in die Best Practice der Schweizer Kommunikationsbranche.

Preisgekrönte Kommunikation am IAM
Zum elften Mal wurde dieses Jahr der Swiss Award Corporate Communications vergeben. Die Jury arbeitete unter dem Präsidium von IAM-Professor Peter Stücheli-Herlach. In der Laudatio zur Preisverleihung wurden zwei Eingaben als herausragend gewürdigt: Ein Hauptpreis ging an das Energieunternehmen Swissgrid für die Dialog-Kampagne zum Strategischen Netz 2025. Für die Jury des Awards galt diese Eingabe „als ein Paradebeispiel in Sachen Vernetzung “. Den anderen Hauptpreis verlieh die Jury an das Agentur-Tandem von Hej Creative und nik schwab communications, welches für Swiss Tennis eine Kampagne zur Förderung des Tennisnachwuchs‘ realisiert hat – dies, wie die Jury lobend bemerkte, mit stets „kritischem Blick auf das Verhältnis von Aufwand und Ertrag“.

Pascal Tanner

Pascal Tanner, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Angewandte Medienwissenschaft

Der Swiss Award Corporate Communications wurde dieses Jahr zum ersten Mal in exklusiver Branchen-Partnerschaft mit dem Berufsverband PR Suisse verliehen. Die Vernetzung mit dem Forschungsschwerpunkt Organisationskommunikation und Öffentlichkeit führte zu einer die Einladung der Preisträgerinnen in die Vorlesung. Irene Fischbach (Leiterin Unternehmenskommunikation bei Swissgrid) und Janine Widler (Mitbegründerin und Geschäftsführerin der Agentur Hej Creative) sprachen vor rund hundert Studierenden des ersten Bachelor-Semesters. Auch zu Gast war Daniel Bieri, Co-Veranstalter des Awards.

Kommunikationstheorie auf dem Prüfstand
Das für den Forschungsschwerpunkt zentrale Konzept des Corporate Public Storytelling baut auf zwei Grundannahmen auf. Einerseits wird damit die Art und Weise bezeichnet, wie Organisationskommunikation für Menschen erlebbar, verständlich und damit anschlussfähig wird: indem sie die Struktur und Dynamik einer Geschichte aufweist. Andererseits verweist dieser Ansatz auf die Tatsache, dass Organisationskommunikation stets unter den Bedingungen des öffentlichen Kommunizierens erfolgt und damit unter Bedingungen, die sich nicht kontrollieren lassen.

Diese beiden Aspekte spiegeln sich für die Kommunikationsleiterin von Swissgrid, Irene Fischbach, beim Erstellen eines Kommunikationskonzeptes in Form von zwei Grundsatzfragen: „Es ist wichtig, sich zu Beginn zu fragen: Was will ich sagen und was will ich damit erreichen?“ Kritisch für das Gelingen einer Kampagne sei in Anschluss an diese Feststellung vor allem der Bearbeitungsspielraum, den man „von oben her“ eingeräumt bekomme. Eine funktionierende und passgenaue Strategie könne nur dann entstehen, wenn der Kommunikation in einer Organisation ein hoher Stellenwert beigemessen werde –  „was weit über die reine Umsetzung von Massnahmen hinausgeht“. Janine Widler von Hej Creative teilt diese Einschätzung. Mit Blick auf ihre Erfahrung in der auftragsbasierten Strategieberatung bilanziert sie zudem, dass Mandate dann am erfolgreichsten seien, wenn sie gleichermassen „mutig konzipiert und sorgfältig umgesetzt sind und wenn die relevanten Zielgruppen als mündige, intelligente Menschen angesprochen werden“. Mit Blick auf unseren Theoriezugang lässt sich damit bilanzieren, dass ein gut austariertes Verhältnis zwischen Mut und Sorgfalt dazu beiträgt, dass eine Story ihren Weg zum Adressaten findet – trotz massenmedialer Eigendynamiken.

Neue und alte Konstanten
Diskutiert haben wir in der Vorlesung auch die – für unsere Studierenden wichtige – Frage, wie sich die Branche in naher Zukunft entwickeln könnte. Obwohl davon auszugehen ist, dass Organisationskommunikation in der Kommunikationsgesellschaft von morgen an Bedeutung gewinnen wird, heisst dies nicht, dass auch die Budgets ansteigen werden. Weder auf der Agentur- noch auf der Corporate-Seite. „Man kann mit ganz wenig Geld sehr gute Kommunikation realisieren, das wird so bleiben,“ stellt Daniel Bieri fest, der als Co-Organisator seit Jahren eine Vielzahl von Projekteingaben gesehen hat. Dennoch sei davon auszugehen, dass sich die bespielten Kanäle und Massnahmen in nächsten Jahren weiter ausdifferenzieren werden. Dies heisst für ihn vor allem, dass mehrere und sehr unterschiedliche Kanäle in die strategische Planung einbezogen werden müssen: „Bei der Vergabe des Awards spielt die Integration von Kommunikation eine immer wichtigere Rolle.“ Man habe die Bewertungskriterien des Awards in Zusammenarbeit mit der Jury und ihrem Präsidenten überarbeitet, um auch in Zukunft einen relevanten Beitrag zur Qualitätsdiskussion in der Branche leisten zu können.

Generation Praktikum?
Die aktuelle Bildungs- und Organisationssoziologie ist sich einig: Der Weg in die Berufswelt beginnt immer öfter mit einem Praktikum. Neu ist in diesem Zusammenhang die Tendenz, dass man als Praktikantin oder Praktikant für wenig Geld Arbeit leisten muss, die einem beruflich nicht unbedingt weiterbringt: „Gerade in der Welt der Grossagenturen ist diese Anstellungspraxis in Anbetracht des Kostendrucks leider bereits seit Jahren zu beobachten“, stellt Janine Widler fest. Studienabgänger würden erst als Praktikanten und dann als Trainees eingestellt, bevor sie eine Festanstellung erhielten. Irene Fischbach – die derzeit selbst einen Praktikanten beschäftigt – kann dieser Entwicklung wenig Gutes abgewinnen und gibt mit ihrer Anstellungspolitik aktiv Gegensteuer: „Wir achten darauf, dass wir angemessen fordern und fördern. Und in Phasen, in denen wir keine passenden Aufgaben anbieten können, beschäftigen wir schlicht und einfach keine Praktikanten“. Wie sich anhand der Berufsbiographie unserer Gäste jedoch aufzeigen lässt, stellt das Praktikum für den Einstieg in die Kommunikationswelt schon länger eine Grundkonstante dar. Irene Fischbach hat nach ihrem Jura-Studium über ein Traineeship in der Branche Fuss gefasst. Daniel Bieri war nach der Handelsschule zunächst als Assistent der Geschäftsleitung mit Kommunikationsfragen betraut worden. Und Janine Widler war nach dem Studium mehrfach als Praktikantin tätig: „Diese Phase des Berufseinstiegs ist eine einmalige Gelegenheit, um herauszufinden, in welcher Branche man gerne arbeiten möchte,“ sagt sie, „und um das Abenteuer mit dem Nützlichen zu verbinden. Ich habe dies getan, indem ich unter anderem in einer Agentur in Berlin und im EDA in Bern als Praktikantin tätig war,“ erklärte sie unseren Studierenden.



 

Wer studiert Kulturpublizistik und warum?

Posted on 21. Oktober 2015 by harz
von Redaktion, IAM

Am Mittwoch, den 18. November, findet an der ZHdK Zürcher Hochschule der Künste eine Infoveranstaltung zur Mastervertiefung Kulturpublizistik statt, einer Kooperation mit dem IAM. Die Gelegenheit also, hinter die Kulissen zu schauen und  Fragen zu stellen. Hier erzählen schon mal Fabienne Schmuki und Stephanie Rebonati, zwei Absolventinnen des IAM Bachelor Kommunikation und des ZHdK Master Kulturpublizistik, was sie heute tun und wie sie auf ihre Studienzeit zurückblicken.


Die Qualität von Popmusik

Fabienne Schmuki

Fabienne Schmuki

Popmusik hat einen niederschwelligen Zugang. Jeder und jede kann Musik machen, wodurch sich eine extreme Spannweite musikalischen Schaffens ergibt. Woran lässt sich Qualität also messen? Diese Frage beschäftigt mich – sei es bei der Beurteilung oder bei der Vermarktung von Musik.

Als Kommissionsmitglied des Zürcher Popkredits nehme ich viermal jährlich an einer mindestens zweitägigen Sitzung teil. Im Vorfeld hören sich alle fünf Kommissionsmitglieder die durchschnittlich über 50 Gesuche aus den Bereichen Jazz und Pop an und beurteilen deren Qualität. Dabei geht es beispielsweise um Innovation, Ambitionen und den Gesamtauftritt der Musikschaffenden. Die Fachkommission kommt dann zusammen, diskutiert und entscheidet, welche Bands oder KünstlerInnen in welcher Beitragshöhe unterstützt werden. Diese Diskussionen erfahre ich als unglaubliche Bereicherung.

Vieles, was ich dabei einbringe, habe ich im Arbeitsalltag beim Musikvertrieb und der Musikagentur Irascible Music gelernt. In einer Co-Geschäftsführung leiten wir unser zehnköpfiges Team gemeinsam, wobei mein Geschäftspartner für den gesamten Vertrieb zuständig ist und ich mich um die gesamte Promotion, das A&R, die Künstler- und Labelbetreuung kümmere. Wir erbringen Dienstleistungen für Bands der unabhängigen Schweizer Musikszene, wozu natürlich viel Musikhören und -beurteilen, aber auch Büroarbeit, Networking, Lobbying und der Dialog mit diversen Kulturinstitutionen gehören.

Am meisten schlägt mein Herz für die Arbeit mit den Musikschaffenden: Bands entdecken, kennenlernen, betreuen, beraten, vernetzen und natürlich Konzerte anhören – das sind für mich die Schokoladenseiten des Jobs. Beispielsweise haben wir im 2014 mit dem Electro-Pop Duo Wolfman eine sehr intensive Zeit verbracht. Die Band gab nach ihrem ersten Album Unified über 50 Konzerte; Sie bespielten grosse Bühnen in der Schweiz und in Deutschland, was für eine Schweizer Newcomer-Band beachtlich ist. Nun arbeitet Wolfman am zweiten Album. Solche Schritte mit einer zuerst noch unbekannten Band zu machen, ist mindestens so interessant wie der Umstand, dass Irascible Music an den Erfolgen von Grössen wie Sophie Hunger beteiligt ist.

Als ich mein Bachelor-Studium in Journalismus und Organisationskommunikation an der ZHAW abschloss, wollte ich unbedingt Journalistin werden. Nie hätte ich gedacht, dass mich ein Leben in der PR erfüllen würde. Ich betätige mich auch seit meinem Abschluss im Master Kulturpublizistik weiterhin als Publizistin, schreibe aber nur noch selten als Freischaffende für die NZZ oder die „Surprise„. Irascible Music füllt mich mehr als aus, und die Entwicklungen im Popmusik-Kontext bleiben spannend. Manchmal wünsche ich mir ein eigenes Medium – zum Beispiel einen Radiosender oder einen Blog – mit welchem wir guten Sound verbreiten könnten. Aber das ist zurzeit noch Zukunftsmusik.

Fabienne Schmuki, Jahrgang 1983, ist Absolventin Bachelor in Journalismus & Organisationskommunikation (ZHAW) und des Master Kulturpublizistik (ZHDK), Co-Geschäftsführung des Schweizer Independent Musikvertriebs Irascible und Kommissionsmitglied des Zürcher Popkredits. Sie schreibt als Freelancerin für diverse Print- und Onlinemedien.


Im Kosmos der Bücher

Stephanie Rebonati

Stephanie Rebonati; Foto: Filipa Peixeiro

Gestern feierten wir in der Edition Patrick Frey die Vernissage von «Falsche Fährten», dem neuen Buch von Künstler und ZHdK-Dozent Peter Radelfinger. Peter sammelt Texte und Bilder, die er in Zeitungen, Zeitschriften und im Netz findet. Es sind Gedichte, es sind Diagramme. Es können aber auch mathematische Formeln sein, Anzeigen für Herren-Pyjamas, auch viele Aufnahmen von Schimpansen und Gorillas. Dieses Künstlerbuch ist ein Monolith, ein 500-Seiten-Konvolut, der uns die Welt erklärt – die Welt aus der Sicht eines obsessiv sammelnden Künstlers. Von November bis April habe ich dieses Buch als Lektorin begleitet, was gleichermassen herausfordernd wie spannend war. Nun halten wir das druckfrische Buch in unseren Händen und diskutieren bereits über das nächste gemeinsame Projekt.

Erstmals in den Kosmos der Bücher eingetaucht bin ich während meines Praktikums beim selben Verlag. Später verbrachte ich einige Monate in New York, wo ich die Edition Patrick Frey an der „NY Art Book Fair“ vertreten durfte und als freischaffende Journalistin Texte für Tages-Anzeiger, SonntagsZeitung, Basellandschaftliche Zeitung und NZZ am Sonntag geschrieben habe. Von meinem Studium in Journalismus und von meiner Tätigkeit als freischaffende Schreiberin profitiere ich, wenn ich heute Vorschau-Texte für den Katalog des Kunstbuchverlags verfasse. Diese schreibe ich im Rezensionsstil, weil ich mich auch bei der Verlagsarbeit in der Rolle der Journalistin sehe – und weil Redakteurinnen und Redakteure, die hier unter anderem mein Publikum sind, werberische PR-Texte links liegen lassen.

Als freischaffende Journalistin schreibe ich vorwiegend über junge Frauen in der Kultur- und Kreativwirtschaft. Erst kürzlich habe ich für den Tages-Anzeiger ein Portrait über die Zürcher Regisseurin Rahel Grunder verfasst, die einen Dokumentarfilm über das traurige Schicksal von Emilie Kempin-Spyri, der ersten Anwältin der Schweiz, gedreht hat. Solche Frauengeschichten faszinieren mich einfach! Es klingt makaber, aber über Männer schreibe ich oftmals nur, wenn es sich um tote Künstler wie Ettore Sottsass oder Robert Mapplethorpe handelt.

Im letzten Halbjahr entstand „U-30“ des Schweizer Architektur und Designmagazins „Hochparterre“, das Heft erschien im Oktober. Das Team bestand aus einem Architekten, einer Textildesignerin, einem Grafiker und mir als Journalistin und Produzentin.

Aufgrund meines flexiblen Lebensentwurfes kann ich mich für solche einmaligen Projekte bewerben und sie passen zu meinem Interesse an Kultur und Gesellschaft. Alle Sachen, die ich mache sind inhaltlich verwoben, sie treiben mich an und bringen mich weiter. Mit meinem Label „Oh Johnny Zurigo“ lanciere ich demnächst neben neuem Schmuck meine erste Kissenkollektion.

Bis heute ist es für mich unvorstellbar einen Beruf erlernen und diesen dann zu 100% ausüben zu müssen. Die 60%- Anstellung bei Edition Patrick Frey, die Projekte und Aufträge als freischaffende Journalistin und mein Schmuck- und Textil-Label „Oh Johnny Zurigo“ – das alles ergibt für mich ein stimmiges Ganzes. Mein Leitmotiv: „Whatever works!“

Stephanie Rebonati hat an der ZHAW den Bachelor in Journalismus & Organisationskommunikation gemacht und 2013 den Master Kulturpublizistik abgeschlossen. Sie arbeitet beim Kunstbuchverlag Edition Patrick Frey, schreibt als freischaffende Journalistin für diverse Zeitungen und führt das Schmuck- und Texillabel „Oh Johnny Zurigo“.

Über das kollektive Ritual Diplomfeier

Posted on 16. Oktober 2015 by harz
von Hansjörg Enz, Dozent am IAM

„Darf ich Ihnen meine Mutter vorstellen?“, fragt eine Studentin. „Aber klar, freut mich!“ Und auch wenn sie sie mir nicht vorgestellt hätte, auf den ersten Blick wäre klar geworden, dass das ihre Mutter sein muss. Eine stolze Mutter. Eine der vielen stolzen Mütter, Väter, Geschwister, Freunde, die gekommen sind, um mitzuerleben, wie ihre Rebecca, ihr Simon den Casino-Saal als Studierende betritt und als Studierte mit einem Bachelordiplom in Kommunikation verlässt.

Und so treffen sie sich vor dem Casinotheater Winterthur, sind aufgekratzt, lachen, umarmen sich, wie jedes Jahr. Ich kenne ihre Gesichter, von wenigen die Namen, weil mein Namensgedächtnis nur noch schlechter wird. Ich habe sie immer wieder gesehen die letzten Jahre, im Unterricht, im Praktikum, in der Cafeteria. Vielleicht war ich sogar mitschuldig, dass die am IAM studieren konnten, vielleicht mussten sie bei mir zum Eignungstest antreten.

Aber etwas ist anders heute. Statt enge Jeans, Sneakers, die Haare ungekämmt nach langer Nacht, sind alle fein hergemacht. Die Herren in Anzügen, manche sogar mit diesen merkwürdigen Dingern um den Hals – Krawatten, dem wohl unnötigsten Kleidungsstück, das die Männerwelt erfunden hat. Und das nur, weil sich kroatische Soldaten im 17. Jahrhundert so etwas um den Hals gebunden haben, daher Kroate – Krawatte (so, da hat wieder mal der Dozent in mir durchgeschlagen). Und die Damen – ein herrlicher Anblick: wohlfrisiert, dezent geschminkt, in einem modischen Kleidchen und gar manche auf hochhackigen Schuhen. Und dann schadenfreut man sich schon auf den Moment, wo sie auf den hohen Absätzen die fünf Stufen erklimmen müssen, um auf der Bühne ihr Diplom entgegenzunehmen.

JODF15-001

Diplome holen und Lebenspartner finden
Und dann wird’s dunkel im Saal und das Ritual Diplomfeier nimmt seinen bewährten Gang. Auftritt Professor Daniel Perrin, Erfinder dieses erfolgreichen Studienganges. Bei der ersten Diplomierung vor über 10 Jahren trug er noch eine Spitzbubenfrisur, jetzt die angegrauten Haare zu einem Zöpfchen gebunden. Und er setzt an zu einer seiner gewähltwortigen Kurzansprachen, von denen man nicht weiss, sind sie gut geübt, so dass sie spontan erscheinen oder sind sie wirklich spontan. „Wie in der Vorlesung“, sagt Basil Höneisen, der Moderator des Abends neben mir. Er wird seine Sache sehr gut machen, ist ein Moderationstalent, eine Art unverbrauchter alpiner Sven Epiney, statt Tuxedo, brauner Kittel, statt aufgesetzter Fröhlichkeit (noch) ganz natürliches Auftreten, als hätte er schon immer da oben gestanden. Weiter so. Und es gibt noch weitere Moderationstalente auf der Bühne zu erleben am Abend, zum Beispiel Katharina Krämer, Co-Leiterin des Studienganges, die neckisch bemerkt, dass am IAM nicht nur Diplome geholt, sondern auch Lebenspartner gefunden werden. Sie spricht aus Erfahrung.

Vom Happy Jazz zu Skandal überall
Sie wird zusammen mit André Schibli die Diplome übergeben an 87 Studierende. Und auf der Bühne zwischen den Programmteilen immer wieder die Diplomband des Abends. Auch das hat sich entwickelt über die Jahre, ist zu einem Ritual geworden. In früheren Jahren hat die Combo eines ZHAW-Professors die Feier umrahmt mit Happy Jazz. Dann haben die Verantwortlichen gemerkt, dass das vielleicht nicht ganz die Musik ist der Leute, die auf der Bühne ihr Diplom erhalten. Und seither finden sich jedes Jahr ein paar Studierende zu einer Diplomband zusammen. Und sie interpretieren Songs, die sie gut finden. Ein Stück hat mich berührt. Freedom von Benjamin Siksou.

Ich habe das Glück gehabt, bald 65 Jahre in einem Land zu leben, wo wirklich Friede herrscht, wo die Menschen miteinander reden, gemeinsam Lösungen finden, wo lange Zeit keine Angst herrschte, sondern Vertrauen in die Konsensfähigkeit von Politik und Gesellschaft. Ich fürchte, dass sich das ändert. Es wird Angst gesät, es werden Schuldige gefunden, der Zusammenhalt, die Solidarität im Land nimmt ab. Der Journalismus spielt dabei eine wichtige Rolle. Ich habe mit der Diplomband eines meiner Lieder dargeboten „Skandal überall“. Es befasst sich mit der Art und Weise, wie Medien und Gesellschaft Non-Events wie die Selfies des Stadtpräsidenten von Baden zu Skandalen hochstilisieren. Sie werden von den Medien und dem Publikum eingehender diskutiert als wichtige Themen wie Familienpolitik, Migration oder unser Verhältnis zum Rest der Welt. Diskussionen darüber erschöpfen sich in Abwehr und Slogans wie „frei bleiben“.

Diplomfeier als kollektives Ritual
In solchen Zeiten ist es wichtig, Rituale zu haben wie solche Diplomfeiern. Denn Rituale sind für Übergänge immens wichtig – und zwar nicht nur kollektiv für den Zusammenhalt der Gemeinschaft, sondern auch für die Psyche des Einzelnen. Sie schaffen Nähe, Gemeinsamkeit, Orientierung im Umbruch, der Angst machen oder sogar eine Krise mit sich bringen kann. Diese klugen Worte stammen nicht vom mir, sondern von Professorin Birgitt Röttger-Rössler von der Freien Universität Berlin. Und ich zitiere sie gerne, weil sie mich daran erinnert, dass ich selber vor genau zehn Jahren an der FU Berlin an einer Diplomfeier teilnehmen durfte, die es mir ermöglicht hat, am IAM zu wirken.





Mehr zum Thema:
„Einmal Bordeaux-Diplomfeier JO11 retour, bitte“, von Rebecca Dütschler JO11
Magische Momente und ein Diplom fürs Leben, von Annette Pfizenmayer, Co-Leiterin MAS in Communication Management and Leadership

  • Folgen Sie uns

    • RSS Feed
    • Twitter
    • Facebook
    • YouTube
    • XING
  • Neueste Beiträge

    • Wie Kommunikation die digitale Transformation ermöglicht
    • Besuch einer Weltmarke
    • Die Macht der Gemeinschaft
    • Social Media Studie Schweiz 2018
    • Botschaften UND Daten: Kommunikation braucht Gleichgewicht
  • Neueste Kommentare

    • Lars bei And The Winnerin Is…
    • André Schibli (Studiengangleitung BA Kommunikation) bei Von der Radio-Praktikantin zur TV-Produzentin
    • Lukas Blatter bei Von der Radio-Praktikantin zur TV-Produzentin
    • Marco bei Online-Beratung, geht das?
    • Murat bei Virtual Reality – Teure Spielerei oder Storytelling mit Zukunft?
  • Kategorien

    • Allgemein
    • Gastbeiträge
    • Kommunikation erforschen
    • Kommunikation erleben
    • Kommunikation gestalten
    • Kommunikation studieren
  • Archiv

    • November 2018
    • Oktober 2018
    • September 2018
    • August 2018
    • Juli 2018
    • Juni 2018
    • Mai 2018
    • April 2018
    • Februar 2018
    • November 2017
    • Oktober 2017
    • September 2017
    • August 2017
    • Juli 2017
    • Juni 2017
    • Mai 2017
    • April 2017
    • März 2017
    • Februar 2017
    • Januar 2017
    • Dezember 2016
    • November 2016
    • September 2016
    • August 2016
    • Juli 2016
    • Juni 2016
    • Mai 2016
    • April 2016
    • März 2016
    • Februar 2016
    • Dezember 2015
    • November 2015
    • Oktober 2015
    • September 2015
    • August 2015
    • Juni 2015
    • Mai 2015
    • April 2015
    • März 2015
    • Februar 2015
    • Januar 2015
    • Dezember 2014
    • November 2014
    • Oktober 2014
    • September 2014
    • August 2014
    • Juli 2014
    • Juni 2014
    • Mai 2014
    • April 2014
  • Meta

    • Anmelden
  • RSS:
  • RSS
    ZHAW