Wer als Organisation im Gesundheitswesen erfolgreich bleiben will, sollte seine Fitness neu denken. Wirklich entscheidend ist die digitale Fitness. Doch viele Fragen sind offen: Wie trainiert man eine gesamte Organisation? Wie agil sind die Mitarbeitenden? Und wie setzen wir moderne Technologien geschickt ein?
Genau das misst der Digital Health Report 2025/2026 – mittlerweile der fünfte in unserer Reihe. Und ja: Wir haben erneut sehr genau hingeschaut, wie es um die digitale Zukunftsfähigkeit der Schweiz steht.

Ein Blick in die Ergebnisse – kompakt und überraschend
Der Report betrachtet die digitale Fitness von sechs Akteursgruppen: Apotheken, Arztpraxen, Krankenversicherern, Pharma-Industrie, Spitäler und Spitex. Das Buch orientiert sich an der MTDO-Logik (Mensch, Technologie & Daten, Organisation), die wir im SHIFT-Projekt entwickelt haben (www.future.hospital).
Am Beispiel von drei Kernmethoden gebe ich einen kurzen Einblick in das Buch und seine wichtigsten Erkenntnisse.
1. Die Kano-Methode: Was Bürgerinnen und Bürger wirklich wollen
Mit der Kano-Methode lässt sich herausfinden, welche digitalen Angebote Bürger:innen begeistern – und welche einfach nur Pflichtprogramm sind. Ein Auszug aus den Ergebnissen bei den Krankenversicherern:
- Digitales Rechnungsmanagement ist ein klassisches Basismerkmal: Es muss einfach funktionieren.
- Telemedizinische Geräte gelten als indifferente Merkmale: Den Befragten war es weitgehend egal, ob die Versicherer diese anbieten.
- Personalisierte Präventionsangebote landen als Begeisterungsmerkmale ganz oben. Die Bevölkerung wünscht sich massgeschneiderte Tipps aus ihren Abrechnungsdaten.
Nur schade, dass genau das in der Schweiz derzeit verboten ist – Ironie des Gesundheitssystems, einmal mehr.

2. Empathiekarten: Was Mitarbeitende denken, fühlen und wirklich brauchen
Damit Organisationen nicht nur technologisch, sondern auch kulturell fit bleiben, haben wir Mitarbeitende mit Empathiekarten zu Wort kommen lassen:
Was hören sie im Arbeitsalltag? Was belastet sie? Was motiviert sie? Was tun sie trotz Hindernissen? Am Beispiel der Apotheken zeigte dieses Tool klar: Die Mitarbeitenden wünschen sich grundsätzlich eine digitale Transformation – doch mangelnde Interoperabilität der Systeme sowie unklare regulatorische Anforderungen machen ihnen den Alltag unnötig schwer.

3. Digitaler Reifegrad: Der grosse Fitness-Check
Zum ersten Mal messen wir die digitale Fitness entlang des MTDO-Modells. Die Auswertung über alle sechs Akteursgruppen zeigt ein deutliches Bild:
- Vorne dabei: Pharma & Krankenversicherer
- Mittelfeld: Spitäler & Spitex
- Schlusslicht: Apotheken & Arztpraxen

Ein Gesamtbild mit Licht und Schatten: Ja, es gibt Fortschritte – aber das Tempo reicht nicht, um international mitzuhalten. Immerhin zeigen sich drei Hoffnungsbotschaften: eine anhaltend hohe Offenheit der Bevölkerung und Mitarbeitenden gegenüber Digitalisierung, Bewegung in den regulatorischen Rahmenbedingungen und eine lebendige Schweizer Innovationslandschaft.
Mehr erfahren? Ganz einfach.
- Wer tiefer in die Resultate eintauchen will: Hier geht’s zum vollständigen Report https://www.mwv-berlin.de/meldung/!/id/593
- Und wer lernen möchte, wie man Digital Health konkret in der Praxis umsetzt: Die ZHAW Digital Health Lab Academy liefert das passende Micro-Training: www.dh-academy.ch
Über den Autor
Dr. Alfred Angerer ist Professor am Winterthurer Instituts für Gesundheitsökonomie der ZHAW und beschäftigt sich seit über einem Jahrzehnt mit der digitalen Transformation des Gesundheitswesens.