
Von Linda Vinci
Übergewicht und Adipositas sind bedeutende Risikofaktoren für zahlreiche chronische Erkrankungen und stellen eine erhebliche Belastung für das Gesundheitssystem dar. Eine kürzlich veröffentlichte Studie der ZHAW, der Universität Luzern und der Berner Fachhochschule im Auftrag des Bundesamtes für Gesundheit zeigt, welche enormen Kosten durch Übergewicht und Adipositas in der Schweiz entstehen.
Jeder zweite Mann und jede dritte Frau sind betroffen
Übergewicht und Adipositas werden anhand von BMI-Kategorien definiert: Als übergewichtig gelten Personen mit einem BMI zwischen 25.0 und 29.9 kg/m², als adipös Personen mit einem BMI von 30.0 kg/m² oder höher. Im Jahr 2022 waren in der Schweiz 43% der erwachsenen Bevölkerung übergewichtig oder adipös. Dabei zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern: 52% der Männer waren betroffen, aber nur 34% der Frauen. Über den Zeitraum von 2012 bis 2022 blieben die Prävalenzen von Übergewicht und Adipositas bei beiden Geschlechtern insgesamt recht stabil.
Wie wurden die Kosten berechnet?
Unsere Studie schätzt die Kosten der Folgekrankheiten, die durch Adipositas und Übergewicht ausgelöst werden. Mit einem prävalenzbasierten Ansatz wurden die «Population Attributable Fractions» (PAF) berechnet und mit den Gesundheitskosten der Folgekrankheiten multipliziert. «Population Attributable Fractions» stehen für den Anteil der Krankheitsfälle, die auf einen Risikofaktor zurückzuführen sind. Sie wurden mit relativen Risiken aus der Literatur und Informationen zur Prävalenz der Risikofaktoren aus der Schweizerischen Gesundheitsbefragung berechnet.
Gesundheitskosten von 3.7 Milliarden Franken pro Jahr
Im Jahr 2022 verursachten Folgekrankheiten von Übergewicht und Adipositas Gesundheitskosten von CHF 3.7 Milliarden. Das entspricht 18% der durch die in der Studie berücksichtigten Krankheiten verursachten Gesundheitskosten. Diabetes Typ 2, Hypertonie und Arthrose machten den grössten Anteil an diesen Kosten aus.
Die Kosten nahmen mit steigendem Alter zu und waren bei den Männern deutlich höher als bei den Frauen. Besonders bemerkenswert ist der starke Anstieg der Gesundheitskosten aufgrund der beiden Risikofaktoren: Zwischen 2012 und 2022 stiegen sie um 46% von CHF 2.5 Milliarden auf CHF 3.7 Milliarden. Der beobachtete Kostenanstieg ist hauptsächlich auf den Anstieg der Gesamtkosten der berücksichtigten Krankheiten zurückzuführen.
Fazit
Übergewicht und Adipositas verursachen erhebliche Kosten und führen zu einem bedeutenden Verlust gesunder Lebensjahre. Präventionsmassnahmen sind deshalb wichtig, um die Prävalenz von Übergewicht und Adipositas zu senken und die damit verbundenen Gesundheitskosten zu reduzieren.
Die Studie ist öffentlich verfügbar und zeigt nebst den Kosten der Risikofaktoren Übergewicht und Adipositas sowie Bewegungsmangel auch die gesamten Gesundheitskosten, Produktionsverluste und verlorene gesunde Lebensjahre nach Ursachen (Krankheiten und weitere) und weiteren Dimensionen.
Linda Vinci ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Team HTA und gesundheitsökonomische Evaluationen.