Im Bereich des wissenschaftlichen Publizierens gibt es viele Jobs, die innerhalb der Forschungsgemeinschaft von den Forschenden selbst übernommen werden. Als Wissenschaftlerin oder Wissenschaftler kennen Sie viele dieser Aufgaben ganz aus der Nähe: Sie sind gleichzeitig noch Autor:in, Reviewer:in, Herausgeber:in. In diesem Blogbeitrag adressieren wir Sie in Ihrer Rolle als Herausgebende.
Sind Sie beispielsweise (Mit-)Herausgebende einer Zeitschrift oder einer Buchreihe? Sie möchten einen freien und einfachen Zugang ermöglichen? Möchten Sie versuchen Ihr Medium von der Paywall zu befreien und ausloten, wie die Transformation in ein Open Access-Modell gelingen kann? Oder vielleicht sind Ihre Zeitschriften oder Buchreihen bereits Open Access und Sie möchten lediglich die Abläufe professionalisieren, ohne lästige Publikationsgebühren auskommen oder einfach einmal ihre Optionen gemeinsam mit uns ermitteln? Dann melden Sie sich! Das Team Open Access lädt alle ZHAW-Angehörigen ein, zur Förderung von Publikationsprojekten und Initiativen im Bereich «Diamond» Open Access ins Gespräch zu kommen.
Diamond Open Access = keine Kosten für Publizierende
Im Diskurs um diverse Publikationsmodelle und den dahinterliegenden (teils auch fragwürdigen) Geschäftsmodellen gewinnt das sogenannte «Diamond Open Access» Modell immer mehr an Bedeutung. Bei diesem Modell stehen Publikationen weltweit frei im Internet zum Lesen und Herunterladen zur Verfügung. Weder muss das lesende Publikum für den Zugang, noch die Autorinnen oder Autoren für die Veröffentlichung ihrer Texte in die Tasche greifen. Mittlerweile werden in der «Directory of Open Access Journals» (DOAJ) über 12’000 qualitätsgeprüfte Fachzeitschriften verzeichnet, die von ihren Autorinnen und Autoren keine Publikationsgebühren verlangen.
Finanziert werden solche Medien häufig über Fachgesellschaften oder andere non-profit Organisationen, wie beispielsweise Vereine oder Bibliotheken. Überwiegend ausserhalb der grossen Verlagskonzerne wie Elsevier, Springer Nature oder Wiley publiziert, basieren sie auf dem meist unentgeltlichen Engagement einzelner Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.
Steiniger Weg zum Diamantstandard
Die umfassende, im letzten Jahr erschienene empirische Studie «OA Diamond Journals Study» hat gezeigt, dass die Betreibenden solcher Diamond Modelle vor eine Vielzahl von Herausforderungen gestellt sind. Diese betreffen administrative und juristische Fragestellungen, die langfristige und nachhaltige Finanzierung, Anforderungen an Reporting und Monitoring, die Einhaltung verschiedenster Standards (z.B. betreffend Metadaten oder Langzeitarchivierung) oder die Organisation der Workflows mittels geeigneter Tools (z.B. Tools zur automatisierten Erkennung von Plagiaten, Content Management Systeme und dergleichen).
Quellenangaben: Bosman, Jeroen, Frantsvåg, Jan Erik, Kramer, Bianca, Langlais, Pierre-Carl, & Proudman, Vanessa. (2021). OA Diamond Journals Study. Part 1: Findings. Zenodo. https://doi.org/10.5281/zenodo.4558704 Becerril, Arianna, Bosman, Jeroen, Bjørnshauge, Lars, Frantsvåg, Jan Erik, Kramer, Bianca, Langlais, Pierre-Carl, Mounier, Pierre, Proudman, Vanessa, Redhead, Claire, & Torny, Didier. (2021). OA Diamond Journals Study. Part 2: Recommendations. Zenodo. https://doi.org/10.5281/zenodo.4562790
Was wir als Hochschulbibliothek aus Studien wie dieser lernen, ist: Wollen wir eine gesunde, nachhaltige und diverse Publikationslandschaft erhalten (und erweitern), müssen wir Herausgebende bei der Bewältigung dieser Herausforderungen unterstützen.
Wie hilft die ZHAW?
Die Hochschulbibliothek unterstützte in der Vergangenheit bereits Herausgebende dabei, sich diesen Herausforderungen zu stellen, teils auch finanziell. Nun hat Gabriela Lüthi, Leiterin der ZHAW Hochschulbibliothek, den Aktionsplan für Diamond Open Access im Namen der ZHAW unterzeichnet. Der im Frühjahr 2022 veröffentliche Aktionsplan ist eine Initiative von Science Europe, cOAlition S, OPERAS und der französischen Nationalen Forschungsagentur (ANR). Er zielt darauf ab, ein nachhaltiges, gemeinschaftsorientiertes und von der Forschungscommunity selbst gesteuertes Ökosystem im Bereich des wissenschaftlichen Publizierens zu fördern. Der ZHAW Hochschulbibliothek ist es ein wichtiges Anliegen, Forschende beim Publizieren zu unterstützen. Mit der Förderung von vielfältigen Open Access Modellen innerhalb der Publikationslandschaft trägt sie ihren Anteil dazu bei.
Mit der Unterzeichnung positioniert sich die ZHAW als Unterstützerin von Publikationsmedien, die aus der Forschungscommunity selbst und aus eigener Kraft herausgegeben werden. Sie möchte in Zukunft vermehrt Herausgebende dabei unterstützen, den herausfordernden Betrieb eines Diamond OA-Publikationsmediums zu meistern. Wir kommen gerne mit Ihnen ins Gespräch – melden Sie sich bei uns unter openaccess@zhaw.ch.
Wissenschaftliche Publikationen sollen für alle öffentlich zugänglich (Open Access) sein. Um dieses Ziel zu unterstützen, findet jedes Jahr eine internationale Open-Access-Woche statt. In diesem Jahr organisieren die Bibliotheken der PHZH, ZHAW, ZHdK und HfH vom 24. bis 28. Oktober 2022 eine hybride Veranstaltungsreihe mit Lunch Lectures, einer Podiumsdiskussion und einem Netzwerktreffen. Dabei wird der inhaltliche Fokus auf nachhaltige Modelle für das Open-Access-Publizieren wie den sogenannten Grünen Weg und Diamond Open Access gelegt. Unser Highlight: die Podiumsdiskussion «Diamonds are our best friends? Auf der Suche nach nachhaltigen Open-Access-Modellen» im Eventspace Nüü am Mittwoch, 26. Oktober 2022, 16.30 bis 18.00 Uhr, mit anschliessendem Apéro. Weitere Informationen und Anmeldung zur Veranstaltung finden Sie auf der Webseite der PH Zürich.
Titelbild: «Schreiben Sie Den Text Auf Einer Schreibmaschine Neu» von Suzy Hazelwood, unter Pexels Lizenz
Ein Beitrag von Cara Kirschner.
Wo nicht anders genannt, steht dieses Werk unter Lizenz CC BY 4.0 ZHAW, Hochschulbibliothek (Stand 30.09.22).