Mit einem interaktiven Open House und einem festlichen Rückblick hat die ZHAW Hochschulbibliothek Winterthur ihr zehnjähriges Jubiläum gefeiert – und gleichzeitig gezeigt, wie sie sich weiterentwickelt: als offener Ort des Wissensaustauschs und der Partizipation.
Es ist kurz nach 16 Uhr, als sich eine Gruppe von Besucher:innen über einen Tisch voller bunter Lego-Steine beugt. Ein filigraner Turm wächst in die Höhe, daneben klebt ein Post-it mit der Aufschrift «Talk-to-me-Tisch» schief an einer Pinnwand. In der weiten Halle der ehemaligen Sulzer-Fabrik ist Gelächter zu hören. Es ist der Auftakt zum Jubiläumsfest der Hochschulbibliothek und ein Sinnbild dafür, was sie seit zehn Jahren ausmacht und in Zukunft noch mehr machen will: ein Ort sein, an dem Ideen entstehen und Menschen miteinander in Kontakt kommen.
Vor einem Jahrzehnt zogen die sechs Teilbibliotheken der ZHAW-Departemente in Winterthur zusammen und wurden zu einer grossen Bibliothek. Anlässlich dieses Jubiläums lud das Team zum Open House und anschliessenden Festakt ein. Der Anlass stand ganz im Zeichen der Interaktion, Partizipation und des gemeinsamen Feierns.
Partizipation sichtbar gemacht
«Partizipation bedeutet im Bibliothekskontext, Räume zu schaffen, in denen Menschen gemeinsam aktiv werden», sagte Gabriela Lüthi, Leiterin der Hochschulbibliothek, in ihrer Ansprache. «In der Lehre heisst das, dass Studierende nicht nur Inhalte konsumieren, sondern sie mitgestalten. Und in der Forschung, dass Wissenschaft sich öffnet – für andere Disziplinen, für die Gesellschaft, für neue Perspektiven.»
Was sie beschreibt, hatte sich beim Open House bereits manifestiert: Gäste von ausserhalb der Hochschule und Studierende entwarfen mit Collagen, auf Moderationskarten und durch Lego Serious Play ihre Visionen der Bibliothek von morgen. Die schriftlichen Inputs wurden mittels KI-Bildverfahren vom Bibliotheksteam visualisiert als eine wachsende Galerie der Zukunft.



Das Open House war interaktiv gestaltet: Besucher:innen beim Kreieren ihrer Vision einer Bibliothekszukunft; Fotos von Caroline Krajcir (2025).
Eine Sammlung von Zukunftsideen
Die Ideen, die entstanden, waren so vielfältig wie die Besucher:innen selbst:
Ein Creative Lab mit Tonstudio, Werkbank und Nähmaschine. Streicheltiere für kurze Pausen. Die Integration eines Hotels oder Trampoline für die aktive Erholung. «Talk-to-me-Tische» zum unkomplizierten Kennenlernen. Und allgemeinere Bilder: die Bibliothek als «Helferin beim Navigieren durch das Wissensmeer» oder als «Ort der Begegnung und des Machens – interdisziplinär und für alle Lebensphasen».
Währenddessen bewegten sich Besucher:innen durch die Halle, betrachteten die wachsende Ideensammlung und sprachen miteinander darüber, wie Bibliotheken in Zukunft aussehen könnten.
Rückblick: ein Umbauprojekt mit Strahlkraft
Räume – und besonders diese grosse Industriehalle – standen auch im Zentrum des Referats von Reto Schnellmann, dem ehemaligen Verwaltungsdirektor der ZHAW. Er war massgeblich am ambitionierten Umbau beteiligt, der nicht nur das Zusammenführen grosser Medienbestände, sondern auch die Gestaltung einer attraktiven Lernumgebung zum Ziel hatte.
Diese neue, im Dachgeschoss errichtete Lernlandschaft wurde weit über Winterthur hinaus bekannt. «Pilgerfahrten» von Bibliotheksexpert:innen seien damals keine Seltenheit gewesen, erinnerte Rudolf Mumenthaler, Direktor der Universitätsbibliothek Zürich, in seinem Input. Der Festakt in der umfunktionierten Lernlandschaft zeigte exemplarisch, wie diese Landschaft nicht nur zum Lernen, sondern temporär auch zu einem flexibel gestaltbaren Ort der Interaktion werden kann.

V.l.n.r.: Gabriela Lüthi (Leiterin ZHAW Hochschulbibliothek), Rudolf Mumenthaler (Direktor Universitätsbibliothek Zürich), Regula Jöhl (Rektorin ZHAW), Reto Schnellmann (ehemaliger Verwaltungsdirektor ZHAW); Foto von Caroline Krajcir (2025).
Bedeutung und Vernetzung
In ihrer Grussbotschaft hob Rektorin Regula Jöhl die Bedeutung der Hochschulbibliothek für die Wissensvermittlung hervor und dankte den Mitarbeitenden. Deren Portfolio sei breit gefächert: von Open Educational Resources und Open-Access-Förderung über Rechercheberatungen bis hin zu Schulungen.
Beim anschliessenden Apéro wurde sichtbar, wie stark die Bibliothek vernetzt ist und wie vielfältig ihre Anspruchsgruppen sind: Der Stadtpräsident war vor Ort, Vertreter:innen des Bibliosuisse-Vorstands und des Bibliotheksdienstleisters SLSP sowie zahlreiche Hochschulangehörige.
Zum Abschluss: Feierlaune und Balkan-Beats
Als die Band Sebass die Bühne betrat, verwandelte sich die grosse Halle im Erdgeschoss erneut – diesmal in einen Konzertsaal. Mit mitreissenden, aber auch nostalgischen Balkan-Klängen sorgte die weit über Winterthur hinaus bekannte Band zum Abschluss für Partystimmung.
Zehn Jahre nach dem Einzug in die ehemalige Industriehalle zeigte sich an diesem Tag besonders deutlich: Die Hochschulbibliothek ist nicht nur ein Ort des Wissens, sondern ein Raum der Begegnung, der Ideen – und der Zukunft.

Die Winterthurer Band Sebass machte die Bibliothekshalle zum Konzertsaal; Foto von Caroline Krajcir (2025).
Ein Beitrag von Dieter Sulzer.
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