Das Management im Gesundheitswesen hat ein Imageproblem – stimmt, aber man könnte es ändern!

Quelle: AdobeStock.com

Von Dr. Florian Liberatore

„Kosten senken, Effizienz steigern, Gewinne sichern“ – mit solchen Schlagworten wird das Management im Gesundheitswesen oft verbunden. Für viele Fachpersonen steht es für Sparprogramme, Budgetdruck und Kontrolle. Mitarbeitende gelten als Kostenfaktor, Patientinnen und Patienten als Erlösquelle. Das Management wird so zum Verhinderer – weit entfernt von der Realität klinischer Arbeit und Versorgung.

Das Problem: Dieses Bild entspricht zwar nicht der Wahrheit, aber es hält sich hartnäckig – und ist auch nicht ganz unbegründet. Zu oft wird betriebswirtschaftliches Denken mit einer Logik verknüpft, die vor allem auf Gewinnmaximierung zielt. Der Eindruck entsteht: Dem Management sei es egal, ob es sich mit einem Spital oder einem Schweinemastbetrieb befasst – Hauptsache, die Bilanz stimmt.

Doch so muss es nicht sein.

Was müsste geändert werden? Drei Dinge:

  1. Das Mindset,
  2. das Framing und
  3. die Budgetplanung.

Und so können es gehen:

1. Das richtige Mindset: Management als Support, nicht als Kontrolle

Ein modernes Verständnis sieht Management im Gesundheitswesen nicht als Kontroll- oder Optimierungsinstanz, sondern als Support-Funktion.

Das Ziel ist nicht, medizinische Entscheidungen zu steuern, sondern die Fachbereiche so zu unterstützen, dass sie ihren Versorgungsauftrag effizient, koordiniert und mit hoher Qualität erfüllen können.

Richtig verstanden, wird das Management so zu einem Enabler von Versorgung, nicht zu ihrem Gegner.

2. Auf das Framing kommt es an: Sprache prägt Haltung

Ob man von Kosten oder von Ressourcen spricht, ist keine Nebensache – es zeigt, wie man über Organisationen denkt. Wer von Kosten spricht, sieht Belastung. Wer von Ressourcen spricht, erkennt Beitrag und Wert.

Rentabilität fragt nach der Rendite. Finanzielle Stabilität fragt danach, ob die Organisation ihren Auftrag auch morgen noch erfüllen kann.

Effizienz und Wirtschaftlichkeit haben einen ökonomischen Fokus. Stattdessen könnte man auch davon sprechen, bedarfsgerecht Ressourcen einzusetzen. Nicht zu viel und nicht zu wenig.  

3. Budgetplanung richtig gedacht

Budgetprozesse im Gesundheitswesen folgen oft einer klassischen Logik: Zuerst wird eine Gewinnerwartung festgelegt, daraus entstehen Erlösziele – und am Ende werden Kostenbudgets passend „gerechnet“.
Richtig gedacht funktioniert Budgetplanung umgekehrt:

  1. Realistische Fallzahlen auf Basis des Versorgungsauftrags und Marktumfelds definieren.
  2. Bedarfsgerecht bestimmen, welche personellen, infrastrukturellen und materiellen Ressourcen nötig sind, um diese Fallzahlen qualitativ hochwertig zu bewältigen.
  3. Kostenbudgets aus diesen Ressourcen ableiten.
  4. Erst dann prüfen, ob unter diesen Bedingungen finanzielle Stabilität erreicht werden kann

So wird Budgetplanung zum Instrument der Versorgungssicherung, nicht zur Sparübung.

Fazit

Das Management im Gesundheitswesen hat ein Imageproblem, weil es zu oft mit Kontrolle, Effizienzdenken und Gewinnstreben gleichgesetzt wird. Doch betriebswirtschaftliches Denken kann auch anders verstanden werden: als unterstützendes System, das bedarfsorientierten Ressourceneinsatz steuert, die Erreichung von Qualitätszielen ermöglicht und finanzielle Stabilität sichert.

Wenn sich diese Haltung durchsetzt, wird das Management im Gesundheitswesen nicht länger als Gegnerin wahrgenommen – sondern als Partnerin einer nachhaltigen Gesundheitsversorgung.

Wir als Winterthurer Institut für Gesundheitsökonomie unterstützen in der Lehre, Weiterbildung und Beratung dabei, dass sich der Ansatz des „New Healthcare Management“ weiter durchsetzt. Interessierten Personen sei unsere neue Plattform für Micro-Teaching empfohlen: www.dh-academy.ch

Florian Liberatore ist wissenschaftlicher Mitarbeiter und Dozent im Team Management im Gesundheitswesen am WIG.


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